Wolfgang Greber

* 1970 in Bregenz, Jurist, seit 2001 bei der „Presse“ in Wien, seit 2005 im Ressort Außenpolitik, Sub-Ressort Weltjournal. Er schreibt auch zu den Themen Technologie, Raumfahrt, Militärwesen und Geschichte.

Wir Gsiberger sind nicht besser, aber g’höriger

Dezember 2016

Es gibt selbst in Ostösterreich die These, Vorarlberg sei das „bessere Österreich“. Nun ja, wenn man das dort in Ostarlbergien meint, dann könnte ja wirklich etwas dran sein. Odr?

Alle Jahre wieder, nicht zuletzt vor Landtagswahlen in Vorarlberg oder wenn’s um Themen wie Wirtschaft, Wohlstand und Sparsamkeit geht, steht auch im fernen Ostösterreich unser Ländle im meist schmeichelnden Rampenlicht. Vor einiger Zeit hatte sogar der Chefredakteur der ehrwürdigen Wiener „Presse“, gegründet 1848, die These kreiert, wonach Vorarlberg, mein puppenhäusiges Ländle, das „bessere Österreich“ sei. Also wenn ein Tiroler, der jung nach Wien kam, das sagt, dann könnte etwas dran sein. Und dann bin ich nicht hoffärtig, sollte ich auf ein ähnliches Ergebnis kommen. Odr?

Ich schicke voraus, dass ich jetzt, mit Mitte 40, mehr als die Hälfte meines Lebens in Ostarlbergien gelebt habe: Da war ein Jahrzehnt zum Studieren und Arbeiten in Innsbruck, ein Jahr an der Donau-Uni Krems, drei Jahre in Wien, seit 2003 lebe ich in Niederösterreich und schaff’ in Wien. Freundschafts- und frauenbedingt war ich oft in Salzburg und der Steiermark, ich kannte manch Kärntnerin, bin oft im Burgenland – und mütterlicherseits Oberösterreicher. Meine Frau ist aus NÖ, ihre Eltern sind Wiener. Ich denke, dass ich Österreich und seine Stämme, Mentalitäten, guten und schlechten Seiten also überdurchschnittlich gut kenne und einordnen kann.

Dass Vorarlberg sehr schön ist, ist klar. Aber das ist es anderswo auch, also da­rin kann kein Grund zur Arroganz liegen. Für die topografische Gestalt und Ausstattung der Umwelt kann der Mensch sehr wenig, die Natur hat das gemacht.

Also wo sind wir G’sis wirklich besser? Wir sind doch (März 2016) nur 386.000 Leut (Ausländeranteil 16,5 Prozent, Rang zwei nach Wien), das sind weniger als Grazer und Innsbrucker zusammen oder Wiens 1. Bezirk, Favoriten und Donaustadt auf einem Haufen – das aber so hübsch verteilt auf 2600 Quadratkilometer, dass sich für viele ein menschengerechtes Leben in Häusern mit Garten ausgeht statt Menschenhaltung in urbanen Lebebatterien. Und das in einer gut durchlüfteten Region im Bodenseeraum mit Anschluss an die Nachbarländer, das hellt Gemüt und Gesundheit auf. Immerhin ist die Lebenserwartung mit (2015) 82,1 Jahren die höchste Österreichs nach Tirol. Schlusslichter sind Wien, NÖ und das Burgenland, wo auch die Adipositas-Rate sichtlich höher ist.

Sprachgewandte Käsekönige

Wir sind, man glaubt es ob unserer schrägen Sprache kaum, sprachlich beschlagener als die meisten in Ostarlbergien. Denn wir verstehen alle dort, aber nicht alle dort uns. Das ist schon einmal ein schnelles 1:0 und auch dem ORF geschuldet, der uns von Kind auf Ostsprachen lernen lässt.

