Sabine Barbisch

Auf nach Budapest – wie aus einem Jahr zwanzig wurden

Juni 2023

Für Thomas Schauer sollte es ursprünglich ein kurzes berufliches Gastspiel in Ungarn werden. Aber 2023 jährt sich seine Auswanderung bereits zum zwanzigsten Mal. Hier gewährt er einen Einblick in sein Wirken beim ältesten Transportunternehmen der Welt und schwärmt von der Schönheit Budapests. 

Thomas Schauer hat den Grundstein für seine beachtliche Karriere schon früh gelegt: In den 1990er-Jahren hat er die Lehre zum Speditionskaufmann bei Gebrüder Weiss erfolgreich absolviert, um nach einem kurzen beruflichen Abstecher in die Schweiz, zum Vorarlberger Traditionsbetrieb zurückzukehren. Seitdem ist der Wolfurter bei Gebrüder Weiss in unterschiedlichen Positionen engagiert: Dabei hat er recht bald erste Verbindungen zu Ungarn aufgebaut. „Das Land, aber auch die Menschen sind mir gleich ans Herz gewachsen“, erinnert sich der heute 45-Jährige. So hat er das Land an der Donau immer wieder besucht, besser kennengelernt und die Gastfreundlichkeit genossen. Neue Aufgaben und Positionen folgten, bis er 2003 schließlich eine Stelle in Ungarn angenommen hat. „Ich wurde für einen Job im Speditionscontrolling für ein Jahr entsendet. Alles hat sich gut entwickelt“, fügt der ambitionierte Geschäftsführer an. Denn sein Aufenthalt wurde bald verlängert und auch privat kam er glücklich im neuen Land an: Er lernte seine Frau Ibolya kennen, die Kinder Elisa (13) und Alexander (6) komplettieren die Familie. 
Nach etwa vier Jahren in Ungarn wurde er zum Geschäftsführer von Gebrüder Weiss in Ungarn bestellt. Seit 2019 verantwortet er nun als Regionalleiter für die Region Süd-Ost die Geschäfte von Gebrüder Weiss in Ungarn, Kroatien, Bosnien, Slowenien, Serbien und Montenegro. „Einsatz, Mut und Glück“ – allesamt Werte, die ihn in all den Jahren begleitet haben, sagt der erfolgreiche Manager. 

