Peter Freiberger

Wertschöpfung durch Wertschätzung

Dezember 2015

Ohne Saisonarbeiter gibt es keine Wintersaison. Entsprechend groß fällt die Nervosität der Touristiker bei der Mitarbeitersuche aus. „Die Lage heuer war relativ entspannt“, sagt Harald Furtner, Geschäftsführer der Sparte Tourismus in der Wirtschaftskammer Vorarlberg.

Die Wahrnehmung der Saisonniers in der Öffentlichkeit sei eine andere als innerhalb der Branche. Saisonarbeiter seien nicht mehr die billigen, schlecht behandelten Arbeitskräfte, wie es nach außen den Anschein hat. 2014 gab es in Vorarlberg im Jahresdurchschnitt 10.637 Arbeitnehmer in der Hotellerie und Gastronomie, 5642 davon waren ausländische Arbeitskräfte. „Wir bemühen uns, die Mitarbeiter im Tourismus als Menschen abzuholen und im Land zu integrieren“, versucht Spartenobmann Hans-Peter Metzler mit dem alten Image der Geringschätzung des ausländischen bzw. auswärtigen Personals aufzuräumen. „Wertschöpfung durch Wertschätzung“ postuliert die Tourismusstrategie 2020. Die heimischen Touristiker haben diesen Slogan auf ihre Fahnen geheftet und größtenteils umgesetzt.

Die Wertschätzung für Mitarbeiter im Tourismus drückt sich beispielsweise durch die Einführung der sogenannten Starcard aus. Saisonniers – und natürlich die Lehrlinge – haben die Möglichkeit, mit der Starcard in den Genuss von Vergünstigungen in heimischen Tourismus- und Freizeitbetrieben zu gelangen. Dazu zählen unter anderem Restaurantbesuche zum halben Preis, Skifahren zum Kindertarif, Rabatte in diversen Freizeiteinrichtungen und günstige Handytarife.

Über eine Internetplattform sollen die Saisonniers wichtige praktische Informationen für das tägliche Leben einholen können, noch bevor sie ins Land kommen. Außerdem ist in den Tourismuszentren die Einrichtung von Informa­tionsstellen für Mitarbeiter geplant.

Die Arbeitgeber wollen ihre Führungskompetenzen weiterentwickeln. Saisonniers sollen ähnlich freundlich empfangen werden wie Gäste und innerhalb der Unternehmerfamilien Integration finden. Der Wunsch an die auswärtigen Mitarbeiter ist, dass sie sich ein Stück weit mit der Region identifizieren. Damit dies gelingt, möchten die Touristiker sie vor Ort fortbilden.

Auch Feedback von den Saisonniers ist gefragt. Daher will die neu geschaffene Internetplattform tourismusjob.at nicht bloß eine gewöhnliche touristische Jobbörse sein. Personen, die sich für Stellen im Vorarlberger Tourismus interessieren und bewerben wollen, erhalten auf tourismusjob.at Feedbacks über die Mitarbeiterzufriedenheit in den Unternehmen.  „Arbeitsplätze im Tourismus sind gute, zukunftssichere Arbeitsplätze“, betont Spartenobmann Hans-Peter Metzler. Im Gegensatz zu anderen Branchen sei und bleibe der Tourismus nämlich ein analoges Geschäft, in dem Menschen die Hauptrolle spielen. „Wir können sie gar nicht wegrationalisieren.“

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