Auch unser Käs ist der beste, keine Debatte! Wir machten 2015 mit 9400 Tonnen zwar nur sechs Prozent des Ö-Käses. Aber das, was man in manch anderem Bundesland macht (ich nenne weder Erzeuger noch Länder, sonst tunken die mich ins Käsfondue), ist oft gestockte Milch mit Plastik-Goût, kein Käs. Selbst bei Agrarmarkt Austria heißt es: „Sicher nimmt Vorarlberg in Österreichs Käseproduktion einen Spitzenrang ein. Die Alpinwirtschaft bringt aufgrund ungedüngter Wiesen, einer besonderen Graswurz und klarer Höhenluft eine geschmacklich unerreichte Milch hervor.“

Spitze ist das Ländle bei Wirtschaft und Wohlstand: Die Arbeitslosigkeit ist relativ mäßig, zuletzt 6,2 Prozent (Ö-Schnitt 8,7 Prozent, besser ist OÖ). Das Primäreinkommen pro Kopf ist stets top, die aktuellsten gesicherten Zahlen laut Statistik Austria von 2013 reihen es mit 27.700 Euro (Ö: 24.500) auf Platz eins. Damals betrug das Bruttoregionalprodukt pro Erwerbstätigem im Ö-Schnitt fast 72.500 Euro, in Vorarlberg 77.900. Nur Wien war mit 81.900 Euro besser. Dort haben allerdings überproportional viele bundesweit tätige Firmen ihren Sitz, die, selbst wenn sie in der Hauptstadt nichts erzeugen (etwa die OMV), rechtlich als wienerisch gelten.
Unser Wohlstand fußt stark in Indus­trie, Energie- und Bauwesen: Der Beschäftigtenanteil (2015) dort von 34,5 Prozent ist der höchste Österreichs (Schnitt: 24,5). Vorarlberg ist der „Exportmeister“: 2015 gingen 60 Prozent des Warenoutputs ins Ausland, wir liefern uns mit OÖ ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei einem Ö-Schnitt von gegen 40 Prozent. Beim Exportwert pro Einwohner lag Vorarlberg mit mehr als 24.600 Euro auf Rang eins (Ö-Schnitt 15.200).

Westwendung dank Maria Theresia

Tatsächlich war mein Ländle, das die effektiv seit 1278 in Wien regierenden Habsburger ab 1363 erwarben, um eine Brücke zu ihren Stammlanden in der Schweiz zu schaffen, lange bettelarm. Richtig: Die Habsburger entstammen, das wissen die wenigsten in Ostarlbergien, dem Gebiet der heutigen Schweiz mit Wurzeln im Elsass. Der Name „Schweizer“ taucht zwar erst lange nach 1278 auf, abgeleitet vom Kanton Schwyz, so richtig erst 1415 in einem Schreiben von König Sigismund. Aber egal: Nimmt man’s nicht zu genau, kann man sagen, dass die klugen Österreicher sich jahrhundertelang von Schweizern regieren ließen.

Zurück zu Vorarlberg. Weil die im Rheintal früh entstandenen Textilmanufakturen unter Kaiserin Maria There­sia nicht in den Osten liefern durften (sie schützte die Weber ihres geliebten Schlesiens), mussten wir nach Westen blicken, wohin es sowieso näher ist und die Leute uns ähnlich sind. Die Westorientierung trug nach 1918, als es in Ostarlbergien düster war, Früchte. Und während ab 1945 dort der Eiserne Vorhang und die Grenze zu Jugoslawien vieles dämmten, konnten wir schaffa und vakofa. Heute haben wir bedeutende Unternehmen, etwa den Seilbahnweltmarktführer Doppelmayr, den Beschlägekonzern Blum, den Leuchtmittelhersteller Zumtobel und Alpla, den wichtigsten Erzeuger von Kunststoffverpackungen, speziell Plastikflaschen. Alpla-Produkte sieht jeder Mensch vermutlich mindestens einmal am Tag, nur erkennt man sie als solche nicht: Da steht nämlich Coca-Cola, Vöslauer, Rauch, Persil, Heinz oder WC-Ente drauf. Und Österreichs Top-Produkt Red Bull, vorgeblich ein Salzburger Geschöpf, füllt die Rankweiler Firma Rauch ab.

Das erste Telefon der k. u. k. Mo­narchie stand übrigens auch nicht in Wien, Prag oder Triest, sondern justament in Dornbirn. Es verband zwei Standorte der Textilfirma F. M. Hämmerle und wurde von Kaiser Franz Joseph im August 1881 in seinem Erbland eingeweiht, das er erstmals 1850 besucht hatte.

