Harald Gfaders „Lampedusener Elegien“
Der Künstler hat sich auf seine Art mit der Flüchtlingssituation beschäftigt – ein Auszug aus seinen „Lampedusener Elegien 2015“.
Europa führt einen Krieg gegen die eigene Kultur, statt Krieg gegen die eigene Unkultur zu führen.*
Als im Oktober 2013 an die 400 Menschen vor der italienischen Insel Lampedusa im Mittelmeer ums Leben kamen, beschworen die Politiker der Europäischen Union eine neue Flüchtlingspolitik. Ein solches Schiffsunglück dürfe es nie wieder geben, so der Kanon damals. Und doch wiederholen sich die Berichte über solche unsäglichen Tragödien wieder und immer wieder.
Februar 2015: Mindestens 29 Flüchtlinge sind bei einer Seeüberfahrt in Richtung Lampedusa erfroren.
März 2015: Gerade noch gut hundert Menschen konnte die italienische Küstenwache von einem Boot vor Libyen retten. Ein weiteres Mal sind bis zu 400 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken.
April 2015: Erneut ist vor der libyschen Küste ein Schiff mit mehr als 700 Flüchtlingen gekentert, nur 28 Menschen konnten gerettet werden.
Mai 2015: Wieder kentert ein Boot vor Lampedusa – das bisher größte mit bis zu 950 Menschen an Bord.
So oder so: Es ist die bisher wohl schlimmste Flüchtlingskatastrophe, das Mittelmeer ein Massengrab. Und eine der kulturell höchstentwickelten Völkergemeinschaften schafft es NICHT, diesem Zustand beizukommen!
Im Herbst 2013 startete Italien die Marineoperation „Mare Nostrum“. Rund 150.000 Menschen sind damit gerettet worden. Im Oktober 2014 musste diese humanitäre Aktion beendet werden – Rom sah sich außerstande, die Kosten von etwa 110 Millionen Euro jährlich alleine weiter zu tragen — und die EU wollte sich nicht daran beteiligen.
Der letzte G7-Gipfel fand am 7. und 8. Juni 2015 auf Schloss Elmau in Krün bei Garmisch-Partenkirchen statt. Laut Schätzung des Steuerzahlerbundes kosteten die zwei Tage „Gipfeltreffen“ 360 Millionen Euro …
*Abgewandeltes Zitat von Karl Kraus
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