Peter Freiberger

Bescheiden ist nur die Größe

Oktober 2015

Kleiner Gipfel, großes Panorama – in diese Kategorie lässt sich die nur 1465 Meter hohe Staufenspitze über Schuttannen einordnen. Selten erlebt man auf einer in ihren Ausmaßen dermaßen bescheidenen Erhebung eine ähnlich außergewöhnliche Aussicht.

Eigentlich würde sich – was das Panorama betrifft – bereits die Fahrt nach Schuttannen lohnen. Wir wollen aber in dem Naherholungsraum oberhalb von Hohenems eine feine Wanderung unternehmen und dabei Gipfelglück erleben. Da passt die Staufenspitze gut ins Konzept. Eines sei allerdings gleich gesagt: So klein der Berg sein mag, den Zustieg auf der im Rahmen dieses Tipps vorgeschlagenen Route sollten nur Berg­erfahrene in Angriff nehmen. Das liegt nicht an der Charakteristik der Staufenspitze, sondern an jener des Steigs. Wer statt der Gipfeltour eine leichte Rundwanderung machen möchte, kann dies freilich ebenfalls tun.

Wir fahren jedenfalls in Hohenems in Richtung WIFI und orientieren uns an „Schuttannen“ bzw. „Emsreute“. Gut 700 Höhenmeter trennen das Rheintal vom Berggasthof Schuttannen. Die Straße ist inzwischen bis ganz hinauf asphaltiert (siehe dazu wegen Sperrzeit unbedingt den letzten Absatz!), neben der Einkehr steht ein großer Gratisparkplatz zur Verfügung. Hier, in 1145 Metern Höhe, befindet sich der Ausgangspunkt der Wanderung. Beim Wegweiser an der Bushaltestelle unterhalb heißt es, sich südöstlich (praktisch in gleichbleibender Richtung der Anfahrt) an „Staufenrunde“ orientieren und nicht gleich schon die Route zur Staufenspitze wählen. Ein Fahrweg leitet sanft dahin, an einer Weggabelung nach wenigen Schritten halten wir uns aufwärts. Der Fahrweg taucht in den Wald ein und zieht gemütlich bis in rund 1170 Meter empor.

Versteckte Welt

Die Route taucht ein in eine einsame Gegend, durch den lichten Wald lassen sich sanfte Hügel mit Almen erkennen. Es hat den Anschein, als handle es sich um eine versteckte, von der Zivilisation beinahe abgeschnittene Welt. Der Forstweg verläuft in der Folge eben bzw. leicht abwärts und schickt sich an, die Staufenspitze zu umrunden. Er verwandelt sich bei einem Hochstand in einen Steig, führt dann aus dem Wald heraus und quert einen abschüssigen Wiesenhang. Direkt unterhalb zieht das pittoreske Ebniter Tal dahin.

In diesem Abschnitt vor der Staufenalpe sollte man nicht achtlos an ganz offensichtlich uralten Laubbäumen vorübergehen. Die knorrigen Ahorne hätten gewiss einige Geschichten zu erzählen. Nach gut 45 Minuten sind jedenfalls die Gebäude der unbewirteten Staufenalpe erreicht. Hier haben nun die Gipfelstürmer die Möglichkeit, zur Staufenspitze aufzusteigen. Die gemütlichen Wanderer hingegen passieren die Alm in gleichbleibender Richtung, um – zunächst absteigend, später insgesamt ansteigend – auf einem Steig bzw. Fußweg die Umrundung der Staufenspitze bis zurück zum Ausgangspunkt fortzusetzen.  Dabei darf man bloß nicht versehentlich nördlich zur Karrenseilbahn absteigen. Es heißt im Prinzip einfach, stets gegen den Uhrzeigersinn um die Staufenspitze weitergehen. Ganz am Ende leitet die Route wieder ins freie Almgebiet von Schuttannen.
Für die „Profis“ beginnt bei der Staufenalm eine Herausforderung. Zwar trennen uns lediglich etwa 365 Höhenmeter vom Gipfel, die Streckenführung bzw. die Beschaffenheit des Steigs haben es aber in sich.

