

Erfolg braucht Freiheit – Von Vorarlbergs Weltmarktführern und Hidden Champions.
Hidden Champions dominieren ihre Nischen, ohne im Rampenlicht zu stehen. Gerade in Vorarlberg sind solche Unternehmen das Rückgrat der Wirtschaft – mit Innovationskraft, Exportstärke und globaler Ausrichtung. Ihr zukünftiger Erfolg hängt auch von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ab.
Versteckt, aber bedeutend – Hidden Champions sind Unternehmen, die in ihren Nischen Märkte dominieren, ohne dass sie der breiten Öffentlichkeit außerhalb der Regionen, in denen sie die meisten Mitarbeiter beschäftigen, bekannt sind. In Vorarlberg gibt es zahlreiche Top-Unternehmen: Blum versorgt die Welt mit hochwertigen Beschlägen, Alpla stellt PET-Flaschen für Kunden weltweit her, und Doppelmayr bringt mit seinen Seilbahnsystemen Menschen auf Berge rund um den Globus. Diese und ein paar weitere Vorarlberger Betriebe – etwa Zumtobel – gelten gemäß der in Österreich verwendeten Definition als Weltmarktführer; als Hidden Champions per Definition können beispielhaft Meusburger, Omicron Electronics, Photeon Technologies, Künz Gruppe, Heron Gruppe, Getzner Werkstoffe, Bachmann electronic genannt werden, wobei auch diese Unternehmen nur stellvertretend für viele weitere Vorarlberger Hidden Champions stehen.
Rückgrat der Wirtschaftskraft
Hidden Champions sind mittelständische Unternehmen, die in ihrem Segment führend sind und einen erheblichen Teil ihrer Produktion exportieren. Sie agieren häufig als spezialisierte Nischenanbieter mit außergewöhnlicher technischer Expertise und setzen in der Regel auf höchste Qualität. Ihre Innovationskraft ist hoch, und sie streben enge sowie langfristige Kundenbeziehungen an. Oft familiengeführt, verfolgen diese Unternehmen eine langfristige Strategie. Ihre Unternehmenskultur basiert auf harter Arbeit, Loyalität und einer strategischen Führung, die Innovation und Effizienz vereint. Anstatt sich auf aggressive Preiskämpfe mit Wettbewerbern einzulassen, setzen sie auf technologische Überlegenheit. In Vorarlberg tragen mehrere dieser Hidden Champions zur wirtschaftlichen Stärke, Innovationskraft und Exportleistung der Region bei.
Doch verdanken diese Unternehmen ihren Erfolg nicht nur Unternehmerpersönlichkeiten und fähigen Fachkräften, sondern auch den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die sie möglicherweise als zu selbstverständlich erachten – und für deren kontinuierliche Verbesserung es sich lohnen würde, sich einzusetzen.
Erfolgsfaktor Unternehmertum
Erfolgreiche Unternehmen werden oft von starken Unternehmerpersönlichkeiten geprägt. Erfolgreiche Unternehmer zeichnen sich durch Risikobereitschaft, Fleiß, Führungsstärke und Innovationsgeist aus. Doch diese Eigenschaften allein garantieren noch keinen unternehmerischen Erfolg – entscheidend sind auch die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. In freiheitlichen Demokratien mit funktionierenden Märkten können Unternehmen gedeihen, während in autoritären aber auch stark regulierten Wirtschaftssystemen unternehmerische Fähigkeiten nur selten die gewünschten Erträge bringen. Stattdessen sind dort politische Beziehungen sowie enge Kontakte mit Regierung und Verwaltung oft entscheidend für einen gewissen „Erfolg“.
Doch auch so mancher Unternehmer mag sich mit der Bürokratie arrangieren, anstatt öffentlich und mit Nachdruck darauf hinzuweisen, wenn Regulierungen und staatliche Eingriffe mehr schaden als nutzen – dabei würde genau das den Druck hin zu besseren Rahmenbedingungen erhöhen. Manche mögen sich sogar über bestimmte Vorschriften freuen, da diese innerhalb eines Landes als Schutz vor neuen Wettbewerbern dienen können. Obgleich Hidden Champions in der Regel nicht direkt von Subventionen profitieren, würden auch sie Subventionen wohl unkritisch gegenüberstehen, sofern sie solche erhielten. Ein allgemein kritischerer Ansatz mit Bezug auf Subventionen wäre zu fragen, ob etwas, das politisch subventioniert werden muss, überhaupt umgesetzt werden sollte – denn was sich nicht eigenständig durchsetzt, ist oft wirtschaftlich nicht sinnvoll und vielleicht sogar wohlfahrtsschädlich.
Ein hohes Maß an wirtschaftlicher Freiheit, Wettbewerb und eine effiziente Verwaltung wären entscheidende Voraussetzungen, um Unternehmen florieren und weitere Hidden Champions entstehen zu lassen.
Offenheit und Globalisierung
Die Stärke vieler Hidden Champions basiert maßgeblich auch auf ihrer internationalen Ausrichtung. Sie profitieren von einem möglichst freien Handel und globalen Märkten. So können sie Skaleneffekte realisieren und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft steigern, da die Fixkosten auf eine große Produktionsmenge umgelegt werden können. Freihandel und offene Märkte sind insofern essenziell für ihr Wachstum. Protektionismus durch Zölle aber insbesondere auch durch nicht-tarifäre Handelshemmnisse wie verschiedenste Regulierungen stellen daher erhebliche Risiken dar.