Arbeiten statt theoretisieren

Sicher entstammt der Wohlstand auch Fleiß – einer Eigenschaft, die uns so wie unseren alemannischen Geschwistern etwa im Elsass und Baden-Württemberg nachgesagt wird. Aber sind wir echt fleißiger als die in Ostarlbergien? Schwer zu sagen. Sicher heißt’s bei uns „Schaffa, schaffa, Hüsle baua“, und welch anderes Volk in Ö bekennt sich derart offensiv zu Arbeit statt zu Frühpension? Nur: Die Ostarlberger in meinem Umfeld sind zumeist auch nicht eben faul, ja mithin bemitleidenswert hyperaktiv. Zudem ist es so: Überproportional viele von uns pendeln in die Schweiz und nach Liechtenstein zu sehr gut bezahlter Arbeit. Fiele das weg, wär’s vorerst aus mit schaffa, und die Arbeitslosenrate würde explodieren.

Dass uns Lehre und Handwerk aber wertvoller sind als anderswo, ist auch bekannt und sollte andernorts vorbildlich sein. Das schlägt sich im Ländle etwa in einer relativ geringen Jugendarbeitslosigkeit und gesunden Ökonomie nieder. Und während anderswo an Unis allerhand ökonomisch blutarme, oft ideologisch aufgeblasene Rechthaberstudien vor allem im geisteswissenschaftlichen Bereich blühen, lernt man in Vorarlberg, wie man Maschinen, Leuchtkörper, Kräne, Mauern, Rauchabzüge, Käs, Lingerie und so weiter g’hörig baut und g’hörig wartet und so Werte schafft. Wem das nicht reicht, der geht nach Innsbruck, Salzburg, Graz, Leoben oder Wien, lernt Sachen wie Medizin, Jus, Ingenieurswesen, Biologie, Chemie, Montanistik, Kunst, Geschichte oder Sprachen und bringt dies wertvolle Wissen zurück, sofern er nicht gleich dort bleibt.

Sparen ist nie ein Fehler

Wir haben ein gutes Händchen fürs Wirtschaften und denken, dass es sich auf einem geldgefüllten Kissen besser schlafen lässt als auf einem Schuldkissen, also ist die Sparquote höher und die Verschuldung niedriger als in Ostarlbergien. Allerdings wächst die Zahl der Privatkonkurse stark. Die Landesverschuldung war 2015 nach Tirol die zweitkleinste: 186 Millionen Euro, 0,1 Prozent des BIPs, das hat die in der Landesregierung gewurmt. Von der Steiermark, Wien oder NÖ wollen wir nicht reden (4,1 bis fast 8 Milliarden Euro bzw. 1,2 bis 2,3 Prozent des BIPs). Pro Kopf standen Vorarl­berger mit 477 Euro öffentlich in der Kreide, Niederösterreicher mit 4844 und die Kärntner Kirchenmäuse mit 5711 Euro (Danke, Jörg!).

Wenn uns Soziologen und Volkskundler auch noch andere positive Eigenschaften wie Nüchternheit, Bescheidenheit und Skepsis gegenüber Autoritäten zuschreiben, so ist das nichts Unrühmliches. Wichtig zum Grundverständnis unserer Mentalität aber ist der bereits mehrfach erwähnte Begriff g’hörig. Das heißt „wie es sich gehört“ und ist ein komplexes, emotional beladenes Bedeutungsbündel. Es steht für so viel wie „anständig“ (aber ohne Blut-und-Boden-Unterton), gut, vernünftig, schön, stark, viel, wertvoll, hochwertig, nahrhaft, fleißig, fair, gerecht.

Kernbegriff unserer Mentalität: g’hörig

Wer seine Arbeit gut macht, wer Schrauben statt Nägeln nimmt, schafft g’hörig. Wer fleißig lernt, lernt g’hörig, geborgtes Geld rasch zurückzahlen ist g’hörig. Ein g’höriges Essen ist bodenständige Hausmannskost, ein Chi-Chi-Gericht à la mit Garnelen gefüllte Datteln auf linksdrehendem Hummus ist nicht g’hörig. Eine g’hörige Frau kann kochen, zupacken, ist nett und zumindest halbwegs hübsch, aber kein Luxusweibchen! Ein g’höriger Mann ist kein Vegetarier, kann Skifahren, Reifen wechseln, mäht Rasen und hat Basiswissen in Physik, Geografie und Politik. Wer nur mit Büchern kann und sonst nix Handfestes, ist nicht g’hörig. So heißt’s halt oft.