Direttissima für Geübte

Man orientiert sich jedenfalls an der Rückseite des Almhauses an „Staufenspitze“. Die Strecke taucht bald in den Wald ein und führt praktisch als Direttissima im sehr steilen Gelände empor. Zwar ist der Steig gut markiert, aber übersät mit Steinen und Wurzelwerk. Nicht allein bei Nässe heißt es, auf jeden Tritt zu achten. Bergschuhe mit gutem Profil sind unabdingbar, Stöcke erleichtern den Abschnitt ein wenig. Nur absolut Trittsichere sollten hier aufsteigen.

50 Minuten später folgt freilich die Belohnung in Form eines umwerfenden Panoramas: Auf dem Gipfel der Staufenspitze, die ein schönes Kreuz ziert, liegt der Bodensee zu Füßen, das Rheintal breitet sich aus, die Blicke schweifen unter anderem in die Schweiz und nach Deutschland. „Kleiner Gipfel ganz groß“, ist man geneigt zu sagen.

Nach dem Genuss des Panoramas gehen wir vom Kreuz ein paar Meter retour, um beim Wegweiser die rot gekennzeichnete Route ins von oben gut erkennbare Schuttannen zu wählen. Bei diesem Steig handelt es sich zwar ebenfalls nicht um einen ausgetrampelten Pfad, vor allzu große Schwierigkeiten sollte er freilich niemanden stellen. Im unteren Bereich verwandelt er sich ohnehin in einen Fahrweg, auf dem es in wenigen Minuten zurück zum Startpunkt der Wanderung geht. Die Gipfeltour hat uns doch einiges abverlangt. Deshalb sollte keiner ohne eine Stärkung im Gasthof Schuttannen zurück ins Tal aufbrechen.

Achtung: Wegen Bauarbeiten ist das letzte Stück der Straße nach Schuttannen in der ersten Oktoberhälfte offiziell gesperrt. Dann verkehrt der Wanderbus nur bis zur Haltestelle Kreiers Alp (rund 200 zusätzliche Höhenmeter, rund vier zusätzliche Entfernungskilometer – Hin- und Rückweg zusammen); Pkw-Verkehr noch ein Stück weiter möglich, aber kaum Parkmöglichkeiten vorhanden. Theoretisch frühere Straßenfreigabe möglich; aktuelle Infos: Stadt Hohenems, Tel 05576 7101-0.

Talort: Hohenems (415 m)
Ausgangspunkt: Öffentlicher Parkplatz beim Berg­gasthof Schuttannen im Hohenemser Naherholungsgebiet Schuttannen (1145 m)
Strecke: Fahrweg, Fußweg, Steig
Höhenunterschied: je rund 400 Höhenmeter in Auf- bzw. Abstieg (Gipfeltour) bzw. je rund 200 Höhenmeter in Auf- bzw. Abstieg (Rundtour ohne Gipfel)
Entfernungs­kilometer: rund 4,5 km (Gipfeltour) bzw. rund 5,5 km (Rundtour ohne Gipfel)
Gehzeit: knapp 1 ¾ Std. Schuttannen – Staufenalpe – Staufenspitze; rund 50 Minuten Staufenspitze – Schuttannen; rund 2 Std. (Rundtour ohne Gipfel)
Voraussetzung: Trittsicherheit, Bergerfahrung, Schwindelfreiheit (für Gipfeltour); keine besonderen Voraussetzungen für Rundwanderung ohne Gipfelabstecher
Kinder: ab dem Babyalter bei Rundwanderung ohne Gipfel; Gipfeltour für Kinder nicht geeignet
Mountainbuggy: nein
Ausrüstung: Festes Schuhwerk und Stöcke (für Gipfeltour); normale Wanderausrüstung für Rundtour ohne Gipfel
Einkehrmöglichkeit: Berggasthof Schuttannen, bis Mitte November geöffnet, Donnerstag Ruhetag;
Tel 0664 3579576, E-Mail berggasthof-schuttannen@aon.at
Anreise mit Öffis: Wanderbus 55w verkehrt bis 26. Oktober an Samstagen, Sonn- und Feiertagen stündlich vom ÖBB-Bahnhof Hohenems bis zum Ausgangspunkt; erste Fahrt ab Bahnhof um 7.35 Uhr, letzte Fahrt ab Schuttannen um 18 Uhr

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