Herbert Motter

Die Welt kommt nach Vorarlberg

Juni 2017

Für Vorarlbergs Unternehmen ist es aufgrund des kleinen Binnenmarkts entscheidend, neue Märkte und Zielgruppen jenseits der Grenzen zu erschließen. Der Informationsbedarf über Auslandsmärkte und potenzielle Absatzchancen ist hoch. Beim 3. Vorarlberger Exporttag am 6. Juli 2017 soll dieser gedeckt werden.

Genau 28 Länder aus allen fünf Kontinenten werden am 6. Juli 2017 im Montforthaus in Feldkirch durch 31 Wirtschaftsdelegierte vertreten sein. Sie stehen den heimischen Unternehmen im Rahmen von diversen themenspezifischen Workshops oder persönlichen Beratungsgesprächen zur Verfügung. Dabei wird nicht nur über länderspezifische Strategien zur Marktbearbeitung oder besonders nachgefragte Produkte gesprochen – auch die kulturellen Eigenheiten in den jeweiligen Ländern kommen zur Sprache. Die Kenntnisse darüber entscheiden oftmals über den Exporterfolg.

Die Top 4

Vorarlbergs Nummer-Eins-Exportland ist seit jeher Deutschland. Die deutsche Wirtschaft konnte sich in einem schwierigen europäischen Umfeld behaupten, wovon Vorarlberg als Zulieferer enorm profitiert. Mit der Schweiz (Platz 2) hat Vorarlberg einen kaufkräftigen Markt vor der Tür, in welchem Qualität zählt. Italien ist das drittwichtigste Zielland Vorarlberger Produkte, dem die USA aber immer näherkommen (Platz 4). Dort blieb die Industrie- und Exportkonjunktur in den vergangenen Jahren expansiv, das beflügelte Investitionsgüter-Lieferungen. Die USA sind der Hoffnungsmarkt Vorarlbergs.

Eine Exportquote von rund 60 Prozent und ein Volumen von 9,5 Milliarden Euro – diese Zahlen belegen deutlich den hohen Stellenwert der exportierenden Unternehmen für den Standort Vorarlberg. Den Vorarlberger Unternehmen gelingt es, sich auf den internationalen Märkten gegen ausländische Konkurrenz durchzusetzen, viele Vorarlberger Firmen sind in ihrer jeweiligen Branche sogar Marktführer. Mit knapp 24.600 Euro liegt Vorarlberg österreichweit auf Platz 1 beim Pro-Kopf-Exportwert. Vorarlbergs Anteil an der österreichischen Exportsumme beträgt 7,2 Prozent – bei einem Bevölkerungsanteil von 4,4 Prozent.

Und doch ist noch Potenzial vorhanden. Potenzial, das für die Firmen neue Geschäftsfelder, für die Mitarbeiter sichere Arbeitsplätze und für den Standort Sicherheit bringt. Zahlreiche Unternehmen nutzen noch gar nicht die Möglichkeit, ihre Produkte und Dienstleistungen ins Ausland zu verkaufen. Um eine nachhaltige Entwicklung der heimischen Exportwirtschaft mittel- und langfristig sicherzustellen, ist es aber entscheidend, diese breiter aufzustellen.

Anders ausgedrückt: Es braucht eine Diversifizierung der Absatzmärkte. Zusätzlich zur starken Präsenz in den europäischen Kernmärkten spielen neue Auslandsmärkte eine wesentliche Rolle. Trotz der Bedeutung des EU-Marktes durch Zugewinne von Marktanteilen haben in den letzten Jahren Fernmärkte in Übersee und Fernost an großer Bedeutung gewonnen. Daher gilt diesen Märkten, die nicht einfach zu bearbeiten sind, in den kommenden Jahren der spezielle Fokus.
Darauf basiert die Idee des Exporttages. Er soll Perspektiven aufzeigen und wichtige Fragen in der Bearbeitung von Fernmärkten klären. Rund um Vorarlberg leben sieben Milliarden Menschen. Mit dieser Feststellung will die Wirtschaftskammer auf das Potenzial aufmerksam machen, das im Außenhandel vorhanden ist. Die globalisierte Wirtschaftswelt verlangt, gerade für ein kleines Land mit überschaubarem Binnenmarkt, eine noch stärkere Fokussierung über die Grenzen hinaus, und zwar nicht nur über die nahen Grenzen, sondern in die Hoffnungsmärkte auf der ganzen Welt.

Motor für Wohlstand

Der Export ist der wichtigste Trumpf für ein solides Wirtschaftswachstum und die tragende Säule des Wohlstandes. Der Export ist, neben Investitionen und dem Konsum, der wichtigste wirtschaftliche Wachstumstreiber. Wird dieser beschränkt, können Wachstumserwartungen nicht erfüllt werden. Als offene Marktwirtschaft hat Österreich einen weit verzweigten und hoch differenzierten Außenhandel entwickelt. Österreichische Exportfirmen vertreiben ihre Fertig- und Zulieferprodukte in rund 220 Ländern. Dank dieser internationalen Verflechtung, aber auch dank des EU-Beitritts sowie der EU-Erweiterungswellen 2004 und 2007, von denen Österreich von allen EU-Ländern am meisten profitiert hat, stieg die Exportquote auf fast 60 Prozent des BIP, also werden sechs von zehn Euro des österreichischen BIP durch den Export verdient.

Österreich ist – nicht nur geografisch und historisch bedingt – seit jeher ein Dreh- und Angelpunkt zwischen den Industrieländern Westeuropas und den Märkten in Mittel- und Osteuropa. Es hat sich gleichzeitig zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort und Sitz zahlreicher internationaler Unternehmen und Institutionen etablieren können. Diese profitieren von der zentralen Lage und guten Infrastruktur. Circa 300 internationale Unternehmen haben Österreich als Standort für ihre europäische Hauptniederlassung gewählt beziehungsweise hier ihre Europa-Produktion angesiedelt.

Beim Exporttag am 6. Juli zeigt die Wirtschaftskammer Vorarlberg den Vorarlberger Unternehmen die Perspektiven neuer, zukunftsfähiger Fernmärkte auf. Unternehmern soll die Scheu vor diesen mit viel Engagement und Know-how zu bearbeitenden Märkten genommen werden. Dabei können sie auf eine äußerst professionelle Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer Österreich („Außenwirtschaft Austria“) zurückgreifen, die bei der Vorbereitung zur Verfügung steht. Vor Ort – und das überall auf der Welt – ist sie ein verlässlicher Begleiter der österreichischen Unternehmer. Die Außenwirtschaft Austria der Wirtschaftskammer ist mit 112 Stützpunkten (77 Außenwirtschafts-Center, 35 Außenwirtschaftsbüros) in mehr als 70 Ländern das zweitgrößte Außenwirtschaftsnetz der Welt – nach jenem der USA. Rund 22.000 österreichische Kunden werden jährlich von rund 800 Mitarbeitern direkt vor Ort betreut. Die Außenwirtschaft Austria wurde 2012 vom International Trade Centre (eine gemeinsame Organisation der WTO und der UN) zur besten Außenwirtschaftsorganisation der Welt gewählt.

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