Andreas Dünser

Chefredakteur "thema vorarlberg" (andreas.duenser@themavorarlberg.at)

Der Mann, der die Zukunft vorwegnahm

November 2018

Im Jahr 1970 veröffentlichte der US-amerikanische Forscher Alwin Toffler seinen „Zukunftsschock“ – ein nahezu prophetisches Werk, in dem er viele Probleme und Themen der heutigen Welt vorwegnahm. Toffler schrieb vom Beschleunigungsschub und der Wegwerfgesellschaft, von modernen Nomaden, dem Umgang mit zunehmender Informationsvielfalt und ständig wachsender Komplexität. Tofflers Stärke, so heißt es, habe darin bestanden, Phänomene an den Schnittstellen von Wirtschaft, Gesellschaft und Technik zu einem sehr frühen Zeitpunkt richtig zu deuten und plausibel in die Zukunft fortzuschreiben. Natürlich hat sich manches überholt, bleibt anderes nach wie vor Fantasie. Aber viele seiner Feststellungen haben auch nach einem knappen halben Jahrhundert ihre Gültigkeit nicht nur behalten – sie muten vielmehr wie eine Beschreibung der Gegenwart an. Ausgewählte Zitate aus dem „Zukunftsschock“ belegen das Gesagte.

›› In einer Welt, die sich rascher wandelt als je zuvor in der Menschheitsgeschichte, wissen wir jämmerlich wenig darüber, wie das Lebewesen Mensch diesen Wandel zu bewältigen vermag.

›› Wir können uns auf die bevorstehenden raschen Veränderungen nur dann richtig einstellen, wenn wir der Zukunft gegenüber die richtige Haltung einnehmen und wissen, welche Rolle sie bereits in der Gegenwart spielt. 

›› Viele Menschen „spüren“ irgendwie, dass heute alles rascher abläuft … und weit verbreitet ist der unerfreuliche Verdacht, dass wir die Veränderungen nicht mehr unter Kontrolle zu halten vermögen.

›› Tag für Tag werden neue wissenschaftliche Entdeckungen gemacht, und die neuen Erfindungen und Entdeckungen werden weit schneller praktisch ausgewertet und angewendet als je zuvor. 

›› Der Beschleunigungsschub hat heute ein Ausmaß erreicht, das auch die kühnste Fantasie nicht mehr als „normal“ bezeichnen kann, die Beschleunigung ist eine der wichtigsten und gleichzeitig am wenigsten verstandenen Kräfte.

›› Vergänglichkeit ist die neue Zeitdimension des Alltagslebens.

›› Die Dauer war das Ideal der Vergangenheit.

›› Die Gesellschaft verändert sich immer schneller, und die Wirtschaft folgt diesem Trend: Langlebige Güter werden durch kurzlebige ersetzt, auf Dauerhaftigkeit folgt Vergänglichkeit.

›› Je stärker sich der Wandel beschleunigt, je mehr die Komplexität wächst, desto vergänglicher werden die Beziehungen der Menschen zu den Dingen.

›› Je rapider der Wandel, desto kurzlebiger die Bedürfnisse.

›› Nie in der Menschheitsgeschichte waren Entfernungen bedeutungsloser.

›› Was für viele Bereiche des Lebens gilt, gilt auch hier: Für viele Menschen kommt die Zukunft zu früh. 
›› Spezialisierung erhöht die Zahl der neuen Berufe. Gleichzeitig verringern technologische Neuerungen aller Art die Lebensdauer dieser Berufe. Das Auftauchen und Verschwinden der Berufe wird so schnell gehen, dass die Menschen in ihrem Berufsleben immer unsicherer werden. 

›› Organisatorische Veränderung – Selbsterneuerung – ist eine notwendige und unvermeidliche Reaktion auf die Beschleunigung des Wechsels.

›› Bei schneller Veränderung entstehen viele neue, nie dagewesene Probleme, zu deren Bewältigung traditionelle Organisationsformen nicht in der Lage sind. Mit den neuen Verhältnissen können sie nicht fertig werden ...

›› Natürlich werden auch in der Zukunft Tätigkeiten von Menschen erledigt werden. Die meisten jedoch können Computer und automatische Anlagen weit besser ausführen als Menschen.

›› Wir wissen, dass heutzutage die Veränderungen in den technologischen Gesellschaften so rasch und unaufhaltsam vonstattengehen, dass die Wahrheiten von gestern schon heute Dichtung sind. 

›› Auch die begabtesten und intelligentesten Mitglieder unserer Gesellschaft gestehen, dass sie Schwierigkeiten haben, mit der Sintflut neuer Erkenntnisse fertig zu werden.

›› Wir sind Zeuge eines geschichtlichen Prozesses, der unausweichlich die Psyche des Menschen verändern wird ... wir schaffen und verbrauchen Ideen und Images in immer schnellerem Tempo.

›› Lineare Projektionen kennzeichnen das meiste, was heute über die Zukunft gesagt oder geschrieben wird. Sie sind der Grund dafür, dass wir uns über genau die falschen Dinge Sorgen machen. 

›› Die Fortschritte der Kommunikationstechnologie demonopolisieren die Medien schnell.

›› Die Technologie der Zukunft wird unsere Individualität nicht etwa einschränken, sondern unsere Alternativen – und damit unsere persönliche Freiheit – potenzieren.

›› In den technologischen Systemen von morgen, die durch Schnelligkeit, Flexibilität und Selbstregulierung ausgezeichnet sind, werden Maschinen sich mit dem Fluss der materiellen Güter befassen, Menschen nur noch mit dem Fluss von Informationen und Erkenntnissen. 

›› Maschinen übernehmen die Routinearbeit, Menschen die intellektuellen und schöpferischen Aufgaben. Maschinen und Menschen werden nicht mehr in riesigen Fabriken und Industriestädten konzentriert sein, sondern überall verstreut und durch erstaunlich empfindliche und schnelle Kommunikationsmittel verbunden.

›› In der Beschäftigung mit der Zukunft ist Kühnheit besser angebracht als übergroße Zurückhaltung.

„Die Dauer war das Ideal der Vergangenheit.“

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