Marion Kaufer

Direktorin der Vorarlberger Landesbibliothek

Digitalisierungs– = Bibliotheks–Offensive?

Februar 2019

Die „Digitale Agenda Vorarlberg“ zeigt umfassend die Mechanismen der digitalen Transformation sowie geplante Strategien und Ziele auf. Gesellschaft und Wirtschaft gilt es auf den Medienwandel, disruptive Technologien und anstehende Änderungen vorzubereiten. Ich sehe in dem Strategiepapier an vielen Stellen die ausdrücklichen Kompetenzen von Bibliotheken angesprochen – lese das Wort aber nicht ein einziges Mal.

Bibliotheken traf und trifft der Medienwandel unmittelbar und allumfassend. Die hybride Bibliothek fasst digitale und analoge Angebote unter einem virtuellen wie physischen Dach zusammen. Datenverarbeitung und -aufbereitung sind wesentliche Fertigkeiten von Bibliotheken. Es ist das ureigenste Aufgabengebiet von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, sich der Sammlung, Strukturierung, Hierarchisierung, Präzisierung und Auswertung von Daten zu widmen. Bibliotheken leisteten bereits seit Anfang der 1980er-Jahre beispielsweise mit ersten Datenbankabfragen Pionierarbeit im Bereich der Digitalisierung.

Allerdings erscheinen Bibliotheken als Nachzügler in puncto Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Im Rahmen der vorwissenschaftlichen Arbeit an AHS ist die Vorarlberger Landesbibliothek beispielsweise im Lehrplan verankert – offensichtlich aber nicht in den Köpfen. In meinen Augen kann eine Digitalisierungsoffensive nur dann gelingen, wenn sie alle Ressourcen im Lande fördert und fordert. Gerade Bibliotheken können zur Verbesserung der Medienkompetenz, zum Umgang und zur Bewertung digitaler Informationen, zur Befähigung einer Übersicht, Filterung und Strukturierung der Datenflut beitragen. Insofern sollte die Digitalisierungsoffensive auch zu einer Bibliotheksoffensive werden – die Kompetenzen von Bibliotheken nutzend und ihre Infrastruktur fördernd.