Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Von der Magie des Sounds

Februar 2019

Film ab. Die Atmosphäre knistert. Plötzlich zerreißt ein Knacken die Stille.
Die Spannung ist beinahe mit Händen zu greifen. Begleitet wird die Szenerie von einer Musik, die die Nerven strapaziert. Was passiert als Nächstes? Augen zu und durch.

 

 

Klingt spannend, oder? Ein Thriller, der sich durch die Augen und Ohren in unser Innerstes schleicht. Uns erstarren lässt. Erschrecken. Erleichtert aufseufzen, wenn der Protagonist endlich in Sicherheit ist. Was aber macht die Qualität einer so spannungsgeladenen Geschichte aus? Die Hauptdarsteller, ist man versucht zu sagen. Die Kameraeinstellung, sind sich Cineasten sicher. Der Sound, meint Sounddesignerin Cornelia Baumgartner. Aber natürlich ist es die Symbiose der einzelnen Teile, das Ensemble, die Orchestrierung aller Komponenten. Sagt zumindest Baumgartner. Und wir wollen es ihr glauben, denn die gebürtige Bregenzerin hat sich nach ihrem Studium „Mediendesign“ an der FH Vorarlberg mit Haut und Haar dem Sounddesign verschrieben.

Medien, die tönen

„Ich erwecke Projekte auditiv zum Leben“, gibt sie sich selbstbewusst. Gut, das klingt schon einmal spannend, aber was macht eine Sounddesignerin eigentlich ganz genau? Zum einen widmet sie sich der Musik, den Melodien, die einem Film Spannung, Komik oder den Druck auf die Tränendrüse verleihen. Aber halt, es geht in ihrer täglichen Arbeit nicht vornehmlich um Filme. Ihr Portfolio ist viel weiter gestreut. Die Sounddesignerin hinterlegt Werbeclips, Videos, aber auch Audioguides für Städte, Museen etc. mit der passenden Musik. Also aufgepasst, es könnte durchaus sein, dass Sie in einer Installation des Vorarl­berger Landesmuseums eine Komposition von Cornelia Baumgartner zu Gehör bekommen. 
„Aber das ist noch lange nicht alles“, fährt die Soundtüftlerin fort. „Ich beschäftige mich mit allem, was mit Tönen zu tun hat.“ Moment, kann es sein, dass das Knistern des Lagerfeuers kein wirkliches Knistern, sondern ein künstlich erzeugtes aus dem Computer Baumgartners ist? „Natürlich“, erklärt sie, „die Soundkulisse für meine Projekte kommt vielfach aus meiner Soundbibliothek.“ Baumgartner erzeugt, je nach Budget, die Geräusche synthetisch. „Aber ich bin auch ständig mit meinem Aufnahmegerät unterwegs. Ich liebe es, in der Natur zu sein, den Kopf freizubekommen. Und dann höre ich plötzlich Geräusche, die für mich Geschichten erzählen.“ Diese Geschichten bannt sie dann digital, um sie in ihrem Studio in Bregenz ihrer Soundbibliothek hinzuzufügen.

Corporate Sound

Eines ihrer Lieblingsprojekte war die Entwicklung des Corporate Sound für die Hypo Vorarlberg im vergangenen Jahr. Warum? „Aufgabenstellung war die Entwicklung des Markenklanges für diese Bank. Nach dem Briefing begann für mich ein herausfordernder Prozess: Ich sollte die Markenwerte in eine dazu passende Melodie übersetzen“, erklärt Baumgartner. Natürlich sei das immer subjektiv, fährt sie fort. Aber es gebe durchaus Parameter, die einen gewissen Rahmen bieten: etwa die Wahl der Instrumente, die Akkorde und Tonfolgen. Entstanden ist so ein Soundlogo mit der Dauer von mehreren Sekunden und eine dreiminütige Erkennungsmelodie. Deren Einsatzgebiete: Telefonschleifen, Aufführung bei Kundenkonzerten oder Unternehmensvideos. „Das Ergebnis hat zum Glück schnell gepasst. Als ich dann das Stück erstmals live, gespielt vom Orchester des Landeskonservatoriums, im Festspielhaus gehört habe, war ich geflasht. Das sind die Momente, für die zu arbeiten es sich lohnt.“
Jazz, Coverband und Progressive Metal
Aber wie kommt Frau auf die Idee, sich in die Welt von Melodien und Tönen zu vertiefen und damit ihr täglich Brot zu verdienen? „Ich war schon als Kind mit der Musik auf Du und Du“, gibt sie ihre frühen Erfahrungen preis. „Mit sieben Jahren lernte ich Klavier. Später war es immer ein Traum von mir, in einer Band zu spielen, was ich auch verwirklichte. Ich spielte Jazz mit der Oberstädter Stubamusig, tourte mit einer Coverband und ließ es mit meiner Progressive-Metal-Band so richtig krachen.“ Und: Während ihrer Schulzeit in der Riedenburg sang sie dann bis zur Matura im Schulchor. 
Doch nicht immer spielte die Musik im Leben der 34-Jährigen die erste Geige. Nach der Matura zog es sie beruflich zu einem Anwalt, wo sie für die Buchhaltung verantwortlich zeichnete. „Das war nicht mein Ding“, blickt sie zurück. Stattdessen wechselte sie zu „A1“, wo sie in der Welt der Smartphones Kunden beriet, um anschließend fünf Jahre ihr Glück in einer Bank zu suchen. 

Mediengestaltung und Ted Ligety

Die Wende in ihrem beruflichen Leben war der Besuch eines Präsentationstages der FH Vorarlberg. Mediendesign war das Zauberwort, das Cornelia in eine neue Spur brachte. Im Zuge ihres Studiums kam sie erstmals mit Sounddesign in Berührung. Und prompt ergab sich ein Job: Für einen Werbefilm von Head mit dem US-amerikanischen Skistar Ted Ligety übernahm sie die komplette Tongestaltung. Und: Der Film gefiel. Damit waren die Würfel gefallen, der Sprung ins kalte Wasser hatte sich gelohnt und Cornelia Baumgartner ihre Berufung gefunden. 
Für ihre Profession sieht sie sehr viel Entwicklungspotenzial: „Corporate Sound ist regional noch nicht wirklich ein Thema, obwohl es sehr spannend wäre. Der Grund: Die Menschen können wohl noch nicht so viel damit anfangen“, meint sie. Doch wenn das Eis gebrochen sei, gäbe es viel Unterstützung. Deshalb ist sie proaktiv unterwegs und pflegt ihr Netzwerk, um diese Idee zu verbreiten.
Ihr Traum? Nein, nicht den x-ten Hollywoodschinken mit Ton zu hinterlegen. Vielmehr an ihrer Vision weiterzuarbeiten. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Wer kann das schon von sich behaupten?“ Und dann lässt sie auf sich zukommen, was passiert. 

Hypo Vorarlberg Corporate Song

Feldkirch Josepha FINAL 1

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