Armin Fidler

Prof. Health Economics and Management Universität Bologna, Senior Lecturer MCI

Herausforderungen im globalen Pandemie­management

Dezember 2021

In den zwei Jahren der Pandemie wurde die Komplexität des nationalen und internationalen Krisenmanagements sichtbar. Neben der epidemiologischen Herausforderung sind ethische, ökonomische, gesellschaftspolitische Fragen aufgetaucht. Trotz der schnellen Entwicklung eines hochwirksamen Impfstoffs bleibt die Situation – auch aus globaler Perspektive – prekär. Impfskeptizismus, Wissenschaftsfeindlichkeit und nationalistischer Egoismus in reichen Ländern, und marode Gesundheitssysteme, sowie das Fehlen von Ressourcen in Staaten mit niedriger Wirtschaftsleistung stellen den Erfolg der globalen Pandemiebewältigung in Frage. Die vergangenen Monate haben die Bedeutung von Leadership in öffentlichen (nationalen und supranationalen) Institutionen im Pandemiemanagement aufgezeigt, aber auch die zentrale Rolle der forschenden Pharmaindustrie, sowie von Nicht-Regierungs-Institutionen (Rotes Kreuz).
Der Effekt von Pandemien reicht in alle gesellschaftlichen Bereiche und Wirtschaftssektoren, damit sind Gesundheitskrisen gleichzeitig Wirtschafts- und soziale Krisen. Fehleinschätzungen haben gezeigt, dass im Gesundheitssektor und in der Wirtschaft ein effektives Pandemiemanagement die jeweiligen Interessen aller Beteiligten abstimmen muss. Und die Bereitschaft der Menschen, Einschränkungen und Verhaltensveränderungen zu akzeptieren, ist auch davon abhängig, inwieweit sie in Entscheidungen eingebunden sind und ob grundsätzliches Vertrauen in Wissenschaft und Politik besteht. 
In Debatten um die Effektivität des Pandemiemanagements fehlt die Erkenntnis, dass die nachhaltige Bewältigung der Pandemie nur durch Zusammenarbeit über Sektoren und Nationen hinweg gelingen kann. Durch gemeinsames Handeln der Staatengemeinschaft, den mit der Gesundheitskrise betrauten internationalen Organisationen und in Partnerschaft mit dem Privatsektor haben wir eine Chance, diese Krise erfolgreich zu bewältigen, zu lernen und damit besser vorbereitet zu sein.