Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Alexandro
Rupp – Mastermind der Bodensee-Schifffahrt

April 2024

Vorarlberg Lines – zwei Wörter, die Emotionen auslösen. Gute Emotionen. Wer war nicht schon einmal mit einem der Schiffe dieses Unternehmens auf dem See. Vielleicht zur Firmung oder am „Weißen Sonntag“ in seiner Jugend? Oder anlässlich einer gemütlichen Rundfahrt bei strahlendem Wetter in der Bregenzer Bucht und darüber hinaus?

Jetzt ist das Unternehmen in Privatbesitz, genauer gesagt in den Händen von Alexandro Rupp. Und das seit gut einem Jahr, seit 2023. Überraschend war dieser Deal aber nicht, denn der Bregenzer fungiert schon seit vielen Jahren als Geschäftsführer der Vorarlberg Lines. Rupp, vormals im Bankengeschäft zu Hause, übernahm diese Aufgabe in der Walter Klaus Gruppe 2008 und prägt seither die Geschicke der österreichischen Schifffahrt am Bodensee maßgeblich mit.

Zukunftsperspektiven
Was vor einem Jahr ohne großes Getöse über die Bühne ging, war gut vorbereitet, wie Rupp erklärt. Die Gedanken an eine Übernahme hätten ihn schon länger beschäftigt. Dabei hätten mehrere Überlegungen eine Rolle gespielt: Zum einen habe er das Unternehmen immer schon wie ein Unternehmer geführt, zum anderen kristallisiere sich mit Sohn Nikolai eine potenzieller Nachfolger heraus. Nach Rücksprache mit der Familie und mit dieser Perspektive habe er den Schritt gewagt. Angemerkt sei, dass alle drei Kinder Wirtschaft studiert haben.
Nicolai Rupp, der an der Universität Liechtenstein den Studiengang Entrepreneurship absolvierte, stieg im Februar 2023 ins Unternehmen ein, und zeichnet seither für die Bereiche Social Media, Marketing und IT verantwortlich. Dass die Schifffahrt der Familie Rupp offensichtlich im Blut liegt, zeigt weiters die Tatsache, dass sich alle Kinder regelmäßig bei den Vorarlberg Lines ihre Sporen verdient haben. So haben Tochter Tatjana und Sohn Maximilian in der Welle, dem Verwaltungsgebäude im Bregenzer Hafen, unter anderem die Kundenbetreuung übernommen. 
Die Dauer des Übernahmeprozesses gibt Rupp mit rund zwei Jahren an, nach einem grundsätzlichen Kommittent sei aber alles sehr schnell gegangen. Mit den Vorarlberg Lines hat Rupp nicht nur sechs Schiffe übernommen, sondern auch 30 Mitarbeiter, von denen acht in der Verwaltung beschäftigt sind, 22 stehen im Hafen ihren Mann und ihre Frau. In der Hochsaison wird das Personal um vier weitere Mitarbeiter aufgestockt. Die gute Zusammenarbeit mit den Machern des Pier 69 und mit MO-Catering hebt Rupp ausdrücklich hervor, sodass den Fahrgästen eine anspruchsvolle Gastronomie angeboten werden könne.

