Wilfried Hopfner

Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Herausgeber Thema Vorarlberg

Von zentraler Bedeutung

Dezember 2022

In der Erkenntnis, dass wir in besonders herausfordernden Zeiten leben, dürften wir uns alle einig sein, wir sollten uns – all der Schwierigkeiten zum Trotz – aber auch darin einig sein, dass wir den Mut nicht verlieren dürfen. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass wir auch die aktuellen Herausforderungen meistern werden, und dass der Wirtschaftsstandort Vorarlberg mit neuen Erfahrungen sogar gestärkt in die Zukunft gehen kann. 
Und doch ist in dieser Gemengelage, in der wir uns befinden, entsprechend zu reagieren. Europa muss die Energiepreise in den Griff bekommen, um eine De-Industrialisierung des Kontinents zu verhindern. Die internationalen Konzerne haben sich aus betriebswirtschaftlicher Sicht und aus der Verantwortung ihren Eigentümern gegenüber danach auszurichten, wo sie die besten Voraussetzungen für ihr jeweiliges Geschäftsmodell finden. Also sind in Europa jene Rahmenbedingungen zu schaffen, die gewährleisten, dass europäische Unternehmen den Anlockversuchen aus den USA und aus China auch standhalten können. Das hat zwingend und zeitnah zu geschehen.
Doch ist angesichts dieser Debatte ein Thema derzeit in den Hintergrund gerückt, welches für den Wirtschaftsstandort Vorarlberg von zentraler Bedeutung ist: der Arbeitskräftemangel im Allgemeinen und der Fachkräftemangel im Speziellen. Die gesamte Vorarlberger Wirtschaft ist auf Fachkräfte angewiesen, sie braucht bestens ausgebildete Mitarbeitende, die ihre Leistungsfähigkeit in die Unternehmen einbringen und mit ihren Innovationen die Unternehmensentwicklungen aktiv mitgestalten.
Wobei an einer Stoßrichtung kein Weg vorbeiführen wird: Dass wir neben der Adressierung von Arbeitskräften im Ausland den Fokus stark auch auf den heimischen Arbeitsmarkt richten. So gilt es mit Blick auf die demografische Entwicklung, alles daran zu setzen, dass Mitarbeitende länger im Arbeitsprozess bleiben können – und auch bleiben wollen. 
Es braucht steuerliche Anreize, damit topfitte Menschen nicht schon mit 65 in Pension oder zuvor gar schon in Frühpension gehen. Und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ebenfalls mit aller Vehemenz anzugehen: Neben der notwendigen Schaffung steuerlicher Anreize muss Kinderbetreuung in einzelnen Gemeinden oder gegebenenfalls auch im Verbund mehrerer Gemeinden einer familien- und arbeitsplatzfreundlichen Lösung zugeführt werden. Die Wirtschaftskammer Vorarlberg hat entsprechende, gute Initiativen ins Leben gerufen. Zudem ist die WKV auch in Bezug auf die Rekrutierung im Ausland gemeinsam mit der Industriellenvereinigung und der WISTO aktiv geworden. Es geht darum, ausländischen Fachkräften zu zeigen, wie attraktiv unser Wirtschaftsstandort ist und wieviel Lebensqualität unser Land zu bieten hat. Man könnte sagen: Was wir längst wissen, das sollen auch andere erfahren und erleben.

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