
Rodelspaß abseits der Massen
Im Sommer nimmt man sie oft nur als Randerscheinung am Weg zum Lünersee wahr, im Winter ist die Schattenlaganthütte (1483 m) inmitten einer eindrucksvollen und einsamen Bergkulisse im Brandnertal (noch) ein Geheimtipp für Rodler und Winterwanderer. Massenbetrieb gibt es anderswo.
Welch ein Kontrast: In der warmen Jahreszeit fahren täglich unzählige Autos über die schmale Privatstraße von Brand/Innertal zur Talstation der Lünerseebahn. Im Winter herrscht hingegen Fahrverbot, sodass der Weg zur Rodelbahn mutiert. Die Strecke zur Schattenlaganthütte eignet sich freilich auch für reine Winterwanderer.
Wir fahren von Bludenz hinauf nach Brand bis ans Ortsende in Innertal. Unmittelbar nach den letzten Häusern beginnt das Fahrverbot, hier befindet sich der Ausgangspunkt unserer Tour (rund 1070 m). Den Wagen kann man unmittelbar davor auf dem Parkplatz der Palüdbahn abstellen. Alternativ bringt uns bequem der Landbus Nr. 81 hierher.
Zwei Routen zur Auswahl
Gleich am Ausgangspunkt besteht die Möglichkeit, zwischen zwei Routen zu wählen. Die Rodler ziehen ihren Schlitten wohl am besten über die Fahrstraße, die reinen Winterwanderer halten sich hingegen bei der Fahrverbotstafel links, gehen an der Kapelle vorbei, über die Brücke und nehmen anschließend nach wenigen Metern rechts den beschilderten Winterwanderweg („Schattenlagant“).
Der führt als (breiter) Fußweg orografisch rechts des Alvierbachs durch den Wald und freie Wiesen empor. In ungefähr 1350 Metern Höhe mündet er zurück in die Rodelbahn. Ab nun gibt es nur noch eine Zustiegsmöglichkeit. Landschaftlich bieten beide Routen tolle Eindrücke, da wie dort lauern nirgendwo steile Passagen.
Die Rodelbahn leitet vom Ausgangspunkt zunächst ohne größere Richtungsänderungen empor. Im ersten Abschnitt sollte man – kalte Witterung vorausgesetzt – hin und wieder unbedingt nach links blicken, wo spektakuläre Eisgebilde die Felswand in Beschlag genommen haben. Mit etwas Glück lassen sich Eiskletterer darin erkennen. Die Winterwanderer gehen übrigens direkt unterhalb der Wand vorbei.
Apropos „kalte Witterung“: Im Hochwinter heißt es, sich in jedem Fall warm anzuziehen, zumal die Tour überwiegend im Schatten verläuft. Auch das Ziel zeigt sich – nomen es omen –nicht von seiner sonnigsten Seite. Der Vorteil: Selbst bei kräftigen Föhnlagen herrschen meist gute Bahnverhältnisse.
Niemand braucht sich einzureihen in eine Schar Gleichgesinnter, denn die Massen zieht es im Winter nicht zur Schattenlaganthütte. Hier lässt sich in der kalten Jahreszeit überwiegend noch Bergeinsamkeit erleben.
Alpiner Charakter
Und man erlebt bemerkenswerte landschaftliche Eindrücke inmitten einer sehr alpin wirkenden Gegend. Als Highlight in dem Zusammenhang erweist sich der wundervolle, von einem Bergkranz gesäumte Kessel, bevor die Rodelbahn nach der ersten Brücke in einer Linkskehre eine Geländestufe überwindet. Jetzt öffnen sich außerdem schöne Blicke zurück talauswärts in den Ort. Die Strecke verläuft in der Folge wieder mäßig ansteigend dahin, in dem Bereich mündet auch der Winterwanderweg in die Rodelbahn ein. Im Anschluss an eine weitere Linkskehre zieht die Route in den Wald hinein und neuerlich stärker ansteigend empor.
Eine flacher Abschnitt kündigt die nahe Schattenlaganthütte an. Etwa zehn Minuten später und insgesamt nach rund 1 ½ Stunden ist die gemütliche Einkehr, die sich unterhalb einer mächtigen Schuttreise befindet, schließlich erreicht.
Hausgemachte Spezialitäten
Jetzt nichts wie hinein in die warme Stube. Mit ein bisschen Glück ergattert man ja einen Platz am Kachelofen. In der Einkehr herrscht eine außergewöhnlich feine Atmosphäre, die Speisekarte bietet einige hausgemachte Spezialitäten. An zahlreichen Details zeigt sich, dass die Wirtsleute die Schattenlaganthütte mit viel Liebe führen.
Schließlich gibt es als Höhepunkt eine kurzweilige Rodelpartie. Nicht allzu schwierige Kurven und mäßig steile Geradeauspassagen prägen die Bahn. Nichts spricht dagegen, dass Kleinkinder selbst eine Rodel pilotieren, wer seinen Schlitten gut gewachst hat, schafft sogar das kurze Flachstück ohne abzusteigen. In den Genuss der Rodelpartie können auch die Winterwanderer kommen, denn der Wirt verleiht Rodel. Übrigens: Bereits Ende November herrschten ausgezeichnete Verhältnisse!
Rund fünf Kilometer langes Rodelvergnügen wartet. Da haben sich die kleinen Aufstiegsmühen in jedem Fall gelohnt.
Talort: Brand (1000 m)
Ausgangspunkt: Beginn der Privatstraße zur Lünerseebahn in Brand/Innertal (rund 1070 m); Benützung des Parkplatzes der Palüdbahn geduldet
Strecke: Rodelbahn bzw. Winterwanderweg
Höhenunterschied: rund 400 Höhenmeter
Entfernungskilometer: rund 5 Kilometer (Ausgangspunkt – Schattenlaganthütte über Rodelbahn); rund 4 Kilometer (Ausgangspunkt – Schattenlaganthütte über Winterwanderweg)
Gehzeit: rund 1 ½ Std. Aufstieg (Rodelbahn); Aufstieg über Winterwanderweg etwas kürzer; gut 1 Std. Abstieg (Winterwanderweg)
Voraussetzung: Grundmaß an Ausdauer
Kinder: ab dem Kleinkindalter
Einkehrmöglichkeiten: Schattenlaganthütte (1483 m); ab 5. Dezember Samstag/Sonntag geöffnet; ab 19. Dezember durchgehender Betrieb (ab Jänner Ruhetag möglich); Tel 0676 9562502; www.schattenlaganthuette.at; Rodelverleih
Hinweis: Infos zu eventueller Sperre wegen Lawinengefahr beim Wirt
Anreise: mit Öffis Landbus Nr. 81 von Bludenz zum Ausgangspunkt
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