Michael Dünser

 Inhaber einer Kommunikationsagentur in Bregenz

Spiel des Lebens

September 2021

Auffallend viel geweint wurde dieses Mal bei Olympia. Aus Freude, Erleichterung, Enttäuschung, Wut. Der Sport als Spiegelbild des Lebens: mit Höhen und Tiefen, mit Emotionen und Leidenschaft, mit hartem, aber (meist) fairem Ringen um Sekunden, Zentimeter und Medaillen.
Dieser Mix hat Olympia – mit allen gebotenen Abstrichen – wieder zum faszinierenden Ereignis gemacht. Athleten zum Angreifen und Hineinfühlen haben uns für zwei Wochen den Glauben an den wahren Sport wiedergegeben. Sonst kaum beachtete, aber umso spektakulärere Disziplinen wie Klettern, BMX oder Mountainbike haben uns vergessen lassen, dass die große Sportwelt längsat von Scheichs, Oligarchen, asiatischen Konsortien und TV-Rechten bestimmt ist.
Mittendrin statt nur dabei in Tokio „unsere“ Bettina Plank. Ihre Mischung aus Wille, Ehrgeiz, Dankbarkeit und Stolz hat auch jene beeindruckt, die nicht jedes Wort verstanden haben, als sie über Karate-Bronze erzählt hat – in bestem Vorarlberger Dialekt und so ungekünstelt und ehrlich, dass man sie mit jedem Satz noch mehr ins Herz schließen musste. Ihre Tränen waren dann auch zu 100 Prozent echt. Anders als bei einem Lionel Messi, der zum Opfer eines von ihm selbst maßgeblich geprägten Systems wurde und vermeintlich tieftraurig in Barcelona von dannen ziehen musste. Um einen Tag später in Paris anzuheuern, wo sie sein Jahreseinkommen mit freundlicher Unterstützung aus Katar von 35 auf 41 Millionen Euro (netto) erhöhten. Und dem ärgsten Schmerz mit einer zusätzlichen Einmalzahlung von 40 Millionen Euro Linderung verschafften.
Der Sport schreibt viele Geschichten. Olympia erinnert immer zuverlässig daran, dass es neben den zu Recht verehrten Idolen auch die Kleinen gibt, die ebenfalls unseren Respekt verdient haben. Auch abseits der Großereignisse.