95 Jahre erfolgreich
Schuhhaus Vögel in der Kaiserstraße – seit drei Generationen eine angesagte Adresse in Bregenz, wenn es um das Thema Schuhe geht. Spricht man allenthalben über den Kampf zwischen stationärem Handel und Online-Shopping, so kommt man nicht an diesem Familienbetrieb vorbei, der – gerade in Zeiten von Corona – seine Flexibilität bewiesen hat.
So war der 16. März 2020 ein einschneidender Tag in der Geschichte des Schuhhauses. „Wie vielen andere war uns beim ersten Lockdown nicht klar, was das für unsere Zukunft bedeuten sollte“, erklärt Geschäftsführer und Inhaber Robert Vögel. Seine Schwester Sabine ergänzt: „Wir saßen zu Hause und überlegten, wie wir weiter vorgehen sollten.“
Ein großes Plus in dieser Zeit sei die Unterstützung durch die vielen Stammkunden gewesen, die die Unternehmerfamilie ermuntert habe, ein neues Businessmodell zu entwickeln. Das Ergebnis: „Wie haben innert kürzester Zeit einen Online-Shop auf die Beine gestellt, in dem unsere Kunden stöbern konnten und tatsächlich auch fleißig geordert haben.“ Die Bestellungen wurden dann vom Team Vögel – Robert, Schwester Sabine und Gattin Elke – sortiert, anschließend wurde eine Route festgelegt, um die Ware zuzustellen. So konnte das Unternehmen im Rahmen der Möglichkeiten Umsätze generieren und die Bindung zu seinen Kunden noch mehr intensivieren. „Ein weiteres Plus war ein Besuch des ORF, der unser Modell publik gemacht hat. Diese Geschichte hat uns einen zusätzlichen Schub gegeben“, erklärt Schwester Sabine Nussbichler.
Familienunternehmen mit Verantwortung
Eine weitere Besonderheit stellt die Personalpolitik des Familienunternehmens dar. Haben die meisten Firmen in Zeiten von Corona Personal abbauen müssen, so ist das Schuhhaus Vögel einen anderen Weg gegangen. „Wir haben vor der Pandemie eine Mitarbeiterin gesucht. Im Zuge dieser Suche fanden wir eine Person, die unseren Vorstellungen entsprochen hat“, erzählt Robert Vögel. So habe er ihr zugesagt. Und obwohl Corona alles verändert hat, habe er sich verpflichtet gefühlt, zu seinem Wort zu stehen. „Heute bin ich froh, dass wir das durchgezogen haben“, so der Geschäftsführer.
Überhaupt ist der Familienbetrieb bekannt für sein gutes Arbeitsklima. Das Schuhhaus Vögel hat zehn Mitarbeitende, von denen alle schon seit vielen Jahren im Unternehmen beschäftigt sind. Fluktuation gebe es praktisch keine, so Elke Vögel. Und das sei schon seit der Gründung so gewesen.
Schuhmacher Joachim Vögel
Ins Leben gerufen wurde das Unternehmen 1928 von Joachim Vögel, Jahrgang 1905, aus Doren. Gemeinsam mit Gattin Sophie aus Buch zog es ihn in die Landeshauptstadt, wo er in der Jahnstraße 20 eine Schuhmacherwerkstatt eröffnete. Kurze Zeit später kam eine Filiale in der Klostergasse 12 dazu. 1940 beschäftige Vögel sechs Mitarbeiter. Aufgrund von Platzmangel verlegte er 1941 die Werkstatt in die Mildenbergstraße 9, 1946 übersiedelte er mit dem Betrieb an die heutige Adresse Kaiserstraße 3, die Werkstatt verblieb in der Mildenbergstraße, wo die Maschinen bis zu seinem Tod verblieben. Heute ist das Gebäude das Heim von Enkelin Sabine Nussbichler mit Familie.
