Das Libretto des Populismus

Wenn in der Politik Emotionen den Verstand zum Statisten degradieren, ist zumeist Populismus im Spiel. Die Logik hat dann keinen Auftritt, denn sie wird mit einem dramatischen Abgang von der Bühne gefegt. Die Lautstärke, untermalt von der Rhythmik simpler Parolen, obsiegt gegen jeden Versuch der Evidenz.
Es ist ein Frontalangriff auf die Kategorien der Vernunft, um die Urteilskraft außer Kraft zu setzen. Der Geltungsmacht von Evidenz, Verstand, nicht selten auch von Anstand und Charakter wird abgeschworen. Auf dem roten Teppich darf die Unvernunft sich posierend zur Schau stellen. Das Populistische soll legitimiert werden und Deutungshoheit erlangen. Spektakel und Emotion gewinnen die Oberhand, während Argumente und Fakten der Belustigung dienen. Das Publikum – die Wählerschaft – wird vom Zuschauer zum Mitspieler in einem Spiel, das zunehmend irrational und manipulativ wird.
Mozarts „Die Zauberflöte“ liefert uns dazu eine meisterhafte Parallele. Das Glockenspiel, das Tamino und Papageno auf ihrer Reise begleitet, entfaltet eine fast magische Wirkung: „Das klinget so herrlich, das klinget so schön!“ Diese Töne manipulieren die Sinne, verzaubern die Menschen und führen sie unwiderstehlich in die Irre. „Hiemit kannst du allmächtig handeln, der Menschen Leidenschaft verwandeln. Der Traurige wird fröhlich sein, den Hagenstolz nimmt Liebe ein.“ 
So wirkt populistische Rhetorik. Sie ist das verführerische Glockenspiel, das durch eingängige, aber hohle Phrasen die Menschen in einen Tanz der Verführung lockt als gäbe es keine Realität mehr. Passenderweise bezeichnet Mozart sein Glockenspiel als „Stählernes Gelächter“. Und das ist letztlich auch alles, was bleibt, wenn die Populisten von ihrer Bühne gehen und der Vorhang fällt.

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