Renate Hammerer

Unternehmensberatung, Coaching und Personalmanagement

Dialog als Antwort auf Komplexität?

Mai 2019

In Organisationen beobachten wir Beschleunigung. Digitalisierung als Treiber, Überforderung der Menschen durch Innovation. Die Antwort ist noch höhere Taktung und Forderung nach raschen Entscheidungen. Zeit fehlt! Gleichzeitig wird nach Kooperation gerufen. Achtsamkeitstrainings und Entschleunigungs-Beratungen schießen aus dem Boden.
Ein Widerspruch in sich? Oder sollten wir mal querdenken? Erzählt von Heinz von Foerster: Der kleine Sohn kam tränenüberströmt von der Schule nach Hause. „Was gab’s?“ „Ich musste eine Stunde lang in der Ecke stehen!“ „Ja warum?“ „Die Lehrerin hat gesagt, ich sei frech.“ „Ja wieso?“ „Sie hat gefragt: „Wieviel ist 2 mal 3?“ Ich habe aufgezeigt. „Also wieviel?“ Ich sagte: „3 mal 2“. Alle haben gelacht, und ich musste in die Ecke.“ Ich hörte diese Trauerbotschaft und meinte, seine Antwort wäre ganz richtig, aber könnte er es auch beweisen? Er nahm ein Stück Papier, macht darauf zwei Reihen mit je drei Punkten: „Das ist 2 mal 3, sagte er, drehte das Blatt um 90 Grad. „Das ist 3 mal 2.“ Die Lehrerin wusste offenbar nicht um die Bedeutung des kommutativen Gesetzes der Multiplikation Bescheid.
Nicht Multiplikation, der Umgang mit Zeit ist das Thema in Organisationen. Überlegen wir daher, wann wir die Zeit als Time-Box nutzen und wann wir dem Thema die notwendige Zeit geben. Wann ist Diskussion zieldienlich und wann Dialog? Beim Dialog nehmen sich die Protagonisten die Zeit, die ein Gedankenaustausch braucht (Kairos): Er ist zu Ende, wenn er zu Ende ist. Bei der Diskussion haben sie bereits zu Beginn einen fixen Endpunkt für den Austausch (Kronos). 
Was Menschen berichten, die beides nutzen und für komplexe Fragen den Dialog als Format wählen: „Plötzlich hat uns die Lösung gefunden und die Entscheidung war klar.“