Ulrike Willam–Kinz

Verein der Vorarlberger in Wien

Was steht denn da?

März 2019

Nach ein paar Bildern gebe ich auf. Nicht das Betrachten. Das nah Hingehen und Hinunterbeugen zu dem Text in wuzikleiner Schrift, der mir sagt, wer das Bild gemalt hat und wie es heißt. Die 1A-Brille hilft da leider auch nicht. Schaue ich mich im Raum um, stelle ich fest, dass auch andere Museumsbesucher vor den Texten in die Knie gehen und mit der Nase fast daran anstoßen. Vor allem jene, die halt nicht mehr ganz so jung sind. 

Mir ist klar, dass Ausstellungsgestaltende um Ästhetik bemüht sind. Kleine Texte oder Schildchen, rechts oder links unten neben dem Bild wirken elegant. Aber muss die Schrift so klein sein, muss der Text so platziert sein, dass sich das Auge mit dem Fokussieren schwer tut? An einer Führung teilzunehmen geht sich nicht immer aus. Man könnte sich auch alles erzählen lassen, vom Audioguide oder von der Museums-App. Ungern. Viel netter ist es doch, sich mit seiner Begleitung beim Anschauen der Exponate auszutauschen. Leise, versteht sich.
Es ist einfach so, mit 50+ lassen Sehkraft und Sehschärfe nach. Das trifft nahezu alle Menschen, auf der ganzen Welt, sagt der Augenarzt. Auch die beste Brille kann das nicht mehr ausgleichen. Leider hat sich dieses Faktum bei vielen Ausstellungsgestaltenden noch nicht herumgesprochen. Bei einigen Zeitungs- und Magazinmachenden übrigens auch nicht. 

Egal? Nein! Wir 50+ sind die Baby­Boomer-Generation. Wir sind ganz viele. Viele von uns sind reisefreudig, kulturinteressiert. Einige von uns gehen bald in Pension oder sind es schon. Dann haben wir noch mehr Zeit, zum Beispiel für Museumsbesuche. Also bitte, werte Ausstellungsgestaltende: Denkt an uns, brieft eure Grafiker. Mit größeren, auf Sichthöhe angebrachten Bildbeschriftungen erleichtert ihr uns den Kunstgenuss ungemein!