Viele Vorarlberger Frauen legen sich spätestens Ende ihrer 20er eine g’hörige Frisur zu. Das ist dieser Phänotypus schwarz bzw. rötlich gefärbte, eckige und praktische Kurzhaarfrisur. Vorarlbergerinnen sind damit meist leicht erkennbar. Ab fünf Bier ist’s ein g’höriger Rausch, und wer hoch verschuldet oder in Scheidung ist, hat an g’hörigen Scheiß beianand. Wer hinter dem Rücken anderer blöd redet und intrigiert, ist nicht g’hörig. Halbseidene Typen sind nicht g’hörig. Walter Meischberger ist nicht g’hörig. Sonja Wehsely auch nicht. Jörg Haider hat nur so getan.

Wir halten viel von „Fairness“, das ist g’hörig und da sind wir den Engländern ähnlich, weil in unserem Denken auch so etwas wie das angelsächsische Rechtsprinzip der „Equity“, der Billigkeit, eine Rolle spielt, eine naturrechtliche Gerechtigkeit und Verhältnismäßigkeit, die über dem Gesetz steht und in der Ethik des Aristoteles wurzelt. G’hörig ist auch ein Ausfluss daraus, denn wer andere unfair behandelt, auf Paragrafen reitet oder mit selbigen plagt, ist nicht g’hörig.

Bestechen sollen andere

Darum gelten wir Vorarlberger auch als weniger korrupt. Die Sache mit dem „Kuvert“ (darin ist ein beliebtes Ding, mit dem die Menschheit Tauschgeschäfte abgelöst hat) gibt es bei uns angeblich nicht, das fängt, so hört man aus Vorarlberger Unternehmerkreisen, ab Salzburg ostwärts an. Ja, da war die Testamentfälscheraffäre am Bezirksgericht Dornbirn, also die hat g’hörig an unserem Image gekratzt. Aber die Tatsache, dass der Wirbel zu Recht so enorm war, zeigt, dass solche Sachen bei uns eher selten sind. (Die Müllsache vergessen wir jetzt.) In Ostarl­bergien hingegen gehört das angeblich fast zur gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, sagt man zumindest in Vorarlberg.
Wir mögen auch Unterwürfigkeit und Einschleimen nicht, das Gemauschle ist nicht so Unseres – wenngleich es nicht ganz falsch ist, mit einer bestimmten politischen Partei verbandelt zu sein. Wir stechen selten mit dem Messer von hinten zu, wie es andernorts Usus ist. Aber wenn wir einmal auf Rammgeschwindigkeit gehen, können wir so wuchtig wie listig sein. Und zwar auf bauernschlaue Art, die sich gern als „vernünftig“ tarnt und nach Möglichkeit auch juristisch korrekt ist, oder zumindest in einer rechtlichen Grauzone, was dann viele Ostarlberger mitunter kalt erwischt.

Wir stellen den Inhalt über die Form

Wir sind sprachlich direkt, und wenn wir etwas sagen wollen, tun wir das meist unverschwurbelt, was Indirekt-Kommunizierer mithin irritiert, aber wir stellen den Inhalt über die Form, nicht die Form über den Inhalt. Sprüche wie „Das kann man so nicht sagen“ hassen wir, auch das affektierte Getue von wegen „Tonalität“. Und politisch korrekt sind wir auch eher nicht, der Käsgott behüte! Da sind indes die meisten Ostarlberger auch nicht anders.

Wir sind großteils keine Poseure. Darum geht es auch irgendwie lockerer zu zwischen Arlberg und Bodensee. Da ist nicht diese urbane Wichtigtuerei und kein verkrampfter Versuch, sich von „der Provinz“ abheben zu müssen – Provinz ist erstens fast überall, zweitens wird der Mensch mit höherer Besiedlungsdichte nicht automatisch edler oder klüger, und drittens sind auch große Städte im Grunde nichts anderes als an ein paar Kulturkernen kondensierte Provinz.

