Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Den Augenblick in seiner Einzigartigkeit bannen

Februar 2020

Marcel A. Mayer – ein Fotograf, der über die Grenzen des Landes seine Duftmarken setzt.
Sein neuester Coup: Veröffentlichungen in der Vogue Arabia im Jahr 2020.
Dass solche Erfolge nicht vom Himmel fallen, weiß der akribische Arbeiter Marcel A. Mayer.

Der Fotograf hat sich im Land bereits einen guten Namen gemacht. Begonnen hat alles mit einem Fotojob für das Unternehmen Liebherr mit Sitz im Oberland, den er in Rostock erfolgreich über die Bühne brachte. Von da an ging es immer bergauf. Das Geld, das er in seinen Jobs verdiente, setzte er – vor allem zu Beginn seiner Arbeit – immer wieder gleich in neues Equipment um.

Würth Weihnachtswerkstatt

Ein Job, der ihn besonders herausforderte, war ein Fotoshooting für den Würth-Konzern. Aufgabe war es, die Weihnachtskampagne für das Jahr 2019 in Szene zu setzen. Und das – wie es eben in der Branche so üblich ist – im Sommer. Die besondere Herausforderung? Der Tag des Shootings – der 31.7. – war der Vortag seiner Hochzeit. Das Ergebnis: eine spannende Kampagne und ein Fotograf, der erst um drei Uhr nachts ins Bett kam. Die gute Nachricht: Die Hochzeit fand statt.
Fotografiert wurde in Dornbirn in einer Werkstatt, die in einen großen Öltank eingebaut worden war. Zahlreiche Umbauarbeiten waren nötig, bis die gewünschte Kulisse stand. Als Weihnachtsmann fungierte das international bekannte Model Boris Djuric, der auch als Bass in der Kölner Oper auf den Brettern der Welt sein Können beweist. Das Ergebnis: eine Weihnachtswerkstatt mit einem besonderen Weihnachtsmann samt Equipment. Zu sehen unter anderem auf YouTube unter „Würth+Weihnachtswerkstatt“.
Dieses Shooting war ein Best Prac­tice-Beispiel für die Arbeitsweise von Mayers Studio MAM: Die Crew entwickelt eben nicht nur Idee und Umsetzung, sondern organisiert – auf Wunsch – die Location, adaptiert sie nach den Bedürfnissen und kümmert sich auch um die Postproduction. „Möglich ist das alles nur mit unserem großen Netzwerk, mit dem wir sehr vieles möglich machen“, meint Marcel A. Mayer.
Auf das Thema Topmodels, mit denen er bereits zusammengearbeitet hat, erzählt er schmunzelnd: „Da waren schon einige dabei, etwa Martina Karra, die auch als Schauspielerin tätig ist. Oder aus dem Ländle Juliana Ohneberg, die auf dem Weg nach ganz oben ist.“
Doch je erfolgreicher und bekannter die Models seinen, desto unkomplizierter sei die Arbeit mit ihnen. Die Zeit der „Superzicken“ sei vorbei. „Zum Glück“, wie er anfügt. Ansonsten würden sie eben nicht mehr gebucht. So sei das Geschäft.

GQs „Man of the Year“

Ein Shooting wird Mayer immer in Erinnerung bleiben: das Shooting für die Zeitschrift GQ für den „Man of the Year“ auf dem Rollfeld des Hohenemser Flughafens. Warum? „Der Sommer 2015 war extrem heiß. Auf dem Asphalt betrug die Temperatur über 40 Grad. Und wir sollten die Models in Winterkollektion in Szene setzen. In einem Heißluftballon, den wir ständig in Bewegung halten sollten. Kaum war das letzte Bild im Kasten, klappte ich zusammen. Und kam erst wieder im Krankenwagen zu mir.“ Marcel, der alle ermahnt hatte, viel Wasser zu trinken, hatte im Eifer des Gefechts selbst darauf vergessen. Und war kollabiert.
Doch es hatte sich gelohnt: Insgesamt shootete das Studio MAM drei Mal für das renommierte Magazin den „Man of the Year“. Marcel A. Mayer sieht sich weniger als Künstler, sondern vielmehr als akribischen Arbeiter. „Mein Darstellungsmittel ist nicht die Provokation, sondern die Ästhetik“, erzählt er. So geschehen beim Shooting 2019 für eine Schweizer Gesundheitskasse, wo er mit dem Nebeneinander von Jung und Alt wirkungsvolle Kontraste schuf.

Vogue 2020

Ein wichtiger Kontakt ist für MAM die international tätige Tiffany Winteler, die sich sowohl als Model als auch als Agentur einen klingenden Namen gemacht hat. „Nach einem Shooting im Ländle beschlossen wir spontan, in unserem Studio in Alberschwende eine eigene kleine Session zu veranstalten. Wir setzten Tiffany mit Beauty-Produkten in Szene, lichteten sie im Bad mit und ohne Wasserdampf, mit großen Salzkristallen und allem, was wir sonst noch im Haus hatten, ab. Im Anschluss investierten wir fünf Tage in die Bildretusche. Das Ergebnis war erstaunlich.“
Was tat Tiffany Winteler? Sie setzte sich mit der weltbekannten Modezeitschrift Vogue in Verbindung, das Ergebnis sind mehrere geplante Veröffentlichungen in der Vogue Arabia 2020. 
Doch Mayer will sich keineswegs auf Modefotografie reduzieren lassen: „Genauso gerne arbeite ich für Unternehmen in Industrie und Wirtschaft. Wichtig sind eine gute Idee und eine besondere, stimmige Umsetzung.“

Alle Dimensionen des Momentums

An dieser Stelle erwähnt er Peter Lindbergh, den Vater der Supermodels. Seine Stärke sei das Erzählen von Geschichten, Abenteuern und Begebenheiten gewesen. „All das schafft er in flüchtigen Augenblicken.“ In diesen Momenten gehe er den Tiefen des Moments in allen Dimensionen auf den Grund: In Interieur und Exterieur, in Licht und Schatten, in Architektur und Hintergrund, in Person und Gegenstand. Und da sei es eben unerheblich, ob es sich um Mode-, Produkt- oder Industriefotografie handle. Und so meint Marcel A. Mayer abschließend: „Es gibt keine schlechten Aufgaben. Es gibt nur schlechte Umsetzungen.“

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