Nikola Furtenbach

ifs Gewaltschutzstelle, Projektkoordinatorin StoP Vorarlberg 

Häusliche Gewalt ist kein Randphänomen

Juni 2022

Für viele Frauen ist das Wohnzimmer kein Ort der Geborgenheit. Häusliche Gewalt ist kein Randphänomen, sondern kommt viel zu häufig vor. In Österreich erfährt jede fünfte Frau im eigenen Zuhause körperliche oder sexuelle Gewalt. Täter ist zumeist der eigene (Ex-)Partner. Um der hohen Dunkelziffer entgegenzuwirken, braucht es neben institutionellen Angeboten vor allem funktionierende soziale Netzwerke, die auf Partnerschaftsgewalt reagieren und betroffene Frauen unterstützen. Die gestärkte Nachbarschaft ist eine wichtige Präventionsmaßnahme und rettet vielleicht sogar Leben. Hier setzt das Projekt „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ an, das seit Juni vergangenen Jahres in Bregenz und nun auch in der Stadt Hohenems umgesetzt wird. 
StoP zielt darauf ab, ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen und Menschen zu ermutigen, bei Gewalt nicht wegzuschauen, sondern diese wahrzunehmen und zu helfen. Es werden kooperierende Netzwerke geschaffen, um die Veränderungsarbeit an kulturellen Leitvorstellungen voranzutreiben. Dadurch entsteht eine Nachbarschaft, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzt, der Stigmatisierung von Opfern entgegenwirkt und die Zivilcourage steigert.
Wenn wir als Gesellschaft Gewalt nicht akzeptieren, wird sie sich verringern. Frauen huschen dann nicht mehr mit Sonnenbrille durchs Treppenhaus, weil sie sich schämen, sondern klingeln bei Nachbar:innen, holen sich Rat und Hilfe. Sie wissen, sie werden auf Verständnis und Unterstützung treffen. Häusliche Gewalt wird zum öffentlichen Thema. Das ist keine Utopie, denn StoP Stadtteile Projekte leisten bereits an vielen Orten in Deutschland und Österreich einen wichtigen Beitrag dazu, das Gemeinwesen zu verbessern für eine friedliche und sich gegenseitig unterstützende Nachbarschaft.