Markus Schmidgall

Fake News und/oder Wissenschaft

März 2021

Nicht zuletzt durch die wohlwollende Duldung oder sogar gezielte Streuung eines ehemaligen US-Präsidenten erfreuen sich „alternative Fakten“ seit geraumer Zeit immer größerer Beliebtheit und Verbreitung. Nun ist ein Diskurs über vermeintliche Unklarheiten und über unbekannte Tatsachen gerade in einem wissenschaftlichen Kontext keine Seltenheit und an sich auch erwünscht. In (Corona-)Zeiten wie diesen erlebt die Wissenschaft aber eine ganz neue Herausforderung abseits einer nach wissenschaftlichen Standards definierten Auseinandersetzung. Vielfach werden einerseits Ergebnisse der Forschung an sich angezweifelt und zwangsläufig mit einer politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Zielsetzung in Zusammenhang gebracht. Andererseits werden Debatten und Diskussionen und die verschiedenen Zugänge und Zielsetzungen eines wissenschaftlichen Diskurses als Zeichen von absichtlicher Unklarheit und schließlich auch als „Fake News“ angesehen und grundsätzlich abgelehnt.
Diese zwiespältige Auseinandersetzung mit (der) Wissenschaft ist umso erstaunlicher im Angesicht der Tatsache, dass in Krisenzeiten wie diesen selbst die vielfach entrückte Politik sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und den damit vorausgegangenen Diskurs ein- und verlassen muss. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler avancieren daher vielfach zu medialen Popstars – und ecken doch oft mit unangenehmen Wahrheiten an. Die Wissenschaft und ihre Exponenten tun aber gut daran, nicht über diese neue Machtfülle allzu laut zu jubeln. Vielmehr sollte sie weiterhin den Weg aus der Krise weisen – aber getreu dem Motto von Tacitus: „Sine ira et studio“.