Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Daniela Lais

Kampfveganerin? Daniela sicher nicht

September 2018

Ganz Vorarlberg ist in der Hand von Nicht-Veganern. Ganz Vorarlberg? Nein, im Süden gibt es ein Dörfchen, wo eine Bewohnerin den Trend umkehrt. Und diese Bewohnerin hat als Globetrotterin die Welt bereist und viel gesehen, erlebt und ausprobiert.

Die Rede ist von Daniela Lais, seit 16 Jahren Veganerin, seit vielen Jahren begeisterte Konditorin. Wir haben die 37-Jährige zu Hause besucht. Das Erste, was uns überzeugte, waren ihre Torten. So waren wir genötigt, unser Gespräch immer wieder mit vollem Mund zu führen. Klingt zwar ein bisschen unhöflich, war aber ob des Gaumenschmauses leider nicht anders möglich. „Ich kam bereits sehr früh zur Überzeugung, dass ich keine tierischen Produkte mehr essen möchte“, erzählt Daniela mit einem Lachen im Gesicht. Wir hatten übrigens sehr viel Spaß beim Gespräch, das sei hier aber nur am Rande erwähnt. Sie ist – wie die meisten „g’höriga“ Vorarlberger – mit „Rindsvögele“, Gulasch und Schnitzel aufgewachsen. Jetzt aber aufgepasst. Der Wendepunkt in ihrer Ernährung waren Hasen. Hasen, die der Großvater schlachtete und die zum Verzehr bestimmt waren. „Das war dann nicht so lustig“, meint sie rückblickend.

Käse, Käsnudeln, Kässpätzle

Und so kam sie eben auf die Idee, sich vegetarisch zu ernähren. Das fand dann die Mama nicht so lustig. Doch die hielt das zuerst einmal für einen Spleen ihrer Tochter und dachte sich, das werde sich schon wieder legen. Pustekuchen. Fortan ernährte sich Daniela von Käse und Milchprodukten: Kartoffeln und Käse, Kässpätzle, Käsnudeln. „Irgendwann ging mir der Käse dann doch auf den Wecker und ich begab mich auf die Suche nach alternativen Nahrungsmitteln. Ich graste die Bioläden ab und fand dort unter anderem die Lebensmittel Quinoa und Amaranth“, erzählt sie. Doch auf der Suche nach Sojaprodukten wurde es dann schon schwieriger: Milch war zu haben, bei Jogurt wurde es noch komplizierter. Und vegane Kochbücher? Fehlanzeige, die gab es überhaupt noch nicht. Einzig eine kleine Broschüre fiel ihr in die Hände. Sie war quasi der Einstieg in dieses Thema.

In der Folge graste sie die Buchhandlungen in der Umgebung ab, nicht selten wurde sie auf die Frage nach einem veganen Kochbuch mit der Gegenfrage, was denn das sei, konfrontiert. Und übers Backen erfuhr sie schon einmal gar nichts.

„Wenn ich eingeladen war, brachte ich mein eigenes Essen mit“, erinnert sie sich. War für sie kein Problem. Ihre Gastgeber kosteten dann, es schmeckte, doch der Kommentar war lapidar derselbe: „Ich könnte das nicht.“ Damals war Daniela bei den „Vorarlberger Nachrichten“ als Redakteurin tätig und hatte unter anderem die Aufgabe, über die Prämierung von Bergkäse bei einer Veranstaltung der Landwirtschaftskammer zu berichten. Der damalige Landesrat Erich Schwärzler fragte sie, warum sie denn nicht koste. Auf die Antwort, sie sei Veganerin, machte dieser sprachlos große Augen.

Veganismus – damals ungewohnt

„Zu dieser Zeit musste ich immer wieder erklären, was Veganismus ist. Die Leute taten meine Einstellung oft als Spleen oder Eigenheit ab. Das Schlimmste war, dass ich mich immer rechtfertigen musste. Das war manchmal schwer, manchmal auch nicht. Hing von der Tagesverfassung ab“, meint sie. Auf jeden Fall blieb Daniela am Ball und informierte sich immer weiter, begann, selbst zu experimentieren. „Die ersten Versuche, ein Cheesecake, waren ein Desaster. Das Ergebnis ähnelte einem eingefallenen Krater“, erinnert sie sich lachend. Doch mit der Zeit bekam sie ein Händchen dafür und so verfeinerte sie ihre Rezepte, die sie während der Arbeit händisch mitschrieb und dann am Computer abtippte. „Die Freude am Entwickeln habe ich bis heute nicht verloren“, meint sie.

Als es sie nach Graz verschlug, heuerte sie im Restaurant Ginko an. Obwohl Autodidaktin, überzeugte ihr Karottenkuchen restlos. Seitdem betreibt das nach eigenen Aussagen „erste vegane Restaurant“ eine Kuchentheke, die sich sehen lassen kann. Und das Beste: Nicht nur Veganer lassen sich von Torten und Kuchen nach Danielas Rezept begeistern. Sie selbst zog es in den folgenden Jahren immer wieder ins Ausland. Mal residierte sie in Berlin-Kreuzberg in einem wenige Quadratmeter großen „Luxusappartement“, mal war sie in Graz, zu guter Letzt lockte es sie nach Portland in den USA. In der Zwischenzeit kam noch die Möglichkeit dazu, zwei Bücher mit Jérôme Eckmaier, einem veganen Koch, zu publizieren: „Einfach vegan backen“ erschien 2015 im DK-Verlag in Deutschland. Es folgten die „Vegane Lunchbox“ 2016, beide Bücher wurden ins Englische übersetzt. Die „Lunchbox“ ist sogar auf Portugiesisch zu haben.

Vegan – eine Lebenseinstellung?

„Für mich ist das eigentlich ganz normal“, wird Daniela nachdenklich. „Mittlerweile ist das in unserer Gesellschaft eigentlich kein Thema mehr. Veganismus ist angekommen.“ Und sagt gleich darauf mit einem spitzbübischen Grinsen: „Mittlerweile höre ich ganz oft als Antwort, wenn ich gefragt werde, ob ich Veganerin sei: Ich esse aber nur sehr wenig Fleisch. Jetzt glauben die Menschen, sie müssen sich rechtfertigen. Ist aber überhaupt nicht nötig. Ich bin keine Kampfveganerin und habe auch kein Bekehrer-Syndrom.“ Gut so, denn sie hat ein anderes, sehr sympathisches Motto, das sie auf ihren Reisen immer gut fahren ließ: „Ich habe ein Grundvertrauen in die Menschen und bin noch nie enttäuscht worden.“ Sie wird es brauchen, denn der nächste USA-Aufenthalt ist schon fixiert.

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