Eigene Kultur und Kulinarik
In Wolfurt aufgewachsen, hat er einen guten Teil seiner Jugendzeit am örtlichen Tennisplatz verbracht und „von einer Karriere als Tennisprofi geträumt – das ist aber an meiner schlechten Leistung gescheitert“, gibt er schmunzelnd zu; neben schönen Erinnerungen sind ihm aus dieser Zeit Freundschaften geblieben, die auch durch das Leben im Ausland nicht getrennt wurden. 
Den Großteil der zwanzig Jahre im Ausland lebt Thomas Schauer in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Hier ist auch der Lebensmittelpunkt seiner Familie, die zwei Kinder besuchen die österreichisch-ungarische Schule. 
„Beruflich bin ich viel in anderen Ländern unterwegs, etwa im serbischen Belgrad, im slowenischen Ljubljana oder im kroatischen Zagreb. Die persönliche Abstimmung mit den lokalen Teams ist mir wichtig; und ich schätze, dass ich dadurch auch die verschiedenen Länder besser kennenlerne: Es ist nicht alles ‚der‘ Balkan, jedes Land hat seine eigene Kultur! Gerade in meinem Job empfinde ich es als sehr wichtig, das zu verstehen und zu beachten.“
Der Arbeitsalltag als Regionalleiter mit Zuständigkeiten in sechs Ländern gestaltet sich als abwechslungsreich bis turbulent, der Wahl-Ungar sieht aber nicht nur beruflich viele Vorteile am Leben im Ausland: „Es ist einfach toll, in verschiedenen Ländern zu sein, speziell kulinarisch ist diese Region ausgezeichnet: In Serbien gibt es zum Beispiel die besten Cevapcici, in Kroatien den besten Fisch. Die Landesleiter vor Ort haben da immer ihre Geheimtipps und kennen die besten Plätze.“ 
Aber zurück zum Alltag, der besteht als Regionalleiter eines internationalen Transportkonzerns aus zahlreichen Meetings, der Betreuung von Großkunden, Strategiebesprechungen mit einzelnen Niederlassungen, freilich auch Finanzthemen, Personalagenden und Präsentationen. „Über all die Jahre begeistert es mich nach wie vor, beim ältesten Transportunternehmen der Welt zu arbeiten – das sich noch dazu immer in Familienbesitz befindet. Das hat in Österreich viel Charme, aber auch international wird das positiv gesehen.“ Und bei rund 8400 Mitarbeitenden keine Selbstverständlichkeit, „aber bei uns sind die Hierarchien flach, die Entscheidungswege schnell und die Unternehmenskultur sehr offen. Darüber hinaus ist das Vertrauen von oben nach unten sehr groß, ein Punkt, der mir persönlich sehr wichtig ist.“ 
Das alles scheinen Komponenten eines Erfolgsrezepts zu sein, denn die Herausforderungen im globalen Transport- und Logistikgeschäft sind vielfältig: „Wir arbeiten in einem sehr volatilen Markt, mit Schwankungen umzugehen ist unser tägliches Geschäft. Auch das Finden und Halten von Talenten hat einen hohen Stellenwert. Es sind komplexe Themen, aber sie interessieren mich und machen mir Spaß“, erklärt Thomas Schauer. 

Blick auf Buda und Pest
Die ungarische Hauptstadt wird durch die Donau in Buda und Pest geteilt. Unter anderem durch die Kettenbrücke ist der hügelige Buda-Teil mit der flacheren, von zahlreichen Unternehmen besiedelten Pest-Seite verbunden. Familie Schauer lebt auf der Buda-Seite und schätzt sowohl die Natur als auch die Vorzüge der ungarischen Großstadt: „Budapest ist eine wunderschöne Stadt, die kulturell, aber auch in der Natur viel bietet. Von zuhause bin ich in wenigen Minuten mit dem Fahrrad in den Buda-Bergen, ein Paradies für Mountainbiker. Mit meiner Clique mache ich dort regelmäßig Bike-Touren.“
In der mittlerweile fast zwei Millionen Einwohner zählenden Stadt nennt Thomas Schauer einen Aussichtsturm als weiteren Geheimtipp für Budapest-Neugierige: „Dieser ist mit einem Sessellift oder durch eine Wanderung zu erreichen – so oder so wird man mit einem wunderbaren Blick über Budapest belohnt, den schon Kaiserin Sisi genossen hat.“ Und der Wolfurter ist ein Fan des Plattensees; hier konnte er sich heuer einen Traum erfüllen, wie er lachend erzählt: „Ich wollte immer ein Boot am Bodensee, jetzt ist es ein kleines Boot am Plattensee geworden.“

Lebenslauf
Thomas Schauer, * 1978, ist in Wolfurt aufgewachsen und hat seine berufliche Laufbahn als Lehrling zum Speditionskaufmann bei Gebrüder Weiss begonnen. Nach mehreren beruflichen Stationen bei dem Logistikkonzern aus Vorarlberg ist er 2003 nach Ungarn gezogen. 2009 wurde er Geschäftsführer in Ungarn, seit 2018 ist er Regionalleiter der Region Süd-Ost von Gebrüder Weiss und verantwortet die Geschäfte für die Länder Ungarn, Kroatien, Bosnien, Slowenien, Serbien und Montenegro, 2024 kommen Tschechien und die Slowakei dazu. Mit seiner Frau Ibolya und den Kindern Elisa (13) und Alexander (6) lebt er im Stadtteil Buda. 

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