
Aus Freude am Zerstören
Die Schadenssumme beträgt jedes Jahr Zigtausende Euro, zur Kasse gebeten wird die Allgemeinheit. Auch die Polizei hat mehr Arbeit, als ihr lieb ist, mit den – meist jugendlichen – Vandalen, die aus Lust an der Zerstörung in Vorarlberg ihr Unwesen treiben.
Ein in Brand gesetztes Mopedauto in Bregenz war heuer einer der negativen Höhepunkte in Sachen Vandalismus im Land. Sonst gehören in der Regel angezündete Hecken, beschmierte oder zerstörte Buswartehäuschen, serienweise umgeworfene Blumentröge oder aus der Verankerung gerissene Müllbehälter, deren Inhalt auf der Straße landet, zum „Beuteschema“ von Vandalen. Öffentliche Einrichtungen sind ihre „beliebtesten“ Ziele.Um Kavaliersdelikte handelt es sich – schon in Anbetracht der Schadenshöhen – nicht. Es geht rechtlich betrachtet um Sachbeschädigung, für die das Strafgesetzbuch Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren vorsieht.
„Sachbeschädigung stellt ein klassisches Jugenddelikt dar“, sagt Oberstleutnant Stefan Schlosser, stellvertretender Leiter des Landeskriminalamts in Bregenz. Im Vorjahr wurden 2699 Fälle von Sachbeschädigung bei der Polizei angezeigt – ähnlich viele wie im Jahr 2005 (2665 Anzeigen). 804 Fälle hat die Exekutive geklärt. Der überwiegende Teil der ausgeforschten Täter waren Jugendliche bzw. junge Männer. Auch wenn es in der Öffentlichkeit einen anderen Anschein hat – die Fälle von Sachbeschädigungen sind in den vergangenen Jahren gesunken. Vergleicht man die Zahl der entsprechenden Anzeigen zwischen 2001 und 2013, lässt sich insgesamt eine beinahe kontinuierliche Steigerung bis 2007 erkennen. Damals gab es nicht weniger als 3526 Anzeigen. Anschließend gingen die Anzeigen ebenso fast kontinuierlich wieder zurück. Auch der aktuellste Halbjahresvergleich zeigt einen erfreulichen Trend – eine weitereAbnahme um 12 Prozent. Was das Alter der ausgeforschten Täter betrifft, spricht die Statistik eine eindeutige Sprache. Zwischen 2004 und heute hat man Jugendliche bzw. junge Erwachsene zwischen 12 und 21 Jahren als jene Altersgruppe identifiziert, auf deren Konto die meisten Sachbeschädigungen gehen. Die Vandalen sind sich der Tragweite ihrer Handlungen selten bewusst. Wer beispielsweise eine sogenannte Verkehrsleiteinrichtung – etwa einen Verkehrsspiegel – beschädigt oder zerstört, begeht bereits eine schwere Sachbeschädigung mit den entsprechenden strafrechtlichen Konsequenzen. „Vandalismus zieht sich durch alle sozialen und ethnischen Schichten“, weiß Oberstleutnant Schlosser, der sich mit dem Thema und Möglichkeiten der Prävention unter anderem auch in einer wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt hat.
Die Motive der Jugendlichen erweisen sich als ebenso banal wie vielfältig – Langeweile, Lust auf bzw. Spaß am Zerstören, Übermut. „Manchmal handelt es sich um spontane Taten, einige wollen damit vermeintliche Coolness vor Kollegen demonstrieren, andere bereits vorhandene Schmierereien bzw. Graffitis übertreffen“, erzählt Schlosser. Fast immer spielt Alkohol eine wesentliche Rolle bei Sachbeschädigungen durch junge Leute. Einzeltäter treten selten in Erscheinung, in der Regel steckt eine Gruppe dahinter – zum Beispiel junge Leute, die sich nach einem Discobesuch auf dem Weg zur Bushaltestelle oder zum Bahnhof befinden. Die Aufklärungsquote bei solchen Delikten liegt in Vorarlberg bei rund 30 Prozent und damit deutlich über der in anderen Bundesländern. Für die Allgemeinheit kommen Jahr für Jahr enorme Schadenssummen zusammen. Im Einzelfall übertreffen jedoch die Kosten der Polizeiarbeit den materiellen Schaden eines Vandalenakts. Die Exekutive setzt nicht nur bei Sachbeschädigungen, sondern generell in Sachen Jugendkriminalität auf Prävention statt auf Repression. „Seit 2007 betreiben wir an den Vorarlberger Schulen verstärkt Vorbeugung“, informiert Schlosser. 50 speziell ausgebildete Beamte besuchen dazu immer wieder die Schulen. Bemerkenswerter zeitlicher Zusammenhang: Seit damals sinkt die Zahl der angezeigten Sachbeschädigungen.
Werden junge Vandalen erwischt, nutzt die Exekutive die Gelegenheit, deren – oft nicht vorhandenes – Unrechtsbewusstsein zu schärfen. „Wie sich erwiesen hat, stellt nämlich für junge Täter die Vernehmung durch die Polizei das Unangenehmste bei den Ermittlungen dar. Hier können wir präventiv ansetzen“, sagt Schlosser.
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