Julia Schmid

Redaktion (schmid.julia@wkv.at)

(Foto: © Marcel Hagen)

Berufsbegleitend studieren, auch ohne Matura

April 2016

Akademische Lehrgänge eröffnen Menschen, die über eine fundierte Fachausbildung und Berufserfahrung verfügen, neue Karriere-Perspektiven. Denn durchlässige Weiterbildungsmodelle bieten Chancen für den Einzelnen, aber auch für die Wirtschaft.

Kaum ein Tag vergeht, an dem es keine Neuigkeiten aus dem heimischen Bildungssektor gibt. Vieles befindet sich derzeit im Umbruch. Dieser Trend macht auch vor der klassischen Erwachsenenbildung nicht halt. Bestand unser Bildungssystem sehr lange aus eigenständigen Teilbereichen, wie etwa einer Lehrausbildung mit Berufseinstieg im Gegensatz zur klassischen Schullaufbahn und anschließendem Hochschulstudium, lauten heute die Schlagworte „Lebenslanges Lernen und Durchlässigkeit der Bildungssysteme“. Diese Entwicklung bestätigt auch eine soeben veröffentlichte IMAS-Studie im Auftrag des WIFI. Für 77 Prozent der Österreicher ist demnach die Bildungsdurchlässigkeit, also die Möglichkeit, sich im Bildungssystem ohne Sackgasse weiterentwickeln zu können, ein wichtiges Kriterium. Folgende Maßnahmen erhöhen dabei laut den Befragten die Durchlässigkeit wirksam: die Lehre mit Matura, die Anrechnung erlangter Kompetenzen im Rahmen der beruflichen Weiterbildung und die Chance auf ein Studium ohne Matura.

„Wir müssen jungen Menschen die Chance geben, sich entsprechend ihrer Talente zu bilden und ein Studium zu absolvieren – egal, ob sie Matura oder eine fachspezifische Ausbildung gemacht haben. So werden Bildungswege durchlässig, und die Lehre als Fachkräfteschmiede des Landes gewinnt in Zeiten des Trends zu höheren Abschlüssen an Attraktivität“, betont WIFI-Institutsleiter Dr. Thomas Wachter. Durchlässige Bildungssysteme bauen Barrieren ab und eröffnen neue Chancen, auch für die Unternehmen. Denn die Höherqualifizierung der Mitarbeiter ist von zentraler Bedeutung für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit und die Standortattraktivität der Vorarlberger Betriebe.

Karrieremauern durchbrechen

Das umfassende akademische Angebot, das am WIFI Vorarlberg in Zusammenarbeit mit Universitäten und Fachhochschulen angeboten wird, zielt deshalb darauf ab, den Graben zwischen den verschiedenen Bildungsbereichen zu überbrücken und so auch das Image der Lehre weiter zu stärken. Diese Aufwertung der dualen Ausbildung unterstreicht auch Technik-Absolvent Thomas Hopf: „Nach meiner Meisterprüfung und langjähriger Berufspraxis war ich auf der Suche nach einer höheren, berufsbegleitenden Ausbildung. Der akademische Lehrgang Industrial-Engineering am WIFI sprach mich inhaltlich an, und die Tatsache, dass eine Matura für die Teilnahme nicht zwingend notwendig ist, war ideal für mich. Mit dieser Ausbildung in der Tasche bieten sich mir Aufstiegsmöglichkeiten in den verschiedensten Bereichen.“

Dass eine akademische Ausbildung mit ihrem Mix aus wissenschaftlichen und praxisrelevanten Inhalten neue Karrierewege eröffnet, kann auch Karl Obexer bestätigen. Nach seiner Lehre als Elektromechaniker-/Elektromaschinenbauer entschied er sich nach fünf Berufsjahren für einen Wechsel in den IT-Bereich, in dem er bis heute erfolgreich tätig ist. „Um mich selbstständig machen zu können, legte ich als Erstes die Meisterprüfung Elektromechanik und -maschinenbau ab.“ Es folgten Jahre der Selbstständigkeit, aber auch die Übernahme der technischen Leitung eines IT-Betriebs. Parallel dazu erarbeitete er sich über 30 Weiterbildungs-Zertifikate. „Durch meinen Umstieg vom erlernten Beruf als Elektromechaniker in die IT musste ich umfangreiche Ausbildungen in den verschiedensten Fachbereichen absolvieren. Die Gesamtheit meiner Ausbildung in einen akademischen Grad zu bündeln war für mich die Motivation, schließlich den Universitätslehrgang ,Management in Information and Business Technologies‘ zu belegen.“ Gesagt, getan! Durch die universitäre Ausbildung ist er bereits während des Studiums in ein neues Netzwerk eingetreten, das ihn beruflich weiterbrachte. Seit 2014 unterrichtet er im WIFI nebenberuflich an der Fachakademie für angewandte Informatik. „Die Ausbildung von Fachkräften ist mir auch dadurch ein persönliches Anliegen geworden.“

Ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Abschluss einer akademischen Ausbildung ist die Vereinbarkeit mit Beruf und Familie. Alle Lehrgänge sind so konzipiert, dass sie neben der Berufstätigkeit absolviert werden können. Die Lerneinheiten sind geblockt. Je nach Abschluss dauern die Lehrgänge zwei, drei oder vier Semester. Die im Herbst 2016 startenden akademischen Lehrgänge im WIFI Vorarlberg bieten all jenen eine Chance, die sich persönlich und beruflich weiterentwickeln möchten.

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