Ein Traum von Landwirtschaft
Immer mehr Menschen haben den direkten Bezug zu unserer Landwirtschaft, zu unseren Bauern, verloren. Schön, dass es Projekte wie „Schule am Bauernhof“ gibt, wo Kinder Höfe besuchen, sehen und erleben können, wie Lebensmittel erzeugt werden. Das sind dann meist Vorzeigehöfe, die ihre Tore öffnen, biologisch wirtschaften und auf Direktvermarktung setzen. Für sie macht das deshalb Sinn und diese Höfe kommen noch am ehesten an die realitätsfremden Bilder von AMA & Co. hin. Aber die Realität ist oft eine andere, die Landwirtschaft ist stark mechanisiert und rationalisiert. Die Maschinen werden immer mehr und samt den Hallen für diese immer größer – mit entsprechendem finanziellem Aufwand, der wiederum zur stärkeren Mechanisierung und Rationalisierung zwingt. Es können folglich immer größere Flächen bearbeitet und mehr Tiere versorgt werden. Der Bauer wird dadurch immer mehr zum Maschinenbediener und weniger zum naturverbundenen Natur- und Tierpfleger.
Ziel und Zweck unserer Landwirtschaft
Klar, Landwirtschaft ist in erster Linie für die Produktion von Lebensmitteln zuständig. Aber immer wichtiger ist in den vergangenen Jahrzehnten die Pflege unserer Kulturlandschaften geworden, und das wird auch entsprechend gefördert. Naturschutz und Landwirtschaft müssen nämlich wieder eins werden und dürfen sich nicht gegenseitig im Weg stehen.
Mehr Acker und weniger Vieh
Was gut und möglich wäre, ist die Eigenversorgung bei Gemüse, Salat und Obst zu erhöhen. Selbst im Bregenzerwald wurde in früheren Zeiten viel Ackerbau und Getreidewirtschaft betrieben, denn der Import von diesen Lebens- und Futtermitteln war kaum möglich, beziehungsweise viel zu teuer. Jetzt müssen freilich nicht die sehr niederschlagsreichen Talschaften wieder zu Acker- und Getreideflächen werden, aber die wertvollen Kulturböden im Rheintal könnten viel stärker dafür genutzt werden, statt für riesige Maisfelder und plastikverpackte Siloballen. Freilandhühnerbauer Bertram Martin aus Buch hat mit seinem Dinkelanbau bewiesen, dass das geht – ökologisch und ökonomisch. Dieses Potenzial sollte dringend stärker genutzt werden.
Bauern in den Talschaften
Auch in den Talschaften werden die Bauern weniger und die Höfe größer. Das hängt ursächlich mit der Mechanisierung zusammen. Zäune gehören zur Kulturlandschaft und künden im besten Fall davon, dass hier noch Vieh auf den Weiden grasen darf, Traktoren brauchen keine Zäune. Und den Traktoren sind auch die Busch- und Baumraine im Weg, die früher das Eigentum unterteilten und eine ökologische Nische darstellten und leider immer wieder gerodet werden. Eine schöne und sinnvolle betriebliche Ergänzung ist der „Urlaub am Bauernhof“. Er bedeutet nicht nur ein Zusatzeinkommen, sondern bringt auch Menschen und gegenseitiges Verständnis und Ordnung auf den Hof.
Bergbauern und Alplandwirtschaft
Zu einem großen Anliegen muss uns die Kulturlandschaft der Alpen werden. Und da ist tatsächlich die Landschaftspflege im Vordergrund zu sehen. Verbu-schungen, dem rapiden Zuwachs an Giftpflanzen wir Germer, Kreuzkraut und Eisenhut oder Farnen, sollte dringend Einhalt geboten werden. Es werden vielleicht nicht mehr alle von unseren Vorfahren gerodeten Flächen gesichert werden können, aber es sollte einen Plan geben, welche Flächen für die Menschen und die Tiere wertvoll sind. Und wir brauchen dafür mehr Ziegen, Schafe und vor allem alpfähige Rinder inklusive der Familien, die mit diesen ihren Sommer auf den Alpen verbringen.
Das Schönste am Schluss
Sehr vieles von dem Angesprochenen könnte unser Land selbst in Angriff nehmen, wenn sich Politik, Landwirtschaft, Handel und Konsumenten dieser Vision anschließen. Sowohl die nationale Landwirtschaftspolitik als auch die EU fördern diesen Weg. Und noch schöner, auch die Menschen würden es als Nutzer der Landschaft, aber auch in einem größeren Umfang als Konsumenten, unterstützen. Der Handel geht mit, sonst hätten wir keinen Weltmeister in der Regionalvermarktung von Lebensmitteln. „Träum weiter“, sagt der Bauer. Mache ich, mein Freund.
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