Das Leben ist gut hier, wir sind aber auch genügsam. Man muss in Vorarlberg vor allem keine Plakate aufstellen wie die in Wien, auf denen die Stadtverwaltung für das Leben in der Stadt wirbt und wie toll hier nicht alles sei. Also wenn man Werbung für die eigene Stadt in der eigenen Stadt machen muss, mit flehenden Slogans wie „Wien ist lebenswert“, dann stimmt doch etwas nicht. Normalerweise wirbt man außerhalb der eigenen Grenzen für sich und braucht keine Aufmunterungs-, ja Durchhalteparolen für die eigenen Leute.

Apropos Wien: Die halbe Stadt liefe ja ohne Vorarlberger nicht, und es geht hier nicht um Hilfsdienste. Beispiele gefällig? Das Wiener Bier etwa – Ottakringer – macht Sigi Menz aus Dornbirn. Die Bregenzerin Sabine Haag macht das Kunsthistorische Museum. Den „Falter“– die ur-urbane Wiener Stadtzeitung – macht ebenfalls ein Bregenzer, Armin Thurnher.

Weltoffen sind wir schon lange

Dass auch nicht g’hörige Dinge bei uns passieren, kommt natürlich vor. Aber nicht jeder von uns ist g’hörig und der Import fremder Unsitten schwer abzuschotten. Wir sind nämlich weltoffen, mindestens so, wie viele in Wien gern tun. Das liegt auch an der Lage Vorarlbergs, das immer Richtung Schweiz, Süddeutschland, Frankreich und mithin Norditalien hin offen war und einen Waren-, Personen-, Kultur- und Lebensart-Austausch erlebte, während die im Süden und Osten noch in den 1980ern von der Ostblockgrenze umhüllt waren und im eigenen Sud schmorten. Fuhr man noch um 1986 herum nach Linz oder Wien, hatte man, das fing etwa ab Mondsee, spätestens Wels an, das Gefühl, als fahre man in einen muffigen Sack hinein, wo sie halt coole Lokale, Kultureinrichtungen und andere Attraktionen zum Zeitvertreib aufgestellt hatten.

Außerdem gab es im Ländle ab den 1960ern die „Ringleitung“, ein erstes Kabelfernsehen. Damit ließen sich Schweizer und westdeutsche Sender empfangen. Durch sie kam ein viel breiterer Ausschnitt der Welt zu uns als ins Gros Ostarlbergiens, wo sich die Welt bis in die 1980er durch zwei Kanäle des Staatsfunks zwängen musste. Ich weiß noch, wie seltsam das immer war, wenn es bei meinem Onkel Johnny, der nahe Linz wohnte, nur FS1 und FS2 gab.

Konservativ ist cooler

Natürlich sind wir tendenziell konservativ. Ist das schlecht? Konservativismus ist eine vernünftige Konsequenz gesunder Skepsis! Wir nehmen nicht alles, was als „neu“, „alternativ“, „fortschrittlich“ daherkommt, und nicht jeden Blödsinn automatisch als g’hörig auf. Wir schauen uns Dinge an, bevor wir urteilen. Wir fällen ungern Schnellschuss-Urteile, auch wenn es bisweilen sein muss. Im Übrigen ist Bewahren eine Basiseigenschaft des Menschen: Jeder ist bezüglich dessen konservativ, was ihm wichtig ist. Versuchen Sie doch etwa, an Errungenschaften wie Arbeits- und Sozialrechten oder Umweltschutz etwas wegzunehmen: Ach, da werden Sozialisten, Grüne und andere Linke schnell sehr konservativ.

Also: Ist Vorarlberg das bessere Österreich? Ja und nein. Wir Gsiberger sind, von einigen banalen Offensichtlichkeiten abgesehen, keine genetisch besseren Ösis. Aber wir sind oft entspannter, direkter, moderater. Und g’höriger. Mir versuachen zumindescht, so zum sii, des loss’ ma üs net nia, Harrgottzack!

Der Artikel erschien am 23. August 2014 in der Tageszeitung „Die Presse“ und wurde für „Thema Vorarlberg“ gekürzt, leicht modifiziert und aktualisiert.

 

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.