Thomas Feurstein

* 1964 in Bregenz, Studium der Germanistik und Geografie, Biblio­thekar und Leiter der Abteilung Vorarlbergensien an der Vorarlberger Landes­bibliothek seit 1998.

 

Die Kapuziner – ein Leben in Armut

Juli 2018

Zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen gehört die jährliche Haussammlung der Kapuziner in Bregenz, bei der an die Kinder Ringle mit bunten Steinen verteilt wurden. Seither sind die Patres, die ihren Namen von der kastanienbraunen Kutte mit der spitz zulaufenden Kapuze erhalten habe, bis auf wenige Ausnahmen aus der Wahrnehmung der Vorarlberger Öffentlichkeit verschwunden. Der fehlende Nachwuchs hat in den meisten Fällen zur Auflösung von Gemeinschaften oder zur Übernahme der Klöster durch andere Orden geführt.

Im Jahr 1977 gab es in Vorarlberg noch sechs Kapuzinerklöster: Bezau, Bludenz, Bregenz, Dornbirn, Feldkirch und Schruns-Gauenstein. Die ältesten von ihnen wurden schon im frühen 17. Jahrhundert gegründet, als sich der Kapuzinerorden auch außerhalb Italiens auszubreiten begann. Er hatte sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts als eigenständiger Orden von den Franziskanern getrennt, mit dem Ziel, die ursprünglichen Ideen des Franz von Assisi konsequent zu verfolgen und sich in Armut dem Gebet zu widmen. Die Kapuziner kümmerten sich in der Anfangszeit um die Pestkranken, die Hinwendung zu den Armen, Kranken und Schwachen ist aber bis heute ein bestimmendes Prinzip des Ordens geblieben. So wird etwa oft die Gefängnisseelsorge oder die Betreuung von Obdachlosen von Kapuzinern übernommen. Die Unterstützung der Ärmsten zeigte sich in Feldkirch besonders im Hungerjahr 1817, als täglich fast 900 Bedürftige mit einer Klostersuppe gespeist wurden. Die notwendigen Lebensmittel und das Brennholz erbettelten sich die Patres bei den Bauern der Umgebung. Noch im 20. Jahrhundert verköstigten die Feldkircher Kapuziner zahlreiche notleidende Gymnasiasten, die von auswärts stammten und sich das Gasthausessen nicht leisten konnten.

In Bregenz begannen die ersten Versuche, ein Kapuzinerkloster einzurichten, Anfang des 17. Jahrhunderts, aber es dauerte dann noch bis 1636, bis die Pläne realisiert wurden. Obwohl der 30-jährige Krieg tobte und es schwierig war, die notwendigen Mittel aufzutreiben, gelang es unterhalb der Stadtpfarrkirche St. Gallus, ein stattliches Kloster zu errichten. Der ursprüngliche Standort unterhalb der heutigen Landesbibliothek wurde verworfen, da die Entfernung zur Stadt zu groß gewesen wäre.

Noch bevor die letzten Kapuziner 1996 das Kloster verließen, wurde die reichhaltige Bibliothek schon 1992 für vorerst 30 Jahre an die Vorarlberger Landesbibliothek verliehen. Sie umfasst rund 24.000 Bände, von denen etwa 7000 vor 1850 erscheinen sind. Die vorwiegend theologischen Werke sind etwa zu gleichen Teilen deutschsprachig und lateinisch. Die Größe und der Reichtum der Bibliothek erklären sich aus der Tatsache, dass die Kapuziner oft von Klosterauflösungen verschont geblieben waren, da sie aufgrund ihrer Armut keinerlei Reichtümer oder Macht angehäuft hatten. Darum vertrauten auch andere Klöster den Kapuzinern ihre Bücher zur Aufbewahrung an.

Lange Jahre war die Akademie für Sozialarbeit Vorarlberg im Bregenzer Kapuzinerkloster untergebracht, ehe sie selbst aufgelöst wurde und durch den Fachhochschulzweig „Soziale Arbeit“ ersetzt wurde. Heute sind es die Schwestern der Hl. Klara, die das Kloster bewohnen, aus Sicht der scheidenden Kapuziner die beste Lösung, verfolgten doch schon die Ordensgründer Franz und Klara, beide aus Assisi, ähnliche Ziele.

 

Kapuzinerklöster in Vorarlberg

Bezau  Die Kapuziner missionierten von Bregenz aus den Bregenzerwald und bauten 1656 ein Hospiz, das 1657 zum Kloster erhoben wurde. 1977 musste das Kloster aus Personalmangel geschlossen werden, ehe es von polnischen Franziskanern übernommen wurde.

Bludenz  Im August 1651 wurde das Kloster eingeweiht, obwohl der Neubau im März ein Raub der Flammen wurde. Durch die tatkräftige Hilfe der Bevölkerung konnte der Schaden in fünf Monaten behoben werden. Das Bludenzer Kloster wurde 1989 aufgelassen und 1991 an einen polnischen Orden übergeben.

Dornbirn  Als die Frau von Adolf Rhomberg, dem Landeshauptmann von Vorarlberg, schwer erkrankte, gelobte dieser 1892, in Dornbirn ein Kapuzinerkloster zu bauen, falls seine Frau wieder gesund werde. Als sich deren Gesundheitszustand tatsächlich verbesserte, löste er sein Versprechen ein. 1894 war das Anwesen dann bezugsfertig. 2004 zogen sich die letzten Kapuziner aus Dornbirn zurück und überließen das Anwesen polnischen Franziskanern.

Feldkirch  Obwohl 1603 ein Großbrand Feldkirch verwüstet hatte, konnten 1605 die Kirche und das Kloster fertiggestellt werden. Vor wenigen Jahren wurde die gesamte Klosteranlage gründlich saniert und im Jahr 2007 am Fest des Hl. Franziskus von den Kapuzinern wieder bezogen.

Schruns-Gauenstein  Bevor die Kapuziner nach Gauenstein kamen, bewohnten Einsiedler den abgeschiedenen Ort. 1844 wurde das Kloster errichtet und 1951 die Kirche eingeweiht. Heute verbringen „viele Männer und Frauen, besonders jene, die der Kirche fernstehen, alleine oder in Gruppen Zeit im Kloster. Sie suchen die Stille, ein offenes Ohr oder kommen mit ihren Anliegen in das Kapuzinerkloster Gauenstein.“ (Homepage Kloster)

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.
Du bist dumm
Ich bin schlau
Bonjour
Servus
Halöle
Hallo
Abcdefghijklmnopqrstuvwxyz ab ins bett