Angela Jäger

eschäftsführerin des
Landesverbandes der Hauskrankenpflege Vorarlberg

Für ein gutes Miteinander

November 2021

Wie sehr wir Gemeinschaft brauchen, wird uns besonders klar, wenn wir sie nicht mehr frei suchen und leben können. Parallel zur Tatsache, dass Quartiere immer anonymer werden – wer kennt noch seine Nachbarn, Singlehaushalte zunehmen und es immer weniger Kinder gibt, entwickelt sich eine Sehnsucht nach einer neuen Gemeinschaft. Es ist eine Sehnsucht nach einer neuen Sorgekultur, nach einer neuen Denk- und Werthaltung, zielgruppen- und themenübergreifend, also nach einer „Caring Community“. 
Ist „Caring Community“ mit der heutigen Gesellschaft machbar? Das Ehrenamt und die dahinterliegenden, motivierenden Werte haben sich verändert. Uneigennützigkeit weicht der Selbstverwirklichung, die Bereitschaft sich zu engagieren ist eher projektbezogen und zeitlich begrenzt, soll der Persönlichkeitsentwicklung dienen und es muss ein Nutzen erkennbar sein.
„Caring Communities“ müssen heute deshalb mehr sein, als Nachbarschaftshilfe, es muss eine Verknüpfung von Ehrenamt, Freiwilligenarbeit, bürgerschaftlichem Engagement, Familienarbeit und den Aufgaben des Staates sein. Sorgegemeinschaften brauchen Sorgestruktur. Sozialkompetenz muss früh gelernt werden, „Caring Community“ beginnt bereits in der Schule. Auf keinem Fall darf es zu einer Rückentwicklung in der Frauen- und Familienpolitik kommen und zu einer verklärten Nachbarschaftsbetrachtung. Die Eigenverantwortung in der Vorsorge muss gestärkt werden. 
In den Vorarlberger Krankenpflegevereinen wird Sorgekultur täglich gelebt. Menschen aus unterschiedlichsten Professionen übernehmen Verantwortung in der Vereinsführung und machen so Betreuung und Pflege zu einem gesellschaftlich getragenen Thema, sie verbinden Menschen, führen sie zusammen, genau darum geht es.