Peter Freiberger

Den jungen Lech entlang zur Freiburger Hütte

Juni 2015

Sanft verläuft das landschaftlich großartige Zugertal zum Formarinsee unter der Freiburger Hütte, die auf dem Rauhen Joch thront. Das stattliche Schutzhaus ist ein Dorado für Mountainbiker, Wanderer und Genießer.

Scheinbar endlos schlängelt sich das Zugertal von Lech zur Formarinalpe (1871 m). Und dann wartet immer noch der Schlussanstieg zur Freiburger Hütte in 1918 Metern Höhe. Das riecht auf den ersten Blick nach Schweiß, Mühen und Blasen an den Füßen. Eine Genusstour schaut wohl anders aus.

Tatsächlich handelt es sich dabei aber um eine leichte Route zu dem Schutzhaus im Lechquellengebirge. Warum? Es darf geschummelt werden. Schon vom Postamt in Lech bringt der Ortsbus Wanderer bis zur Formarinalpe. Die anschließenden 45 Minuten – entweder über den Fahrweg oder auf dem Steig – von der Endstation hinauf zur Hütte überfordern in Sachen Kondition niemanden mehr. Purer Berggenuss ohne Mühen steht auf dem Programm.

Dermaßen einfach wollten wir es uns nicht machen. So planten wir eine Tour mit dem Mountainbike mit Startpunkt in Lech. Auf dem Rücken des Drahtesels verstreicht die Fahrt auf der Asphaltstraße durch das Zugertal beinahe wie im Flug. Und da die Route meist nur mäßig ansteigt, bleibt genügend Kraft und Muße, die wunderbare Gegend zu genießen. Kaum zu glauben, dass es sich bei dem winzigen Bächlein, das gemütlich talauswärts rinnt, um den jungen Lech handelt.

Ein Esel unter den Rindviechern

Die Formarinalpe, wo sich die schmale Asphaltstraße in einen feinen Schotterweg verwandelt, bietet abermals Anlass zum Staunen. Nicht Konditionsmangel, sondern der Anblick eines Esels auf Sommerfrische sorgt hier für offene Münder. Das ebenfalls anwesende landesübliche Weidevieh gerät zur Nebensache.

An der Stelle öffnet sich zudem der Blick in eine neue Gebirgswelt. Das Zugertal endet, es geht ein paar Meter hinunter in einen fabelhaften kleinen Kessel, in dem sich der bezaubernde Formarinsee eingenistet hat. Südlich, wenige Meter darüber, thront die Freiburger Hütte. Wer den Ortsbus zur Alpe genommen hat, kann hier aus zwei Routen zum Ziel wählen. Neben dem guten – ab nun nicht mehr asphaltierten – Fahrweg steht ein Steig zur Auswahl, der östlich oberhalb des Formarinsees zur Hütte leitet. Den sollten freilich nur trittsichere und schwindelfreie Wanderer benützen. Jetzt im Frühjahr bietet sich ob der Altschneereste und Feuchtigkeit im abschüssigen Gelände wohl ohnehin nur der Fahrweg an.

Die Mountainbiker, die bereits in Lech gestartet sind, könnten nun eine Pause einlegen, den „Motor“ im See kühlen und den Blick zur markanten, 2704 Meter hohen Roten Wand nördlich des Sees genießen. Angesichts des mit den Händen greifbaren Ziels verzichteten wir jedoch darauf, die Füße ins Wasser zu hängen. Ein Bad in dem Bergsee wagen vermutlich nur die ziemlich Harten unter der Vorarlberger Sonne. „Ausspannen auf der Terrasse“ lautete unser Motto. Fürs Relaxen würde noch Zeit genug am Endpunkt der Tour bleiben. Also nichts wie weiter!

Die Silvretta im Liegestuhl

Welch ein Glück – Hüttenwirt Markus Jankowitsch hatte auf der Terrasse zwei Liegestühle mit Blick bis in die südliche Silvretta reserviert. Er tat dies offenbar in alter Freundschaft aus seiner Zeit auf der Konstanzer Hütte im Verwall. Von dort hatte es den Bludescher ins Lechquellengebirge gezogen.

Markus und sein Team bieten echte Vorarlberger Gastfreundschaft auf der Freiburger Hütte. Die ist nicht gespielt, die freundschaftliche Atmosphäre stellt sich als echt heraus. Schade, dass der Bludescher seine Karriere als Hüttenwirt nach vielen Jahren im Herbst 2015 beenden wird.

Von der Sonnenterrasse beobachteten wir jene, die die mühsamen 1000 Höhenmeter von Dalaas im Klostertal zu dem Schutzhaus genommen haben und sich jetzt auf den letzten Metern befanden. Denen werden Speis und Trank aus der Hüttenküche wohl besonders munden. Wobei – selbst nach einer weniger anstrengenden Tour schmeckt das kühle Blonde, wie wir feststellten. Genuss setzt erfreulicherweise nicht unbedingt vorangegangene Mühen voraus.

Wir freuten uns schließlich auf die rasante Retourfahrt mit dem Mountainbike nach Lech. Bei nächster Gelegenheit wollen wir wiederkommen und dann die landschaftlich vermutlich reizvollste Route zur Freiburger wählen. Die beginnt bei der Alpe Laguz im Großen Walsertal.

Achtung: Die Freiburger Hütte öffnet am 13. Juni!

 

Talort: Lech (1444 m)
Ausgangspunkt: Postamt in Lech (für Mountainbike-Tour), günstige Parkmöglichkeit in der Anger-Tiefgarage gegenüber; Formarinalpe (für Wandervariante),
am einfachsten erreichbar mit Ortsbus ab Lech
Strecke: Fahrstraße von Lech nach Zug, asphaltierte Mautstraße von Zug zur Formarinalpe, Fahrweg bzw. Steig
Höhenunterschied: rund 500 Höhenmeter (Lech–Freiburger Hütte)
Entfernungs­kilometer: rund 17 Kilometer (Lech–Freiburger Hütte)
Fahrzeit Mountainbike: rund 2 Std. (Lech–Freiburger Hütte)
Voraussetzung: Grundmaß an Kondition (für Mountainbike-Tour); Trittsicherheit, Schwindelfreiheit für Wanderer bei Benützung des Steigs
Kinder: ab dem Babyalter (nur Wandervariante)
Einkehrmöglichkeit: Freiburger Hütte (1918 m), vom 13. Juni bis 4. Oktober geöffnet; www.freiburger-huette.at
Anreise mit Öffis: Linienbus nach Lech; Ortsbus von Lech (Haltestelle Postamt) zur Formarinalpe; Fahrplaninfos auf www.lech-zuers.at
Gehzeit ab Formarin­alpe (1871 m): rund 45 Minuten Aufstieg, gut 30 Minuten Abstieg (über Steig oder Fahrweg); rund 50 Höhenmeter; rund 2,5 Kilometer (Formarin­alpe – Freiburger Hütte über Fahrweg); Steig für Kleinkinder nicht geeignet
Wichtig: Infos über mögliche Altschneereste auf der Strecke beim Hüttenwirt

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