Simon Groß

Vorarlberger Gemeindeverband

Wir „Junge“

Mai 2023

Die Politikwissenschaftlerin Barbara Prainsack im Interview in der April-Ausgabe von Thema Vorarlberg: Wie schön! Prainsack klatscht das mir oft selbst unterstellte „Die Jungen wollen nicht arbeiten!“ an die Wand und setzt es mit „…wollen nicht mehr so arbeiten“ neu zusammen. Ja, stimmt! Wir Jungen wollen anders arbeiten.
Aber, wer sind denn wir Jungen eigentlich? Und wer weiß, was wir wollen? Wer kann sagen, dass das, was wir wollen, unpassend ist? Wir wollen sicherlich nicht faul sein und warten, bis der Wohlstand zu uns kommt. Nein, sind wir uns ehrlich – und das ist auf den Begriff „Leistbarkeit“ bezogen: Wir können es uns gar nicht leisten, faul zu sein. Was im Übrigen auch der Grund dafür ist, dass wir sehr wohl über die Bedeutung von Leistung Bescheid wissen. Offensichtlich traut man uns Jungen dennoch nicht zu, Leistung in eine etwas rahmenlosere Art von Arbeit zu verpacken. Das sieht man schon an der – Achtung, Vorwurf! – Skepsis gegenüber Homeoffice und dem damit oft einhergehenden „Misstrauensvorschuss“.
Vor allem: Überlegungen zu einer lockereren Arbeitswelt, etwa zu einer, in der die individuelle wie auch gemeinsame Leistung und nicht die Wochenstunden-Anzahl den Erfolg formt, die fußen ja auch oft in Ratschlägen von – ich traue es mich fast nicht schreiben – den Älteren, die uns Jungen offensichtlich ein paar Erfahrungen voraus sind: „Macht es doch nicht zu schwer! Ihr müsst ja leben auch noch! Es gibt mehr als nur die Nine to Five-Hackn!“
Glücklicherweise schaffen Forschung und rege Studientätigkeit die nötigen Fakten. Dadurch kann mit Vorurteilen aufgeräumt werden und legitime Bestrebungen für eine modernere, tatsächlich Leistungs- statt Anwesenheitsorientierte Arbeitswelt erhalten endlich Wasser und Licht für den moralischen Nährboden, auf dem der nötige Mut zur Veränderung keimen könnte. Ich sage, man muss offenbleiben und Dinge versuchen – inspiriert von Matthias Sutters grandiosen Artikeln.
Doch Interviews hier, Artikel da – leider schafft es der unreflektierte Sammelbegriff der „Jungen“ immer wieder in die Medien. Warum eigentlich? Weil es immer schon so war?
Simon Groß, Gastautor

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