Manfred Tschaikner

Er (geb. 1957 in Bludenz) ist Archivar und Historiker am Vorarlberger Landesarchiv in Bregenz.

Warum der Funken so heißt

Februar 2019

Keine Sorge, ich schreibe nicht wieder gegen die Verbrennungen von Hexen auf den Funken, obwohl man sie in Kürze auch heuer auf gewohnt pietät- und geschmacklose Weise zelebrieren wird. Nein, hier soll vielmehr erklärt werden, wie der bedeutendste Vorarlberger Brauch eigentlich zu seinem Namen kam, denn laut Duden sind Funken erstens glühende Teilchen, die bei der Verbrennung durch die Luft fliegen, und zweitens Figuren beim Kölner Karneval. Kein Wunder also, dass man in weiten Teilen des deutschen Sprachraums nicht einmal versteht, was in Vorarlberg Funken sind.

Hierzulande bezog sich dieser Begriff ursprünglich auf die Fackeln. Dem Funkenbrennen als einem Fackelschwingen kam in der Fasnacht bis ins 19. Jahrhundert hohe Bedeutung zu. Das wilde Treiben mit dem bewegten Feuer passt gut zur ersten Wortbedeutung, die der Duden anführt. Es blieb allerdings nicht bei diesem Wortsinn, denn im Laufe der Zeit setzte sich der Begriff „Fackel“ durch.
Zuvor aber bezeichnete man in Vorarl­berg auch die militärischen Kreifeuer als „Funken“, da sie einer übergroßen Fackel glichen. Damit konnte durch Lichtsignale über weite Strecken hinweg vor drohender Feindesgefahr gewarnt werden, indem man von Burg zu Burg oder von Anhöhe zu Anhöhe „funkte“, wie die Informationsübertragung damals genannt wurde. 

Als dieses Alarmierungssystem seine Bedeutung verloren hatte, ging die Bezeichnung „Funken“ im 18. Jahrhundert schließlich auch auf die – den Kreifeuern ähnlich sehenden – Fasnachtsfeuer über, denn sie bestanden ursprünglich nicht aus hohen Holztürmen, sondern stets aus dürren Bäumen mit beigegebenem Brennmaterial. Außerdem brannten sie im Gefolge einer Kalenderreform gar nicht mehr in der Fasnacht, sondern zum Missfallen der Kirche am ersten Sonntag in der Fastenzeit.