Peter Freiberger

Auftanken für triste Tage

Oktober 2014

Spätherbstliche Naturidylle lässt sich auf dieser romantischen Rundwanderung im Bregenzerwald erleben, bei der das Element „Wasser“ den Ton angibt. Von Hittisau geht es entlang der Bolgenach in die Engenlochschlucht.

Im November kommt man bei Wanderungen witterungsbedingt oft nicht mehr hoch hinaus, deshalb bleiben wir diesmal in niedrigen Regionen. Aber selbst da gilt es, sich der Jahreszeit entsprechend warm anzuziehen und nur mit festem Schuhwerk loszumarschieren – besonders, wenn (Klein-)Kinder dabei sind. Mütze und Handschuhe im Rucksack dürfen ebenfalls nicht fehlen – ein wichtiger Punkt, den viele vernachlässigen. Die hier vorgestellte Route ist November-tauglich, sofern es nicht bis unter 800 Meter geschneit hat.

Das pittoreske Dorf Hittisau im östlichen Bregenzerwald kennen manche vor allem wegen des Frauenmuseums. In dessen unmittelbarer Nachbarschaft, bei der Kirche, beginnt die gemütliche Runde. Kostenlose Parkmöglichkeiten stehen hier im Ortszentrum erfreulicherweise ausreichend zur Verfügung. Vor der Kirche geht es los Richtung „Kommabrücke“, die unser erstes Ziel darstellt. Wir spazieren zunächst im lieblichen Ort dahin, orientieren uns bei der Kreuzung mit der Landesstraße an „Wasserwanderweg“, um unmittelbar darauf wiederum rechter Hand am Gehsteig Richtung „Bolgenach“ hinunterzuwandern. Nun sticht gleich das Schwimmbad und dahinter ein historisches Bauwerk ins Auge – die Kommabrücke. Dabei handelt es sich um die älteste gedeckte Holzbrücke Vorarlbergs. Knapp 300 Jahre hat das 2010 sanierte Bauwerk auf dem Buckel, das in etwa 15 Metern Höhe die Bolgen­ach am Eingang zur Komma­schlucht überspannt. Der schmale, praktisch verkehrsfreie Zufahrtsweg, der dorthin führt, ist nicht zu übersehen.

Knapp vor der Brücke beginnt der „Wasserwanderweg Hittisau“ mit zahlreichen Infotafeln zur Bedeutung des Elements „Wasser“. Dem folgen wir jetzt im zweiten Abschnitt der Runde. Eindrucksvoll fällt der Blick von der Brücke in die Schlucht achabwärts aus. Selbst im November dominiert ab diesem Punkt der Wanderung die Farbe Grün, denn viele Felsen und Steine in der Kommaschlucht und später im Engenloch präsentieren sich moosbewachsen. Das satte Grün stellt einen wunderbaren Kontrast im sonst oft tristen und vor allem grauen November dar. Hier lässt es sich richtig auftanken für graue Tage! In der Folge geht es die Bolgenach entlang flussaufwärts gemütlich und fast eben voran. Wir überqueren die Ache bei der nächsten Brücke zurück zur anderen Uferseite, um uns nach ein paar Metern links an „Wasserwanderweg“ bzw. „Engenlochschlucht“ zu orientieren. Man spaziert nun ohne nennenswerten Höhenunterschied auf einem – ebenfalls praktisch verkehrsfreien – Zufahrtsweg dahin. Der wird aber nach wenigen Minuten linker Hand verlassen und gegen einen Steig getauscht („Wasser­wanderweg“).

Direkt neben der Bolgenach wandern wir – stets auf der orografisch linken Bachseite – weiter und in gleichbleibender Richtung vorbei an einer spektakulären Hängebrücke. Freilich – für die Kids heißt es an dem Punkt wohl, einen Zwischenstopp einzulegen. Die Kinder finden nämlich bestimmt großen Spaß da­ran, das ungewöhnliche, schwankende Bauwerk zu betreten. Der Steig leitet in der Folge leicht abwärts in die Schlucht, in die sich die Ache hineingefressen hat. Er verläuft darin kurzweilig über Holzstufen zwischen Felsen und Wasser, hin und wieder muss man sich sogar ein wenig ducken, um passieren zu können. Die Engstelle des Engenlochs selbst lässt sich dank großzügiger Schrift auf einem Felsen im Bach kaum übersehen. Vorsicht bei sehr niedrigen Temperaturen in dieser Passage – die Holzstufen könnten vereist sein! Der Steig führt dann wieder sanft aus der Schlucht hinaus, dreht um 180 Grad und leitet durch ein Wäldchen und Wiesen zurück zu den Häusern. „Hittisau Ortsmitte“ heißt schließlich unser Ziel (der ursprüngliche Ausgangspunkt), das nach ungefähr 90 Minuten erreicht sein sollte.

Eine Prise Kultur als Zugabe zu einer Wanderung kann nie schaden. Was bietet sich da in Hittisau besser an als ein Besuch des Frauenmuseums? Das befindet sich direkt im Dorfkern praktisch am Startpunkt der Tour und hat auch an den Wochenenden geöffnet. So entwickelt sich die Rundtour endgültig zu einer runden Sache.

 

Talort: Hittisau (790 m)
Route: Kirche – Kommabrücke – Wasserwanderweg – Engenlochschlucht – Kirche
Höhenunterschied: je rund 30 Hm in Auf- und Abstieg (gesamte Runde)
Entfernungs­kilometer: rund 4,5 Kilometer (gesamte Runde)
Gehzeit: rund 1 ½ Std. (gesamte Runde); bei intensivem Studium der Infotafeln des Wasserwanderwegs entsprechend länger
Geeignet für: Familien (Mountainbuggy nicht verwendbar)
Einkehrmöglich­keiten: diverse im Ort
Frauenmuseum Hittisau: www.frauenmuseum.at

Hinweis: Die Engenlochschlucht ist nach starken Schneefällen und im Winter offiziell gesperrt.

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