Manfred Rein †

* 19.12.1948, † 22.04.2016

Nutzt die Möglichkeiten!

Dezember 2015

Das bildungspolitische Anliegen der Wirtschaftskammer war und ist, dass neue pädagogische Inhalte Einzug in die Vorarlberger Schulen finden müssen. Welche Türschilder auf diesen Schulen montiert sind, ist vollkommen unerheblich, wichtig ist, was dort unterrichtet wird – und wie es unterrichtet wird. Und in diesem Sinn wird die jüngste Bildungsreform wiederum ihrem Namen nicht ganz gerecht, weil sie sich zu viel mit der Struktur und zu wenig mit den Inhalten beschäftigt. Dennoch birgt sie durchaus auch gute Ansätze, weil im Zuge der möglichen Modellregionen neue Konzepte implementiert werden können. So betrachtet ist der Bundesregierung aus Versehen tatsächlich etwas gelungen, was bis vor Kurzem noch als unmöglich erachtet wurde. Alte Konzepte in der einen Schule, neue Konzepte in der anderen Schule – das ist der bildungs­politische Wettbewerb, den sich die Wirtschaftskammer wünscht.

Der Bessere wird sich durchsetzen, ganz nach dem Vorbild der preisgekrönten IGS Göttingen, wo keine bestehenden Schulen abgeschafft wurden, aber Platz für etwas Neues geschaffen worden ist. Was in Niedersachsen möglich war, wird auch in Vorarlberg möglich sein. Denn Eltern werden, und das ist gewiss, für ihre Kinder sicherlich das bessere Konzept wählen wollen – ein Konzept, das das einzelne Kind mit seinen individuellen Fähigkeiten in den Mittelpunkt aller Bemühungen stellt. Dass die Bundespolitik die vom Land Vorarlberg geforderte flächendeckende Einführung der gemeinsamen Schule ablehnt, ist in diesem Zusammenhang nicht einmal schlecht – erst der direkte Vergleich, der Wettbewerb wird zeigen, welcher Schulform und welchem Konzept die Zukunft gehört.

Die Schule der Zukunft muss am einzelnen Standort entstehen, in engem Zusammenwirken zwischen visio­nären Schulleitern, engagierten Lehrern und interessierten Eltern. In diesem Sinne hat auch das zweite Vorarlberger Bildungsforum Mut für neue Wege gemacht; der Besucherandrang hat gezeigt, wie groß das Interesse an einer Veränderung in der Bildungslandschaft ist. Die Landes­politik muss nun darauf aufbauen – muss dafür aber zuerst erkennen, dass die Bildungsreform eben auch gute Ansätze birgt. Fatal wäre es, wenn man die neuen Möglichkeiten nicht nutzt, nur weil die Maximalforderung des Landes, die gemeinsame Schule für alle 10- bis 14-Jährigen im Land flächendeckend einzuführen, an den alten ideologischen Fronten in Wien gescheitert ist. Es gilt, das Beste aus der Situation zu machen – im Sinne unserer Kinder und im Sinne der Zukunft unseres Landes.

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