Simon Groß

Vorarlberger Gemeindeverband

Einbrechern auf der Spur

Mai 2018

Einbrecher hinterlassen meistens verwertbare Spuren – und doch gestalten sich die Ermittlungen oft sehr schwierig, sagt Ermittler Karl-Heinz Dietrich im Gespräch mit „Thema Vorarlberg“. Denn die Herkunft der Täter ist zwar meist klar, die Zusammenarbeit mit ausländischen Behörden jedoch oft schwierig.

Durch die hervorragende Arbeit der Sicherheitsorganisationen und die gute Zusammenarbeit mit der Bevölkerung kann sich Vorarlberg seit Jahren mit der bundesweit höchsten Aufklärungsquote behaupten. Dennoch wurde für das Gesamtjahr 2017 in Vorarlberg ein Anstieg an Einbruchsdelikten festgestellt. Insgesamt 229 Einbrüche in Wohnräume brachte die Polizei zur Anzeige, 2016 waren es 180. Weil nicht alle dieser Fälle geklärt sind und laufend weitere Delikte angezeigt werden, lässt sich nicht seriös beantworten, wie viele tatsächlich von „Einbruchstouristen“ begangen werden, erklärt der LKA-Chefermittler im Bereich Diebstahl, Karl-Heinz Dietrich. Ihm zufolge stammten die Täter meist aus Ost- und Südosteuropa – vor allem aus Rumänien, vom Balkan und aus dem ehemaligen Jugoslawien. Dass es sich dabei um bestens organisierte, gar mafiöse Einbruchs-Banden handelt, kann Dietrich hingegen nicht bestätigen: „Als Bandenkriminalität oder organisiertes Verbrechen würde ich das nicht bezeichnen. Es gibt Einbrecher, die sich einmalig für kurze Zeit hier aufhalten und dann gleich wieder weg sind und es gibt auch solche, die immer wieder auf der Durchreise ins Land kommen und Beute machen.“

Verlockende Gelegenheiten

„In der Regel geht Einbrüchen durch ausländische Täter aber kein Auskundschaften voraus“, räumt Dietrich einen weiteren Irrglauben aus. Aus konkreten Fällen weiß der Ermittler, dass die Täter sich ihre Objekte nach „günstigen Gelegenheiten aussuchen, gerade weil sie auf einem Beutezug sind“. Sie stammen zudem häufig aus armen Verhältnissen und begehen die Straftaten, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Einbrüche hinterlassen oft nicht nur Spuren im ermittlungstechnischen Sinn. Zu den psychischen Belastungen für die Opfer kommt auch ein oftmals großer Sachschaden hinzu. Meist ist dieser in Relation zur Beute sogar um ein Vielfaches höher.

Nicht nur Dämmerungs-Einbrüche

Dass Einbrecher während der Abwesenheit über die Sommermonate oder Dämmerungszeiten in Herbst- und Wintermonaten eher zuschlagen, ist bekannt. „Tatsächlich sind es aber durchaus auch Fälle, die nicht diesem typischen Muster entsprechen“, stellt Dietrich klar: „Den ganzen Tag über, bei offenen Fenstern oder Gartentüren in geschütztem Sichtbereich etwa.“ Dahingehend rät der Ermittler, Präventionsmaßnahmen unabhängig von Urlaubsplanung oder Tageszeit anzusetzen: Türen und Fenster stets geschlossen halten, Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder einsetzen, sogar, wenn man selbst zu Hause ist. Weil die Einbrüche blitzschnell ablaufen, werden sie oft auch erst dann bemerkt, wenn die Täter schon über alle Berge sind. Das liegt zum einen an der günstigen Verkehrslage in Vorarlberg und in weiterer Folge auch an der Grenznähe im Dreiländereck. Das könne man auch daran ablesen, dass es etwa im Montafon oder im Bregenzerwald deutlich weniger Einbrüche gibt als im Vorderland, dem Rheintal und generell an der Durchzugsroute entlang der Autobahn.

Ermittlungen mit hoher Treffsicherheit

„Wir stellen immer wieder fest, dass es Hemmungen gibt, merkwürdige oder verdächtige Vorkommnisse, Personen oder Fahrzeuge zu melden. Dabei könnte jeder Hinweis, der zur Polizei gelangt, ein entscheidender sein. Bei Fahndungen haben solche Tipps schon mehrfach zum Erfolg geführt“, betont Dietrich und versichert: „Sollte sich ein Verdacht als harmlos entpuppen, ist niemand böse.“ Schwierig wird es für die Kriminalbeamten immer dann, wenn es niemanden gebe, der Wahrnehmungen gemacht hat, Zeugen sich nicht an Details erinnern oder ihre Beobachtungen nicht mit Delikten in Verbindung gebracht werden können. „Ohne solche Hinweise müssen wir uns auf die Spurensicherung verlassen. Das bedeutet aber keinesfalls geringere Aufklärungschancen“, erklärt der Chefermittler. Auf dem Gebiet der Spurensicherung sei Vorarlberg nämlich bestens aufgestellt und nehme unter den Bundesländern auch eine Vorreiterrolle ein, betont der Chefermittler und stellt klar: „Es gibt keinen Einbruch, bei dem die Spurensicherung nicht im Einsatz ist. Dementsprechend hoch ist die Trefferquote.“

Länderübergreifende Arbeit

Im Kampf gegen Einbruchstourismus arbeiten die Ermittler nicht nur mit den Behörden in den Herkunftsländern der Täter zusammen, sondern können mit eigenen Verbindungsbeamten direkt vor Ort agieren. „Wenn wir etwas Dringendes haben, können wir mit diesen österreichischen Beamten jederzeit Kontakt aufnehmen. So bekommen wir sehr rasch und direkt Informationen über Personen und ihr Umfeld. Wenn es aber darum geht, konkrete Maßnahmen durchzuführen, dann sind diese an gewisse behördliche Erfordernisse gebunden“, führt der Chefermittler aus. Die Organisation von Rechtshilfe oder Hausdurchsuchungen seien mit zähen und zeitintensiven Rechtsverbindlichkeiten gekoppelt, welche die ausländischen Behörden leider oft mit sich bringen. Neben der Sensibilisierung der Bevölkerung in Vorarlberg wirken die Ermittler aber auch vor Ort präventiv: „Die Teilnahme an Hausdurchsuchungen oder Kontrollen wird medial verbreitet, etwa mit dem Hinweis, dass der Arm der Polizei bis ins eigene Haus reicht“, betont Dietrich.

 

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