Sabine Barbisch

Solofagottist auf den Bühnen der Welt

Juni 2015

Der Höchster Benedikt Schobel hat mit 27 Jahren geschafft, wovon viele träumen: ein Leben als Berufsmusiker. Schobel ist als erfolgreicher Solofagottist des Sinfonieorchesters Basel auf der ganzen Welt unterwegs und begeistert nicht nur ausgewiesene Fans der klassischen Musik.

Die unglaubliche Bandbreite an Klängen, das ist es, was Benedikt Schobel an seinem Instrument, dem Fagott, am meisten fasziniert. „Von der Bassfunktion im Orchester bis zu solistischen Partien in hohen Lagen wie in Ravels „Bolero“ ist mit dem Fagott verblüffend vieles zu machen“, führt der in Höchst groß gewordene Schobel aus.

Dass er sich überhaupt dem Fagott verschrieben hat, „verdankt“ er einem schlechten Kontrabassspieler: „Ich entschied mich im Alter von sechs Jahren für das Fagott, nachdem ich mit meiner Mutter ein grauenhaft missglücktes Kontrabasskonzert besucht hatte und ich naiv davon ausging, dass dieses Instrument immer so klingen müsse.“ Diese „Wahl des geringeren Übels“, wie er sich augenzwinkernd erinnert, hat ihm eine beispiellose Karriere als Fagottspieler beschert.

Erfinder, Jurist oder doch lieber Musiker

Als kleiner Junge wollte der sympathische Höchster eine Speichermöglichkeit für Energie finden. Als sich herausstellte, dass die Batterie bereits erfunden war, sah er sich fortan eher als Jurist. Doch seine große künstlerische Kreativität sollte noch einmal zu einem Wechsel des Traumberufs führen: „Als mein damaliger Fagottlehrer meine Musikschule verließ, wechselte ich mit dreizehn Jahren ans Landeskonservatorium Feldkirch. Von da an war es eigentlich nur logisch, Berufsmusiker zu werden“, erzählt Schobel. Sein dortiger Lehrer Allen Smith habe ihm in der Zeit von 2001 bis 2005 vieles beigebracht, von dem er bis heute profitiere. Zwei Jahre früher als ursprünglich geplant spielte er dann an der Hochschule für Musik in Hannover vor und bekam den einzigen Platz. „Meine Familie war etwas traurig, weil sie dachten, ich würde noch etwas zu Hause bleiben, und plötzlich bestand ich die Aufnahmeprüfung und zog mit 17 Jahren alleine nach Hannover.“ Bei ihm selbst habe „die Freude auf eine große Stadt und neue Kontakte“ überwogen. Und zusehends sei auch in seinem Umfeld die Freude gewachsen, dass er die Chance erhalten hatte, die Klasse des weltweit renommierten Professors Dag Jensen zu besuchen. Noch während seines Studiums in Hannover bekam Benedikt Schobel von 2010 bis 2011 eine Akademiestelle an der Bayerischen Staatsoper in München. Mit nur 21 Jahren hat er sich dann als Solo-Fagottist beim Sinfonieorchester Basel beworben – und hatte auch ein Quäntchen Glück, denn freie Stellen für Solofagottisten sind rar: „Weil jedes Orchester eine größtmögliche Kontinuität in der eigenen Tradition zu spielen erreichen möchte, bekommen wir Musiker nach dem Gewinnen des Probespiels und dem Bestehen der einjährigen Probezeit meist unbefristete Verträge. Das bedeutet, dass eine Stelle am ersten Fagott gut und gerne 35 Jahre besetzt sein kann, weshalb es sehr wenige freie Positionen gibt.“

Ein jugendliches Orchester auf international hohem Niveau

Seit 2011 spielt Schobel nun das erste Fagott im Sinfonieorchester Basel und führt das abwechslungsreiche Leben eines Berufsmusikers: „Unsere CD-Einspielungen auf dem hauseigenen Label gewinnen regelmäßig Preise und Auszeichnungen, wir sind viel auf Tournee und fungieren so auch als Botschafter für die Stadt Basel.“ Außerdem fühlt er sich in seinem Orchester sehr wohl: „Mein Orchester hat in den letzten vier Jahren einen großartigen positiven Umschwung erlebt. Nach mir sind sehr viele Positionen mit hervorragenden jungen, motivierten Musikern besetzt worden, sodass wir uns jetzt als Klangkörper mit einem erstaunlich jugendlichen Altersdurchschnitt und einem international beachteten Niveau präsentieren.“

Flexibilität und Disziplin – das sind Eigenschaften, die man als Berufsmusiker braucht. Benedikt Schobel erzählt, dass sein Dienst vormittags im Konzerthaus oder der Oper beginnt. „Je nachdem, ob wir am Abend noch eine Opernaufführung spielen oder ein Konzert geben, haben wir tagsüber mehr Proben oder weniger. Unsere Freizeit wird zum Vorbereiten und Üben der Passagen genutzt. Wer da flinker ist, hat mehr Zeit für andere Dinge“, meint das Ausnahmetalent.

Viele tausend Stunden Üben

Krafttraining gehört für den Fagottspieler seit seinem Studium in Hannover zum Alltag, um Rückenbeschwerden vorzubeugen. Mittlerweile sei das eher zu einer „Frage der Eitelkeit“ geworden, berichtet er lachend, „aber es hilft natürlich auch beim langen Sitzen im Operngraben und mit dem schweren Instrument am Gurt um den Hals.“ Eine Kampfsportart zu lernen, ist für ihn allerdings tabu: „Das traue ich mich nicht, weil für mich als Holzbläser ein falscher Schlag auf die Lippe gleich das Aus für mehrere Wochen bedeuten kann.“

Der Fan von Brahms und Mozarts Kompositionen nennt auch ein wenig Glück als Basis für seine einzigartige Karriere in so jungen Jahren: „Viel habe ich sicher auch meinen Eltern zu verdanken, die mich bei allem unterstützt und mir das beste Studium unter den angenehmsten Umständen ermöglicht haben. Und an den vielen tausend Stunden kontinuierlichem Üben führt natürlich auch kein Weg vorbei“, betont der überzeugte Wahl-Schweizer.

Lebenslauf - Als erfolgreicher Solofagottist in Basel.
Am 29. Jänner 1988 wurde der Höchster Benedikt Schobel geboren. Erst besuchte er das Gymnasium Gallusstraße in Bregenz, dann das Musikgymnasium Feldkirch. Von 2005 bis 2010 absolvierte Schobel die Hochschule für Musik und Theater in Hannover und von 2010 bis 2013 die Hochschule für Musik und Theater in München. Seit 2011 ist er Solofagottist im Sinfonieorchester Basel. Aktuell ist seine Karriere von einer regen Orchestertätigkeit und CD-Einspielungen geprägt. Außerdem gehören Tourneen durch Asien und Europa zu seiner beruflichen Tätigkeit.

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.