Wilfried Hopfner

Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Herausgeber Thema Vorarlberg

Warum suchen wir oft nach dem Haar in der Suppe?

Februar 2024

Brief des Herausgebers

Ich gebe zu, dass wir gefühlt in einem riesigen Strudel von Herausforderungen stecken, dass manchmal das Gefühl aufkommt, mit einem kleinen Boot und ausgefallenem Navigationssystem in stürmischem Meer unterwegs zu sein und vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu sehen. Wenn wir uns dann aber einmal zurücklehnen und darüber nachdenken, was gerade in den vergangenen Jahren alles gelungen und erfolgreich bewältigt werden konnte, dann verblassen diese negativen Gedanken und machen den Raum dafür frei, mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen.
Die Vorarlberger Unternehmerinnen und Unternehmer haben gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden die massiven Einwirkungen der Corona-Pandemie auf viele unserer Geschäftsmodelle – zugegebenermaßen auch mit starker Unterstützung durch staatliche Hilfen – bewältigt. Unser Wirtschaftsstandort hat durch innovative Ideen – auch zum Teil unterstützt dadurch, dass Investitionen in Alternativen wirtschaftlich vertretbar(er) wurden – und auch aufgrund der Tatsache, dass der landeseigene Energieversorger Möglichkeiten der Preisreduktion genutzt und an die Kunden weitergegeben hat, die Energiekrise gemeistert. Rohstoffverknappung und nicht nur daraus resultierende zum Teil massive Preissteigerungen haben vielfach unsere Kalkulationen deutlich belastet, aber die international tätigen Unternehmen konnten aufgrund der hervorragenden Marktstellung diese – jedenfalls zu einem großen Teil – weitergeben. Genauso wie die im Inland tätigen Branchen, welche vom weitestgehenden Erhalt der Kaufkraft der Konsumenten profitieren konnten.
Nach einigen Jahren extremer wirtschaftlicher Erfolge hat 2023 in vielen Unternehmen die Gewinndynamik etwas nachgelassen, die Ergebnisse sind aber für die meisten Unternehmen noch als gut zu bezeichnen. Es ist halt alles relativ auf dieser Welt! Stichwort Zuversicht: als realistischer Optimist gilt es nicht, bestehende Herausforderungen zu negieren oder schön zu reden! Nein, es bedeutet für mich, mit einer positiven Einstellung in Lösungen zu denken und mit einem großen Schuss Zuversicht an die Zukunft zu glauben. Zuversicht bedeutet ja nicht ein naives „Nichtsehen“ von möglichen Stolpersteinen, sondern erlaubt es, diesen möglichst auszuweichen und das Ziel vielleicht nicht auf dem kürzesten Weg, aber dennoch zu erreichen.
Es wäre natürlich vermessen, jetzt festzustellen, dass alles gut sei, dass ohnehin alles weiterläuft und wir nur ganz einfach auf hohem Niveau jammern würden. Aber bewusst machen dürfen wir uns, dass wir uns vieles leisten können, viele Freiheiten genießen dürfen und, dass wir in einer Demokratie leben dürfen, in welcher auch die Schwächeren gehört und gesehen werden und in der soziale Gerechtigkeit einen hohen Stellenwert hat.
Genauso wie der Wohlstand, den wir uns erarbeitet haben, muss aber gerade auch diese soziale Ausgewogenheit im Auge behalten werden. Beides ist keine Selbstverständlichkeit, beides entwickelt sich nicht von alleine weiter. Nein, es ist notwendig, dass wir ALLE weiterhin gemeinsam daran arbeiten! 
Miteinander und nicht Gegeneinander, mit klaren Worten und Taten aber dennoch wertschätzend und verbindend. Der attraktive Wirtschaftsstandort und unser Lebensraum brauchen Menschen, die an sich und die Zukunft glauben, die zuversichtlich anpacken, Weichen stellen, mutige Entscheidungen treffen und die bereit sind, Leistung zu erbringen. Aus meiner Sicht ein tragfähiger Vorsatz für das neue Jahr, odr?
Ich weiß, dass viele Menschen in Vorarlberg jeden Monat interessiert auf die neue Ausgabe warten. Gestatten Sie mir daher in der ersten Ausgabe dieses Jahres neben diesem zuversichtlichen Blick nach vorne auch ein DANKE an das engagierte und motivierte Thema Vorarlberg-Redaktionsteam rund um Andreas Dünser zu richten.

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