Generationenwechsel
Was sich seit der Übernahme denn für ihn geändert habe? „Die Aufgabenbereiche sind im Großen und Ganzen gleich geblieben, da ich ja schon bisher sehr selbständig agieren konnte.“ Was aber anstehe, sei der Generationenwechsel. 
Welcher Generationenwechsel? „Wir beschäftigen sechs Kapitäne, dazu fünf weitere Schiffführer für die kleineren Schiffe.“ Und gerade diese sechs Kapitäne sind es, die den Generationenwechsel verursachen. „Denn alle treten in den nächsten Jahren in den Ruhestand“, sagt Rupp. Und er betont, dass unter seiner Ägide bisher kein Bedarf geherrscht habe, im Bereich Personal etwas zu unternehmen, denn die Fluktuation bei den Vorarlberg Lines sei marginal bis nicht existent und die Kapitäne versehen alle schon seit 35 und 45 Jahren ihren Dienst bei den Vorarlberg Lines. „Sie kennen See und Schiffe aus dem Effeff“, erklärt Rupp. Deshalb seien die Vorarlberg Lines auf dem Personalmarkt auch so gut wie nie existent gewesen. Doch da dieses Thema absehbar gewesen sei, haben er und sein Betriebsleiter Hans Wüstner das Unternehmen schon frühzeitig darauf vorbereiten können. 
Die Ausbildung zum Kapitän geschieht betriebsintern, die Abnahme der erforderlichen Prüfungen erfolge unter Aufsicht der BH Bregenz. Die theoretischen Prüfungen können laut Rupp relativ rasch absolviert werden, die Betriebsmonate auf den Schiffen erfordern aber einen größeren Zeitraum. „Wir fahren zwar das ganze Jahr, aber die Saison dauert eigentlich nur neun Monate“, und so dauere es eben etwas länger, „bis ein Kapitän fertig ausgebildet ist.“ Rupp spricht von fünf bis sieben Jahren. 

Spürbare Grenzen 
Auf Corona angesprochen meint der Eigentümer: „Diese Zeit war eher eine Bestärkung in meinem Entschluss.“ Sie sei zwar herausfordernd gewesen, mit den Förderungen sei es aber möglich geworden, diese Phase zu überstehen.
Dabei erinnert er sich an die eine oder andere kuriose Situation: „Die vorher beinahe nicht mehr existenten Grenzen wurde in diesen Monaten neu bewertet: Oft stellte sich die Frage: Können wir fahren oder nicht? Dürfen wir anlegen oder nicht?“ Erschwert worden sei die Schifffahrt durch die unterschiedlichen Regelungen in den einzelnen Ländern. „Wir mussten die Verordnungen Vorarlbergs, Bayerns, Baden Württembergs und der Schweiz unter einen Hut bringen.“ Und dann habe sich die Frage gestellt: Machen wir Veranstaltungen, Passagierfahrten, Ausflugsfahrten. Sind wir als Transporteur unterwegs? 
Und so habe man eben flexibel reagieren müssen und beispielsweise einen Zwischenstopp in Lochau eingelegt, um den Bestimmungen Genüge zu tun, wenn es hieß, dass der öffentliche Verkehr wieder aufgenommen werde, eine Schiffsrundfahrt aber nicht. An dieser Stelle betont Rupp, dass die Vorarlberg Lines nichts mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die von Bund und Land gestützt werden, gemeinsam habe, die Vorarlberg Lines seien zu 100 Prozent in privater Hand.
Auf die Zielsetzungen und die Bilanz nach einem Jahr als Eigentümer sagt Rupp: „Klar war, dass die ersten beiden Jahre durchaus eine Umstellung sein werden, aber in erster Linie wegen des vorher angesprochenen Generationenwechsels.“ Doch alles in allem seien die ersten zwölf Monate durchaus zufriedenstellend verlaufen. 
Im Bereich der Verwaltung sei die Digitalisierung ein wichtiges Thema, das vorangetrieben werden müsse und sich auf einem guten Weg befinde. Daneben erwähnt er die hohen Investitionskosten von 600.000 Euro in das größte Passagierschiff, die Austria mit Platz für 1200 Personen, die 1939 gebaut wurde und noch immer zuverlässig ihren Dienst versieht. Die Schwierigkeit sei, dass die benötigten Ersatzteile alle sondergefertigt werden müssten. 
Das Schiff sei eben „Vintage“ und nicht „Retro“ und damit ein echter Oldtimer. Dass sich die Vorarlberg Lines aber in sicheren Gewässern befinden, zeigen die Perspektiven, mit denen Rupp sein Unternehmen zukunftsfit gemacht hat.

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