Eva Grabherr

 okay.zusammen leben/Projektstelle für Zuwanderung und Integration

Von nichts kommt nichts

September 2015

Vorarlberg/Österreich/Europa ist gefordert mit der stark gestiegenen Zahl von Flüchtlingen. Den medialen Fokus bilden noch immer Schwierigkeiten von Politik und Behörden, die Herausforderung zu meistern. Optimistisch für Vorarlberg stimmt, dass die Vorgehensweise der institutionell Verantwortlichen mittlerweile deutlich stärker abgestimmt ist als noch vor ein paar Monaten. Davon zeugt auch das Internetportal „fluechtlingsquartiere.at“, Kern einer neuen Informations- und Koordinationskampagne der zentralen Akteure Landesregierung, Kommunen/Gemeindeverband und Caritas. Optimistisch stimmt auch das hohe Engagement von Bürgerinnen und Bürgern, die als Freiwillige mit Flüchtlingen Deutsch lernen, bei der Wohnungssuche helfen oder Sach- und Geldspenden leisten. Sie bilden über ihre Unterstützung hinaus eine Brücke in die Bevölkerung, auch hin zu den Skeptischen. Es ist nicht nur „Hausverstandsweisheit“, sondern wissenschaftlich belegt, dass reale Begegnung Vorurteilen entgegenwirken kann – und zwar nicht nur bei denjenigen im direkten Kontakt, sondern auch in deren sozialer Umgebung. Das überzeugt selbstverständlich nicht alle Skeptischen. Es erschwert es aber zumindest, sich generalisierend auf „die“ Bevölkerung zu beziehen, wenn man die rechtliche und moralische Solidaritätspflicht grundsätzlich in Zweifel ziehen will. Nach der Sicherung der ersten existenziellen Bedürfnisse dieser Menschen und ihrer Anerkennung als Flüchtlinge folgt der für beide Seiten arbeitsreiche und Investments erfordernde Weg der Integration in unsere Gesellschaft. Die kompetente Bewältigung dieser Prozesse wird entscheiden, ob die Situation die Chancen bereithält, die sich volkswirtschaftliche und demografische Expertisen für unsere alternden und je nach Land auch schon schrumpfenden Gesellschaften in Europa erwarten.