Christoph Jenny

Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: © Dietmar Walser)

Die richtigen Schlüsse ziehen

Mai 2019

Bereits zum neunten Mal haben Industriellenvereinigung, Wirtschaftskammer Vorarlberg und die Bildungsdirektion Vorarlberg eine Befragung unter allen Vorarlberger Maturanten des aktuellen Jahrgangs durchgeführt. 1377 Schüler und Schülerinnen hatten sich daran beteiligt, sie beurteilten Bildungslandschaft, Wirtschaft und Arbeitsmarkt. Ergebnisse? 75 Prozent sind mit ihrer Schule „sehr zufrieden“ beziehungsweise „zufrieden“. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass sich 22 Prozent der Befragten unschlüssig sind, welche weitere Ausbildung oder welchen Beruf sie nach der Matura wählen sollen. Und gar 61 Prozent geben an, dass ihnen die Berufs- und Weiterbildungsentscheidung „eher schwer“ oder „sehr schwer“ falle. Weitere Ergebnisse? 55 Prozent fühlen sich an ihren Schulen „sehr gut“ oder „gut“ mit Informationen zur Wirtschaft versorgt. 36 Prozent rechnen sich am Arbeitsmarkt „sehr gute“, weitere 42 Prozent zumindest „eher gute“ Chancen aus. Und befragt nach den wichtigsten Faktoren in Bezug auf das zukünftige Arbeitsleben, sind den Befragten in Summe die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf am wichtigsten, gefolgt von einem guten Arbeitsklima und Arbeitsumfeld – und der Arbeitsplatzsicherheit. Erst auf dem vierten Platz folgt übrigens das „hohe Einkommen“, wobei sich da Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigen: Während bei der Einschätzung zur Vereinbarkeit und beim Arbeitsklima wenig Unterschiede zu sehen sind, werden die Arbeitsplatzsicherheit und die berufliche Herausforderung von den Maturantinnen deutlich wichtiger eingeschätzt. Die Maturanten hingegen bewerten das ‚hohe Einkommen‘ deutlich höher.
Was ist aus den Ergebnissen nun insgesamt zu schließen? Es zeigt sich prinzipiell, dass die Einschätzungen in weiterer Folge genauer untersucht und mit den beteiligten Partnern besprochen werden müssen. So hängt die Tatsache, dass vielen Befragten die Entscheidung, was sie nach der Matura machen sollen, schwerfällt, nicht nur mit der Fülle an Berufs- und Weiterbildungsmöglichkeiten zusammen. Zu hinterfragen gilt es allerdings, warum die vielfältigen Informations- und Beratungsangebote von Maturanten immer weniger in Anspruch genommen werden. Berufsinformation ist also zu forcieren, die jungen Menschen müssen in ihren Entscheidungsfindungsprozessen künftig stärker – und zielgerichteter – unterstützt werden. Bestehende Angebote müssen eingehend geprüft und evaluiert werden. Auch muss über Wirtschaft und wirtschaftliche Zusammenhänge umfassender informiert werden; Wirtschaft muss an den Schulen erlebbar gemacht werden. Alle involvierten Parteien sind nun gefordert, aus der Maturanten-Befragung auch die richtigen Schlüsse zu ziehen – sie alle müssen Verantwortung übernehmen.

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