Manfred Hämmerle

Direktor der BHAK und BHAS Bregenz und seit 30 Jahren in der Ausbildung für Lehr­personen, unter anderem an der WU Wien, tätig

Samra macht ihren Weg

Februar 2019

Samra, eine Schülerin einer vierten Klasse der HAK Bregenz, erhielt kürzlich von der Nationalbank 1000 Euro, weil sie fleißig, zielstrebig und sozial engagiert ist. Eine Lehrperson aus der Mittelschule Lochau empfahl ihr damals, die Handels­akademie zu besuchen. Darüber ist sie froh, denn sie hätte sich das nicht zugetraut.

Jetzt beginnt wieder die Anmeldezeit für weiterführende Schulen. Insbesondere für Eltern, deren Kinder die vierte Klasse Volksschule besuchen, ist diese Zeit mit einem gewissen Stress verbunden. „Wird es mein Kind ins Gymnasium schaffen?“, ist die Frage. Dabei zeigen die Daten der Berufsbildenden Schulen, dass diese Frage überschätzt wird. Viele ehemalige Schülerinnen und Schüler der Mittelschulen sind wie Samra: Sie bewähren sich in unseren Schulen und sie haben – bei entsprechenden Noten – die Möglichkeit, in alle Oberstufenformen Vorarlbergs zu wechseln. Man kann also die Zehnjährigen mit gutem Gewissen in ihrer bewährten Umgebung eine gute Mittelschule besuchen lassen. Es ist wichtig für diese Schulen, dass sie Zugpferde in der Klasse haben. Die Politik hat die Verantwortung, die Mittelschulen zu stärken und nicht durch zusätzliche Angebote weitere Konkurrenz zu schaffen.

Übrigens: Samras Vater ist aus Bosnien zugezogen. Er arbeitet seit vielen Jahren in einem Vorarlberger Industriebetrieb. Man darf zusätzlich noch von einer gelungenen Integrationsgeschichte erzählen und außerdem berichten, dass viele junge Menschen mit Migrationshintergrund den Weg Neue Mittelschule und dann BHS wählen. Und das ist gut so, weil Samra und alle anderen einen Beruf erlernen und zusätzlich eine höhere Bildung erhalten. Durch die neue Reife- und Diplomprüfung ist die Vergleichbarkeit mit Absolventinnen und Absolventen der AHS garantiert.