Manfred Rein †

* 19.12.1948, † 22.04.2016

Den Worten müssen Taten folgen!

Juli 2015

Vorarlberg ist das „Erfinder-reichste“ Bundesland Österreichs. Bei uns werden mehr Erfindungen patentiert als anderswo. Vorarlbergs Unternehmen sind aber nicht nur deswegen auf dem Weltmarkt so erfolgreich, weil sie innovativ sind, sie sind erfolgreich, weil sie ihre Erfindungen auch in marktreife Produkte umsetzen. Ohne Umsetzung ist die beste Idee wertlos. Eine Idee ist nur dann innovativ, wenn sie auch konkret umgesetzt wird. Das heißt: Den Worten müssen Taten folgen! Was in der Wirtschaft Gebot ist, um erfolgreich bestehen zu können, scheint der Politik fremd zu sein. Mitunter gäbe es ja kluge gesellschafts- oder wirtschaftspolitische Ideen. Doch werden diese in der Politik zerredet und auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben.  Als jüngstes Beispiel dient da die Debatte um die gemeinsame Schule: Ende Mai hatte die Koalition bekannt gegeben, dass in Vorarlberg die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen Realität werden soll, in acht bis zehn Jahren. Diese Ankündigung war das Ergebnis einer Debatte, die sich über Jahre und Jahrzehnte erstreckte, und erfolgte auf Basis eines zwei Jahre dauernden Forschungsprojekts. Und jetzt? Wird zurückgerudert, beginnt politisches Gezänk über Gesetzesbeschlüsse. Die Vorarlberger Koalition erklärte, dass es noch zu früh für eine Gesetzesänderung im Nationalrat sei. Und in einer Presseaussendung ließ man mitteilen, dass man „zum gegebenen Zeitpunkt an den Bund herantreten und die notwendigen Reformen einfordern“ werde. Zum gegebenen Zeitpunkt, klar. Dabei ist jedem klar, dass der richtige Zeitpunkt jetzt ist. Jetzt müssen den Worten Taten folgen, jetzt muss mit der Umsetzung begonnen werden. Es wird ohnehin noch lange genug dauern, bis die gemeinsame Schule vollständig umgesetzt werden kann. Jede weitere Verzögerung geht zu Lasten ganzer Schülergenerationen, jede weitere Verzögerung bedeutet die Verlängerung des bildungspolitischen Stillstands.

Wie es gehen kann und gehen muss, zeigt die Mittelschule Wolfurt, die bereits konkrete Anleihen bei der vielfach ausgezeichneten IGS Göttingen genommen hat. So wird in einigen Klassen in Wolfurt bereits in alternativer Form unterrichtet. Direktor Norbert Moosbrugger hatte die Neuerung kurzerhand umgesetzt. Warum? Weil er nicht warten wollte: „Es muss in jedem Jahr das Optimum für die Schüler herausgeholt werden.“ Dieser Erkenntnis sollte sich die Landespolitik anschließen. Unverzüglich, nicht erst „zum gegebenen Zeitpunkt“.

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