Die durchschnittlichen, nicht gewichteten EU-Zölle sind etwas höher als jene der USA. Besonders im Agrarbereich liegen die Zölle der EU deutlich über denen der Amerikaner. Die Unterschiede in der Ausprägung nicht-tarifärer Handelshemmnisse sind schwer zu messen, doch klar ist, dass sowohl die USA als auch die EU einen für beide Seiten kostspieligen Protektionismus betreiben. Auch Klimazölle, die als Instrument für „fairen“ Handel und zur CO2-Reduktion diskutiert werden und deren Einführung in Europa vorbereitet wird, bergen das Risiko politischer Fehlanreize und zusätzlichen Protektionismus. Sie könnten noch stärkere Gegenmaßnahmen anderer Länder, insbesondere der USA, provozieren. Ein umfassender Freihandel mit den USA – auch im Agrarbereich – wäre daher die bessere Strategie und käme den eigenen Hidden Champions zugute.
Allgemein ist Freihandel eine hervorragende Grundregel, an der sich politische Entscheidungsträger orientieren sollten. Leider stellt der Einsatz für Freihandel ein öffentliches Gut dar, von dem alle – Unternehmen und Bürger – profitieren. Genau deshalb engagieren sich nur wenige aktiv dafür, denn der Einsatz ist mit Kosten verbunden, während der Nutzen allen zugutekommt. Gerade die Hidden Champions sollten sich jedoch gemeinsam für Freihandel als Prinzip starkmachen, denn ohne ihn ist ihr Erfolg in Gefahr.
Bildung und Fachkräfte
Ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor für Hidden Champions ist der Zugang zu hochqualifizierten Fachkräften. Bildung spielt dabei eine zentrale Rolle – darüber besteht kein Zweifel. Doch nicht jede Art von „Bildung“ ist gleichermaßen nützlich. Entscheidend ist eine ausgewogene Mischung aus praxisorientierter Berufsausbildung, Lehre, kontinuierlicher Weiterqualifikation, angewandten Kenntnissen aus Fachhochschulen und einer gewissen theoretisch-formalen Bildung, wie sie an Universitäten vermittelt wird. In manchen EU-Ländern gab es die Tendenz, vor allem auf universitäre Bildung zu setzen. Dabei ist die Lehre ebenso essenziell für die Ausbildung fähiger Fachkräfte und eine florierende Wirtschaft.
Neben der Bildung wird ein wichtiger Aspekt oft übersehen, wenn es um Fachkräfte geht. Wenn es erfolgreichen Unternehmen heute schwerfällt, Fachkräfte zu finden, liegt das nicht nur an den Bildungsinstitutionen, sondern auch an den Anreizen, die durch das Steuer- und Abgabensystem entstehen. Dies ist besonders relevant, wenn es darum geht, Kapazitätsengpässe kurzfristig bis mittelfristig auszugleichen.
In Österreich beträgt die Steuer- und Abgabenlast auf zusätzliches verdientes Einkommen für Normalverdiener rund 40 Prozent, was bedeutet, dass ein erheblicher Teil jeder Gehaltserhöhung nicht beim Arbeitnehmer ankommt. Gleichzeitig bleibt weniger Arbeitszeit selbstverständlich steuerfrei. Diese Anreize können dazu führen, dass Arbeitnehmer kürzere Arbeitszeiten bevorzugen, anstatt mehr zu arbeiten und ein höheres Einkommen anzustreben – ein Problem für Hidden Champions und auch andere Unternehmen, die flexibel agieren müssen. Die hohen Löhne, die sie zahlen können und durchaus auch zahlen, sind aufgrund des Steuersystems weniger attraktiv, als sie sein könnten. Anders formuliert: Mehrarbeit lohnt sich für Fachkräfte nur bedingt. Während Unternehmen den vollen Bruttolohn samt Nebenkosten tragen müssen, bleibt dem Arbeitnehmer netto oft nur ein Bruchteil. Weniger Arbeitszeit hingegen ist eine steuerfreie Alternative. Die Konsequenz: Arbeitnehmer entscheiden sich häufiger für Freizeit, anstatt länger zu arbeiten, was das Problem des Fachkräftemangels weiter verschärft.
Gute wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen, in denen Hidden Champions gedeihen können, beinhalten auch ein Steuer- und Abgabensystem, in dem sich Leistung lohnt und hohe Löhne tatsächlich motivierend wirken.
Einsatz für gute Politik
Allgemein gilt: Hidden Champions entstehen nicht im Vakuum. Gute wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen sind mitentscheidend für ihren Erfolg. Manche heute erfolgreiche Unternehmer nehmen politische Entwicklungen oft nur am Rande wahr und reagieren erst, wenn negative Auswirkungen für sie selbst unmittelbar spürbar werden.
Dabei wäre es essenziell, sich als Unternehmer ernsthaft für gute wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen einzusetzen. Das wäre gar nicht so schwer – es ginge lediglich darum, sich für möglichst freie Märkte, Regulierungsabbau, Freihandel und ein leistungsfreundliches Steuersystem starkzumachen. Der Erhalt von Marktwirtschaft und wirtschaftlicher Freiheit ist kein Selbstläufer – er erfordert Engagement und einen kritischen Blick auf politische Entscheidungen und Entscheidungsträger. Wer sich als erfolgreicher Unternehmer für gute wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen einsetzt, sorgt damit letztlich auch für den langfristigen Erfolg des eigenen Unternehmens.
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