Peter Freiberger

Wer möchte da schon ans Meer?

September 2014

Um im Strandkorb oder im Liegestuhl die warme Jahreszeit zu genießen, muss niemand ans Meer fahren. Auch in den heimischen Bergen wird dieser Luxus geboten. Die Palüdhütte ist ein Geheimtipp dafür.

Im Winter zieht es die Skifahrer im Skigebiet von Brand in die heimelige Einkehr, wenn sie eine Pause einlegen oder Lust auf kulinarische Schmankerln inklusive Hüttenatmosphäre haben. Aber an die kalte Jahreszeit wollen wir jetzt noch nicht denken, da doch – hoffentlich – der Altweibersommer ins Land zieht.

Da steht jedenfalls mir der Sinn nach einer ebenso wundervollen wie gemütlichen Genusswanderung mit einem lohnenden Ziel, das Speis und Trank bietet und jetzt im September noch geöffnet hat – eine Kombination, die sich freilich nicht sehr oft findet, mit der die Palüdhütte aufwartet.

Knapp 700 Höhenmeter über einen guten Fahr- bzw. Wanderweg stellen keine unüberwindbare Herausforderung dar. So verzichten jedenfalls wir im Aufstieg meist auf die Unterstützung der Dorfbahn, die wir uns allerdings als knieschonende Alternative für den Abstieg offenhalten.

Mir gefällt die Abwechslung und Leichtigkeit, die dieser Wanderung innewohnt. Wald, freie Almwiesen, sanfte Matten sowie die schroffen Felswände und Gipfel des Rätikons bilden die Zutaten, die die Natur in dem Gebiet westlich über Brand bereitstellt.

Es dauert nicht lange, bis über einen Fahrweg (im Wald nicht auf den steilen Steig bzw. auf den Weg taleinwärts abzweigen) die Bergstation der Dorfbahn erreicht und somit die erste Etappe geschafft ist. Hier offenbart sich erstmals die Kessellage von Brand, die mich jedes Mal neu erstaunt und beeindruckt. Hier lassen sich auch erstaunliche und eindrucksvolle Stimmungen erleben, wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt. Dieses Glück hatte ich heuer an einem Juliabend. Nach einem verregneten Tag klarte es langsam auf, die Abendsonne tauchte die Gipfel gegenüber in warmes Licht und brachte sie scheinbar fast zum Brennen. Die dunklen Wolken darüber trugen ihren – düsteren – Teil zu dieser wundervollen Komposition der Natur bei. Damals war die nahe Innere Parpfienzalpe am Ausgang des Lorenzitals mein Ziel. Auf unserer Wanderung markiert sie hingegen bloß das Ende eines weiteren Abschnitts.

Der Fahrweg zieht in der Folge in einer weiten Schleife wieder in die entgegengesetzte Richtung, beim Niggenkopfstüble öffnet sich erstmals ein ebenso jäher wie spektakulärer Tiefblick in den Ort hinunter. Ein paar Höhenmeter im Aufstieg über die alte Schlepplifttrasse gilt es noch zu packen bis zum höchsten Punkt der Wanderung. Ein schmaler Fußweg leitet schließlich links hinüber und in der Folge ein kleines Stück hinab zur Palüdhütte (mit dem Mountainbuggy den Fahrweg ein paar Meter oberhalb benützen).

Es gibt nur wenige andere Berghütten, die von den Wirtsleuten ähnlich liebe- und geschmackvoll dekoriert werden. Herzlichkeit ist hier generell Trumpf. Mit Herzlichkeit und Gastfreundschaft lässt es sich auch punkten bei den Gästen – ganz im Sinne der Tourismusstrategie 2020.

Immer wenn ich die aussichtsreiche Hüttenterrasse erreiche, blicke ich rasch zu den einladenden Strandkörben und Liegestühlen, die magische Anziehungspunkte sind. Ah – dort hinten ist noch einer frei! Also nichts wie hin, Sonne und Berglandschaft genießen und ausspannen. Wer möchte da schon ans Meer?

Mir käme es in dem Moment jedenfalls nicht in den Sinn, schon gar nicht in Anbetracht der kulinarischen Highlights, die der Wirt selbst in der Küche zubereitet. In Sachen Regionalität lässt er sich dabei nichts vormachen – einige der Zutaten stammen direkt aus der unmittelbaren Umgebung der Einkehr. Das mundet dann doppelt gut.

Den Stress, bald wieder aufbrechen zu müssen, braucht sich keiner zu machen – schon grundsätzlich nicht, und speziell deshalb nicht, weil die Option „Dorfbahn“ bereitsteht. Die sollte man für den Abstieg nutzen. Die Knie werden ja auch nicht jünger.

 

Für Familien geeignet

Die Palüdhütte befindet sich in 1656 Meter Höhe (nord)westlich oberhalb von Brand bei Bludenz. Sie hat bis 26. Oktober geöffnet (Montag Ruhetag).

Route: Talstation Dorfbahn Brand – Bergstation Dorfbahn – Innere Parpfienzalpe – Niggenkopfstüble – Palüdhütt
Höhenunterschied: knapp 700 Höhenmeter
Entfernungskilometer: knapp 9 Kilometer
Gehzeit: rund 2¼ Std. (Aufstieg) Gehzeit im Aufstieg bei Benützung der Dorfbahn: rund 1¼ Std. (rund 250 Höhenmeter) Geeignet für: Familien (Mountainbuggy verwendbar)
Weitere Einkehrmöglichkeiten: Innere Parpfienzalpe (geöffnet je nach Witterung im September), Berghof Melkboden Bergbahnen Brandnertal T 05559/224-0 (Betrieb bis 26. Oktober)

Mehr Informationen unter
www.paluedhuette.at

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