Joachim Vögel erkannte früh, dass die Zukunft seines Handwerks weniger in der Reparatur als vielmehr im Handel liege. Deshalb verlegte er das Hauptaugenmerks seines Geschäfts mehr und mehr auf den Verkauf. Er besuchte sämtliche Messen in Österreich, um sein Portfolio zusammenzustellen, darüber hinaus ergänzten unter anderem Sandalen aus Italien sein Sortiment. „Das Geschäft war damals viel kleiner als die heutigen Räumlichkeiten“, erzählt Robert Vögel. Auf einer Fläche von gerade einmal 20 Quadratmetern verkauften Joachim Vögel und seine Frau Schuhe an die Bregenzer Bevölkerung.
Ära Erich Vögel
Sohn Erich besuchte die Handelsschule, um nach deren Abschluss noch eine Schuhmacherlehre in Feldkirch zu absolvieren. Anschließend war er zehn Monate in Wien in einem Schuhhandel tätig. Die Zeit in der Bundeshauptstadt nutzte der junge Mann nicht nur beruflich, sondern auch, um seiner Leidenschaft, dem Fußball, zu frönen. Erich Vögel war Zeit seines Lebens als Aktiver und dann als Anhänger dem Verein Schwarz Weiß Bregenz verbunden.
1973 übernahm Erich Vögel das Unternehmen in der Kaiserstraße, das er mit viel Umsicht vergrößerte und sanierte. Während der Umbauphase wurden die Waren in den gegenüberliegenden Räumlichkeiten des Hotel Sonne in der Kaiserstraße verkauft, bis am 19. März 1974 das Geschäft unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit wiedereröffnet wurde. 1987 erfolgte der zweite große Umbau.
Sohn Robert absolvierte in den 80er-Jahren die Lehre im elterlichen Betrieb und übernahm 1996 das Schuhhaus, das er bis zum heutigen Tag führt. Unter seiner Ägide fand 2007 der bis dato letzte Umbau statt, der durch DI Hermann Boss realisiert wurde.
Engagement für die Stadt
Doch Familie Vögel ist in der Landeshauptstadt nicht nur aufgrund ihrer geschäftlichen Aktivitäten bekannt. Robert setzt sich schon seit vielen Jahren in zahlreichen Vereinigungen für das Prosperieren seiner Stadt ein. So ist er seit Langem Mitglied der WIGEM, wo er unter anderem mitverantwortlich für die Gründung des Bregenzer Stadtmarketings war.
Durch diese Funktion war er auch sehr nahe an der Politik, die ihn vor wenigen Jahren einholte. War er anfangs „nur“ auf der Liste des damaligen Bürgermeisters Markus Linhart, so ist er seit Dezember 2023 als Wirtschaftsstadtrat für „seine“ Stadt tätig. Ob er sich ein Engagement über die aktuelle Amtsperiode vorstellen kann? „Stand jetzt: ja“, antwortet Vögel. Der Einstieg sei für ihn zeitlich in Ordnung gewesen, da er so die Möglichkeit erhalten habe auszuloten, ob diese Funktion vereinbar mit Beruf und Familie sei. Dazu komme der Rückhalt durch seine Frau Elke und Schwester Sabine, die ihm dieses Engagement erst ermögliche.
Daneben engagiert sich die Familie im Schiklub, weiters fungiert Robert als Schriftführer im VfBB Bregenz, der sich die Nachwuchsförderung der Vereine für Ballsportarten zur Aufgabe gemacht hat. Nicht zu vergessen ist auch das Engagement der Familie im Faschingsverein Pipelines, wo Robert dem damaligen Prinzen Dietmar Steinhauser als Zeremonienmeister zur Seite stand und den Bregenzer Fasching nach wie vor als ehemaliger „Zere“ unterstützt. Auf die Frage, wie er die Zukunft des Handels sehe, meint Robert Vögel: „Wir haben uns mit der Übernahme des Schuhhauses Gasser in der Schulgasse für die Zukunft gewappnet. Durch diesen Schritt konnten wir unser Portfolio erweitern und neue Kunden gewinnen.“ Neben dem klassischen Geschäft an den beiden Standorten setzt das Team weiterhin auf die Online-Präsenz, um auch in diesem Bereich gerüstet zu sein.
Kommentare