Christoph Jenny

Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: © Dietmar Walser)

Eine gute Nachricht

Oktober 2018

Die Lehre orientiert sich wie keine andere Ausbildung an den Anforderungen der Arbeitswelt und bietet eine optimale Verknüpfung aus Praxis, fachtheoretischem Wissen und wichtigen Schlüsselqualifikationen. Die duale Ausbildung gibt jungen Menschen so ein umfassendes Rüstzeug auf den beruflichen Karriereweg mit, um sich in der Arbeitswelt erfolgreich behaupten zu können. Dabei ist die Lehre nicht nur für Jugendliche nach dem Pflichtschulabschluss eine attraktive Qualifikationsmöglichkeit – neue Zielgruppen sollen und müssen erschlossen werden, etwa Maturanten, Schüler aus höheren Schulen, Erwachsene wie auch Studienabbrecher. Die duale Ausbildung ist auch deshalb konsequent weiterzuentwickeln.

Und in diesem Hinblick gibt es eine gute Nachricht zu vermelden. Im Nationalen Qualifikationsrahmen, der schulische und berufliche Ausbildungen vergleichbar machen soll, sind die Lehre auf der gleichen Stufe wie die AHS-Matura und seit Kurzem die Meisterqualifikation auf einer Stufe mit dem „Ingenieur“ und dem akademischen Abschluss „Bachelor“ angesiedelt. Mit der Zuordnung des Meisters auf der Stufe 6 des Nationalen Qualifikationsrahmens wird der Meister, der für geprüfte Qualität und handwerkliche Qualifikation steht, deutlich aufgewertet. Die Qualität unserer Berufsausbildung wird der schulischen Ausbildung endlich gleichgestellt, die Meisterqualifikation findet den ihr zustehenden Platz in der Aus- und Weiterbildungslandschaft. Eine wichtige Forderung der Wirtschaftskammer wird damit erfüllt.
Die mit dem Nationalen Qualifikationsrahmen angestrebte Vergleichbarkeit steigert das Bewusstsein für den Stellenwert der Berufsausbildung und damit auch deren Image – sie wird sichtbarer und attraktiver. Das starke Signal für die Berufsausbildung ist gleichzeitig auch eine starke Motivation für junge Menschen in der dualen Ausbildung, die Meisterprüfung in Anspruch zu nehmen. Auch Unternehmen profitieren: Der Nationale Qualifikationsrahmen, der Ausbildungen insgesamt acht Stufen zuordnet, dient vor allem der internationalen Vergleichbarkeit – und ist folglich für die Wirtschaft enorm wichtig, da beispielsweise bei Ausschreibungen der Nachweis gewisser Qualifikationsniveaus gefordert wird.

Vorarlberg ist in der guten Situation, dass die Lehre bei uns einen höheren Stellenwert hat als in anderen Bundesländern. Trotzdem wird die duale Ausbildung in den Köpfen vieler Menschen unter ihrem Wert geschlagen, nach wie vor. „Bei uns wird die Handwerkskunst nicht wirklich anerkannt“, sagte Wissenschaftler Markus Hengstschläger einmal, „das ist paradox und unlogisch, weil wir in diesen Bereichen oft Europa- und/oder Weltmeister sind.“ Es fehle in Österreich an einem höheren Stellenwert der dualen Ausbildung. In diesem Sinn ist die Neuzuordnung des Meisters ein ganz wichtiger Schritt; sie ist eine dringend notwendige bewusstseinsbildende Maßnahme. 

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