Eva Häfele

Kulturtourismus als sozialer Wirkraum

Juli 2021

Kulturraum Vorarlberg 2025+. Eine kulturbewusste Strategie für den Tourismus in Vorarlberg“ öffnet einen Zugang, abhängig von der Perspektive, der Neugierde und der Offenheit der hier lebenden Menschen und der Gäste. Das Kapital des Unvermuteten zeigt sich in den zentralen und peripheren Räumen gleichermaßen. 
Ein relevanter Aspekt eines kulturbewussten Tourismus ist der soziale Wirk­raum, der sich in den Destinationen entfaltet. Ein sozialer Wirkraum entsteht, indem vielfältige Beziehungs-, Kommunikations- und Netzwerkstrukturen fruchtbar werden und sich gegenseitig beeinflussen. Die Gäste verbringen ihren Urlaub in Vorarlberg nicht in sozial abgeschotteten Lokalitäten, wie in den „All-inclusive“-Anlagen, sondern in komplexen Lebensräumen. Dort treten die Reisenden mit den (dauerhaft) hier lebenden Menschen, den sozialen und kulturellen Strukturen und folglich mit der Lebenskultur in Kontakt und in einen lebendigen Austausch. Sie werden zu „Einheimischen auf Zeit“.
Dieser „Social Impact“, die Wirkung auf die Menschen – auf die Reisenden und die Besuchten – wird in den Nächtigungsstatistiken oder in den Besucherzahlen von Festivals und kulturellen Veranstaltungen nicht unmittelbar sichtbar. Die Restriktionen, die im Zuge der Covid-19-Pandemie ausgelöst wurden, führten deutlich vor Augen, dass die Konzentration auf die ökonomischen Aspekte das soziale Element und die kommunikative Ebene des Tourismus ausblendet. 
In Hinkunft wird es deswegen mehr denn je notwendig sein, den „Social Impact“ des Tourismus aufzuzeigen und damit seinen Wert jenseits ökonomischer Kennzahlen darzulegen. Wenn dies aufgegriffen würde, dann wäre das eine positive Folge der Krisenbewältigung und würde dem (Kultur)Tourismus im Lebensraum einen höheren sozialen Stellenwert verschaffen.