Herbert Motter

Eine „schwere“ Kindheit und Jugend

März 2016

Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) nehmen bei Vorarlberger Kindern und Jugendlichen weiter zu. Knapp 17 Prozent unserer Kinder sind zu dick. Neben einer „falschen“ Ernährung gelten lange Sitz­zeiten und Bewegungsmangel als Hauptursachen.

Adipositas, auf Deutsch Fettleibigkeit, tritt bei Kindern immer häufiger auf. Auch in Vorarlberg. Seit rund 21 Jahren dokumentiert die aks gesundheit die in Vorarlberger Volks-, Mittel- und Sonderschulen sowie den polytechnischen Schulen erhobenen Größen- und Gewichtsdaten. Insgesamt 673.777 Datensätze wurden bislang ausgewertet, mit einer eindeutigen Tendenz.

Dicke Kinder von heute sind kranke Erwachsene von morgen

„Im Zeitraum von 21 Jahren ist eine deutliche Zunahme der Zahl der übergewichtigen und adipösen Kinder zu beobachten“, erklärt Sportwissenschaftler Mathias Bechter vom aks. Die Gruppe der Übergewichtigen ist von 6,2 Prozent auf 9,2 Prozent gestiegen. Mehr als verdoppelt hat sich seit 1993 der Anteil der adipösen Kinder und Jugendlichen. Je älter die Kinder werden, desto mehr häufen sich die Fälle von Übergewicht. Während sich der prozentuelle Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder der ersten Volksschulklassen im Beobachtungszeitraum nicht wesentlich verändert hat, haben sich die Gruppen der übergewichtigen und Adipösen mit zunehmendem Alter der Schüler stark vergrößert. Bechter: „Beispielsweise ist der Anteil der übergewichtigen Zehnjährigen von 6,3 Prozent auf 10,0 Prozent angestiegen. Die Gruppe der Zehnjährigen mit Adipositas ist von 2,2 Prozent auf 6,8 Prozent gewachsen. Von den Vierzehnjährigen waren im Schuljahr 1993/94 noch 6,7 Prozent übergewichtig, 21 Jahre später bereits 10,9 Prozent. Der prozentuelle Anteil der Vierzehnjährigen mit Adipositas hat sich von 3,9 Prozent auf 8,1 Prozent mehr als verdoppelt.“ Spätestens im jungen Erwachsenenalter haben übergewichtige Kinder mit ernsthaften gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Heute ist zweifellos bewiesen, dass mit den überschüssigen Fettpolstern der Grundstein für frühzeitige Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ II und degenerative Skeletterkrankungen gelegt wird.  Die Internationale Bewegungsempfehlung (WHO) für körperliche Aktivität liegt bei Kindern und Jugendlichen bei 60 Minuten pro Tag. Lediglich 17,4 Prozent der österreichischen Kinder und Jugendlichen im Alter von 11 bis 17 Jahren erfüllen jedoch diese Vorgabe. Ein umgekehrtes Bild zeigt sich bei den sitzenden Tätigkeiten. Kinder und Jugendliche verbringen demnach 5,4 Stunden an Schultagen und 7,5 Stunden an schulfreien Tagen mit sitzenden Tätigkeiten wie Fernsehen, Computer, Handy oder Playstation. Geschlechtsspezifische Unterschiede gibt es im sitzenden Freizeitverhalten kaum – Burschen bewegen sich etwas mehr als Mädchen. „Die Motive, Sport zu betreiben oder sich ausreichend zu bewegen, sind ganz unterschiedlich. Spielt bei den Kindern die Vorbildwirkung der Eltern noch eine große Rolle, ist dies bei den Jugendlichen eher nebensächlich“, sagt Sportwissenschaftler Bechter.

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