Michael Lederer

interimistischer Leiter Büro für Zukunftsfragen

Das räudige Revival der Moral … oder: Warum uns die DSGVO beim Klimaschutz helfen kann.

November 2019

Kaum ein anderes Thema wie das Klima bestimmte die politische Agenda in den letzten Monaten so stark. Zu Recht. Aber nur wie? Viel von: Wer hat Schuld? Wer hat Recht? Wer ist besser? Und wer ist glaubwürdig? Oft klingt durch, wir müssen bessere Menschen werden, aber eigentlich müssen wir nur besser leben. Ob ich jetzt fliege und weniger Fleisch esse, macht das den Unterschied? Natürlich hat es Wirkung, aber wie kommen wir hier zu einer kritischen Masse? Jedenfalls macht es oftmals schlechtes Gewissen und miese Stimmung, ein bisschen Ohnmacht …, nichts davon können wir brauchen, wenn wir die Welt „retten“ wollen. Und stattdessen müssten wir es nur machen wie bei der DSGVO. „Design by default“ heißt das Prinzip und bedeutet, dass standardmäßig meine Daten geschützt sind und dass bei einer weiteren Verarbeitung meiner Daten ich die explizite Zustimmung geben muss. Klimaschutz als Default also – der regionale Gemüseteller ist günstiger und besser beworben als das Einrichtungshaus-Schnitzel um €4,-. Kostenwahrheit statt Moralappell. 
Was aber ist ein guter Standard für den Klimaschutz und in welchen Bereichen setzen wir diesen durch? Eine dringende Frage, die eines Aushandlungsprozesses bedarf. Und schauen wir in die Welt, können wir sehen, dass in vielen Ländern „Citizen Assemblies“ nach dem irischen Modell stattfinden. Zufallsbürger entwickeln gemeinsam mit Wissenschaft und Politik mögliche Standards und Maßnahmen. Und in der Verhaltensökonomie finden sich viele Beispiele für wirksame Anpassungen von Rahmenbedingungen, um letztlich Verhalten zu ändern. Ohne den moralischen Zeigefinger, dafür mit starker demokratischer Legitimation. Das wäre doch ein interessanter Weg für Vorarlberg, oder nicht? Und es macht uns nicht zu besseren Menschen, aber vielleicht leben wir dann einfach besser.