Christoph Jenny

Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: © Dietmar Walser)

Nicht kleinreden!

Juni 2018

Der Anteil der Lehreintritte liegt in Vor­arlberg seit Jahren konstant über 50 Prozent. Und die aktuelle Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer Vorarlberg weist auf eine weitere Stabilisierung der Lehrlingszahlen hin. Trotz demografischer Herausforderungen gelingt es in Vorarlberg also, den Anteil jener Jugendlichen, die sich für eine Lehre entscheiden, hoch zu halten. Das aber zeigt auch, dass die Motivation unserer Betriebe, sich in der Lehrlingsausbildung zu engagieren, ebenfalls ungebrochen hoch bleibt.

Dass sich die Zahl der Ausbildungsbetriebe reduziert hat, hat andere Gründe – es lässt sich mit der Struktur der Unternehmen erklären. Denn die Entwicklung der Betriebe und eben deren Struktur zeigen, dass fast die Hälfte überhaupt nur einen Lehrling ausbilden. Gerade kleine Unternehmen tun sich im Wettbewerb um die Jugendlichen am schwersten, sie finden oft keine geeigneten Kandidaten – und fallen dann aus der Lehrlingsausbildung heraus.

Was die überbetrieblichen Ausbildungszentren betrifft, ist die Situation in Vorarlberg nicht unmittelbar mit jener in anderen Bundesländern vergleichbar, sind diese Zentren bei uns doch Ergänzung und nicht Ersatz betrieblicher Ausbildung von Lehrlingen. Vor drei Jahren wurden die 150 Plätze in Vorarlberg kurzzeitig aufgestockt; nun gehen wir wieder auf 150 zurück, weil nicht alle Plätze von Jugendlichen besetzt wurden. Auch das zeigt, wo in Vorarlberg Lehre maßgeblich stattfindet – eben in den Unternehmen selbst. Im Übrigen ist der Vorwurf, der zuletzt erhoben wurde, Betriebe würden bei der Ausbildung finanziell nicht unterstützt, schlichtweg nicht nachvollziehbar. Über die Lehrstellenförderung werden in Vorarlberg bis dato nahezu elf Millionen Euro pro Jahr (!) an die ausbildenden Betriebe ausgeschüttet.

Diese finanziellen Mittel werden über den Insolvenz-Ausfallgeld-Fonds aufgebracht und somit von allen Unternehmen getragen. Speziell für kleinere Betriebe, die sich in der Lehrlingsausbildung engagieren wollen, steckt in diesem Instrument noch viel Potenzial. Darüber hinaus setzt man mit der Umsetzung der Kompetenzchecks für Lehrlinge wichtige Schritte zur weiteren Qualitätssicherung in der Lehre. Und mit den Ausbildungsberatern werden die Lehrbetriebe bei der Optimierung der Lehrlingsausbildung unterstützt. Die Leistungen unserer Ausbildungsbetriebe dürfen nicht kleingeredet werden, ganz im Gegenteil: Die Ausbildungsbetriebe sollten stärker für ihre Leistungen an den Jugendlichen und der Gesellschaft anerkannt und unterstützt werden. Mit ihrem persönlichen Engagement in der Lehrlingsausbildung ermöglichen unsere Unternehmer den Jugendlichen vor allem eines: die beste Basis für eine berufliche Karriere.

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