Kompromisse – die verwöhnten Stars in Unternehmen
Es ist ein ungeschriebenes Vorrecht, dass Stars besonders pfleglich behandelt werden wollen. Ganz ähnlich verhält es sich oft mit Kompromissen in Unternehmen. In der modernen Unternehmenskultur sind Kompromisse oftmals unvermeidlich. Sie repräsentieren eine Balance zwischen kontrastierenden Ideen, Meinungen und Prioritäten. Andererseits ziehen sie viel Aufmerksamkeit auf sich, benötigen ständige Pflege und können, wenn sie nicht richtig gehandhabt werden, erheblichen Schaden anrichten.
Ein dick belegtes Pausenbrot
Keine Frage! In ihrer reinsten Form sind Kompromisse eine Win-Win-Situation. Sie erlauben es Teams und Führungskräften, gegensätzliche Ideen zu kombinieren und Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten akzeptabel sind. Aber häufig sind Kompromisse Scheinlösungen, die niemandem wirklich helfen; ein bequemer Ausweg, ein dick belegtes und gut schmeckendes Pausenbrot, das Manager verteilen, wenn es darum geht, divergierende Ansichten zu beruhigen. Oftmals dann, wenn Führungskräfte unsicher sind oder Angst vor der Übernahme von Verantwortung für eine klare Richtung haben. Das kann zwar kurzfristig Spannungen abbauen, birgt jedoch auch das Risiko, dass keine der vorhandenen Lösungen optimal ausgeschöpft wird.
Die freundlichen Zeitfresser
Oft wird, anstatt eine konkrete Entscheidung zu treffen, eine „mittlere“ Lösung als Kompromiss präsentiert, die keine der Parteien zufriedenstellt. Wie ein verwöhnter Star, der ständige Bestätigung und Betreuung benötigt, erfordern solche Kompromisse auch eine kontinuierliche Überwachung. Die ständige Überprüfung, ob ein ausgehandelter Kompromiss noch funktioniert, ob Anpassungen erforderlich sind und so weiter ist zeit- und ressourcenaufwändig. Andere wichtige Aufgaben können so in den Hintergrund geraten. Ähnlich wie Stars, die trotz ihrer Privilegien unzufrieden sind, können Kompromisse zu Unzufriedenheit, Frustration und Demotivation führen. Niemand bekommt das, was er will.
Entscheidungskompetenz: Das Herzstück effektiven Managements
Ein Management, das anstelle von klaren Entscheidungen regelmäßig Kompromisse eingeht, resultiert schließlich in einer unscharfen und unklaren Unternehmensstrategie. Führungskräfte müssen in der Lage sein, eine Unternehmensvision klar zu kommunizieren und darauf aufbauende Entscheidungen zu treffen. Offenes Feedback von Mitarbeitern und Kollegen hilft, Entscheidungskompetenzen zu verbessern und zu erkennen, wann ein Kompromiss und wann eine klare Entscheidung erforderlich sind.
Der eigentliche „Star“, um den es geht, ist und bleibt das Unternehmen und die Marke.
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