Herbert Motter

Vorarlberg ist wieder einmal die Ausnahme

Juli 2015

Die Entwicklung der Weltwirtschaft verlief 2014 gedämpfter als erwartet. Vorarlbergs Wirtschaft hingegen hat sich im vergangenen Jahr „sehr gut geschlagen“. Das belegen auch die Zahlen des Wirtschaftsberichts 2014/2015 von Land und Wirtschaftskammer.

Die Weltwirtschaft entwickelte sich 2014, nicht zuletzt aufgrund der Konjukturschwäche im Euroraum, gedämpft. Österreichs Wirtschaft  hat mit einem Wachstum von 0,3 Prozent annähernd stagniert. Vorarlberg bildete einmal mehr die Ausnahme und erzielte 2014 mit einem Plus von 1,4 Prozent die höchste Wachstumsrate aller Bundesländer. Unser Land profitierte dabei vor allem von einer überdurchschnittlichen Zunahme der Sachgütererzeugung und insbesondere von der Verbesserung der internationalen Rahmenbedingungen für die exportorientierte Vorarlberger Industrie. Ebenso erzielte die Vorarlberger Bauwirtschaft eine deutliche Steigerung – sowohl im Hochbau als auch im Tiefbau.

„Die erfreuliche Entwicklung in Vorarlberg ist vor dem Hintergrund eines immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeldes erstaunlich. Vorrangig ist es das Verdienst der heimischen Unternehmen. Um diese Entwicklung weiter voranzutreiben, braucht es aber gerade jetzt noch mehr Unterstützung und Rückenwind von der Politik und der Verwaltung, sprich von der öffentlichen Hand. Dass diese Unterstützung noch ausbaufähig ist, untermauern diverse internationale Rankings, die Österreich in bestimmten Bereichen auf einem absteigenden Ast sehen“, warnt Helmut Steurer, Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg.

IMD-Ranking zeigt Handlungsbedarf für Österreich

Das Lausanner „Institute for Management Development“ (IMD) misst anhand des „World Competitiveness Scoreboard 2015“ die Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität von insgesamt 61 Ländern. Österreich reiht sich im Jahr 2015 in diesem umfassenden Ländervergleich (basierend auf über 300 wirtschaftlichen Indikatoren, Daten und Umfrageergebnissen) auf dem 26. Platz ein, vier Plätze schlechter als 2014. Somit entfernt sich Österreich mehr und mehr von den Platzierungen der Vorkrisenjahre und der Top-Platzierung aus dem Jahr 2007, als Österreich noch den guten 11. Platz eingenommen hatte.

Das IMD ortet Handlungsbedarf insbesondere bei der Leistungsfähigkeit des öffentlichen Sektors, den öffentlichen Finanzen, der hohen Steuerbelastung, dem zu niedrigen Pensionsantrittsalter und im Bildungsbereich.

Geht es nach den Vertretern der Wirtschaft, müsse das jüngste IMD-Ranking von der Politik als Auftrag verstanden werden, nachhaltige Reformen in Gang zu setzen. Das IMD skizziert einige strukturpolitische Themenfelder, in denen dringender Handlungsbedarf besteht. Viele dieser Punkte decken sich mit Empfehlungen internationaler Organisationen wie der EU-Kommission und der OECD, aber auch mit den Forderungen der Wirtschaftskammer.

Positiv fällt auf, dass bei unternehmensrelevanten Faktoren die Platzierungen wesentlich besser sind: Die private Wirtschaft schneidet im IMD-Ranking im Bereich „Produktivität und Effizienz“ mit Platz 14 deutlich besser ab als der Gesamtstaat. Beim Indikator KMU-Effizienz liegt Österreich sogar auf dem guten vierten Platz. Gut platziert ist Österreich auch bei weiteren unternehmensrelevanten Faktoren wie „Duales Ausbildungssystem“ (Platz 3) oder der „Diversifikation der Wirtschaft“ (Platz 7).

Daten und Fakten zum Wirtschaftsbericht 2014

[1]    Sachgütererzeugung: plus 6,4 Prozent
[2]    Bauwirtschaft: plus 10, 5 Prozent (+3,2 Prozent im Tiefbau, +15,5 Prozent im Hochbau)
[3]    Patentmeldungen: 157 (entspricht 42 Patenten pro 100.000 Einwohner)
[4]    Sommersaison: 3,7 Millionen Nächtigungen (plus 0,5 Prozent gegenüber 2013)
[5]    Wintersaison: 4,9 Millionen Nächtigungen (zweitbestes Ergebnis nach 2012/2013)
[6]    Unselbstständig Beschäftigte: 153.957 Personen (Jahresdurchschnitt, +2393 gegenüber 2013)
[7]    Lehrlinge: 7429 Lehrlinge in 2038 ausbildenden Betrieben (Stand 31. Dezember 2014 – minus 4,6 Prozent)

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