Christoph Jenny

Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: © Dietmar Walser)

Freier Handel: Verbesserte Rahmenbedingungen statt mehr Bürokratie

Februar 2024

Freihandel ist das Pendant zum Protektionismus. Im Gegensatz zu diesem verzichtet der Freihandel auf Handelshemmnisse, um den Handel zwischen den Staaten zu fördern. David Ricardo entwickelte vor über 200 Jahren das, was wir heute die klassische Außenhandelstheorie nennen. Seine Frage: Worin besteht der Vorteil des internationalen Handels? Die Antwort: Jedes Land produziert das, was es am besten kann – und produziert durch den Austausch von Waren in Summe mehr. Das hat sich bis heute bewährt.
Als kleines Land mit knapp neun Millionen Einwohnern ist Österreich auf den Handel mit anderen Ländern angewiesen. Ein möglichst ungehinderter Zugang zu Auslandsmärkten ist für Konsumenten und Unternehmen gleichermaßen von entscheidender Bedeutung. Gerade in der jetzigen Situation ist es essenziell, über alle Kanäle Wachstumsimpulse zu erzeugen. 
Märkte müssen offengehalten und die Umsetzung von Regeln garantiert werden. Dazu tragen die EU-Handelsabkommen bei, indem sie helfen, den negativen Auswirkungen der Coronakrise entgegenzuwirken, Resilienz aufzubauen und Lieferketten zu diversifizieren und zu sichern.
Handelsabkommen bestimmen die Rahmenbedingungen für die internationalen Wirtschaftsaktivitäten der Unternehmen aus Österreich. Abkommen dienen dem Abbau von Zöllen und der Beseitigung von ungerechtfertigten bürokratischen Hürden im Handel. Um im Außenhandel auch künftig erfolgreich zu sein und so weiterhin Wohlstand und Arbeitsplätze in Österreich zu schaffen beziehungsweise zu sichern, benötigen exportorientierte österreichische Unternehmen verbesserte Rahmenbedingungen auf ihren Exportmärkten und keine zusätzliche überbordende Bürokratie.
Dass Freihandel auch mit ökologischen und sozialen Problemen einhergeht, ist unbestritten. Aber gleichzeitig war und ist er das Rückgrat für unseren Wohlstand, wie auch für den beeindruckenden Rückgang der Armut in der Welt.
Es mag sie dennoch geben, die Skeptiker des freien Handels, der bösen Globalisierung. Kritiker greifen immer wieder zur Behauptung, die handelsbedingten Wachstumsvorteile kämen nur den Eliten und nicht den Armen zugute, seien also unausgewogen. In Indien allerdings hat das Wachstum aufgrund von Reformen, darunter der Handelsliberalisierung, fast 200 Millionen Menschen aus der Armut befreit. Für China, das noch stärker wächst, wird geschätzt, dass seit dem Beginn der Reformen mehr als 300 Millionen Menschen die Armutsgrenze nach oben überschritten haben.

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