Allein gegen das Chaos

Es waren in Österreich immer wieder Zweifel angemeldet worden, ob das Land denn überhaupt einen Bundespräsidenten brauche – die jüngste Zeit dürfte sämtliche Kritiker eines Besseren belehrt haben, es ist einzig der Präsident, der aktuell Verantwortung beweist. Was selbstredend auch nicht alle freut: Irgendwo im unfassbaren Chaos hatte ein politischer Zwerg gar beanstandet, dass Van der Bellen alle Beteiligten aufgefordert habe, sich nun staatstragend und nicht parteipolitisch zu verhalten. Allein dieser eine Satz spricht Bände.
Er möchte sich „für das Bild entschuldigen, das die Politik bei uns gerade hinterlassen hat“, hatte der Präsident in einer seiner Reden gesagt. Das mag gut gemeint sein, und ist gewiss staatstragend, aber wenn sich ein Politiker für die momentane Situation nun überhaupt nicht zu entschuldigen hat, dann ist es Van der Bellen selbst. Wobei schon auch eines festzuhalten ist: Der Präsident macht nur das, was er machen soll – seinen Job. Und es ist schlimm genug, dass das in Österreich derzeit schon ausreicht, um der Mann der Stunde zu sein. Für den Rest soll gelten, was Erich Kästner einst gesagt hat: „Ich warte auf den Sieg der Anständigkeit, dann könnte ich mich zur Verfügung stellen.“